Hamburger SV:Der HSV kann noch gewinnen

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Wieder Mut geschöpft: Lewis Holtby (rechts) traf beim 3:2 über Schalke. (Foto: REUTERS)
  • Der Hamburger SV gewinnt 3:2 gegen Schalke 04 - es ist der erste Sieg der Mannschaft seit Ende November.
  • Doch kann der Klassenerhalt bei fünf Punkten Rückstand noch gelingen? Trainer Titz beeindruckt mit seiner Arbeit, bremst aber die Euphorie.
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Von Carsten Scheele

Am 13. März 2018 hat Christian Titz seinen Cheftrainerjob beim Hamburger SV angetreten, und viele fragen sich, ob der HSV immer noch so schlimm vom Abstieg bedroht wäre, wenn Titz' erster Arbeitstag schon der 13. Oktober gewesen wäre, fünf Monate früher also. Oder zumindest der 13. Januar.

Denn Titz, 47, krempelt den finanziell maroden und sportlich zuletzt abgeschlagenen Klub weiter im Eiltempo um. Am Samstagabend gelang sogar der erste Sieg nach 15 sieglosen Spielen, das 3:2 (1:1) gegen den Tabellenzweiten Schalke war der erste Erfolg seit Ende November, und trotzdem haben Titz und der HSV weiter ein Problem. Weil der Kalender eben nicht Oktober oder Januar anzeigt, sondern bereits Anfang April. Nur fünf Spiele hat der HSV noch Zeit, die verbleibenden fünf Punkte (plus schlechteres Torverhältnis) auf die Mainzer auf dem Relegationsrang wettzumachen.

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Ein Knaller von Aaron Hunt beschert Hamburg das 3:2 über Schalke - und den ersten Sieg seit Ende November. Der Tabellenzweite aus Gelsenkirchen enttäuscht.

"Der HSV hat uns das Leben zur Hölle gemacht"

Doch immerhin, Hamburg glaubt wieder an den Klassenerhalt. Wegen Titz. "Man sieht ja, was er bewirkt hat", sagte Aaron Hunt, der Siegtorschütze, bei Sky über seinen Trainer: "Es ist zum ersten Mal in dieser Saison so, dass wir richtig Fußball spielen." Gegen Schalke agierte Hamburg tatsächlich nie wie ein verunsicherter Abstiegskandidat, sondern frisch und mutig, fast über 90 Minuten offensiv, im Spielaufbau erstaunlich strukturiert. Das beklagte auch Schalkes Trainer Domenico Tedesco. Sein Lob an den Gegner: "Der HSV hat uns das Leben zur Hölle gemacht."

Titz hatte wieder ein junges Team aufgeboten, im Sturm durfte Luca Waldschmidt ran, in der Abwehr überraschend Kyriakos Papadopoulos, der die Mannschaft zuvor in ein griechisches Restaurant ausgeführt hatte, um sich für seine öffentliche Wutrede nach der Niederlage gegen Hertha BSC zu entschuldigen. Los ging es trotzdem denkbar schlecht, nach neun Minuten stand es 0:1, weil die Hamburger kollektiv vergessen hatten, dass Schalkes Naldo ein gefürchteter Kopfballspieler ist. HSV-Abwehrmann Rick van Drongelen tauchte unter dem Flankenball durch, Torwart Julian Pollersbeck blieb beim Herauslaufen auf halbem Wege stehen - Naldo traf.

Doch die Hamburger blieben wach. Nur acht Minuten später köpfelte Filip Kostic nach sehr weitem Einwurf unbedrängt ein, weil sich Schalkes Torwart Ralf Fährmann und Naldo darauf verließen, dass der jeweils andere schon klären würde - ausgleichende Gerechtigkeit nach Abwehrfehlern also. Stürmisch machte der HSV weiter, belohnte sich in der zweiten Halbzeit, als Lewis Holtby, den Titz erst wieder reaktiviert hat, nach einem beherzten Flankenlauf von Tatsuya Ito aus dem Getümmel zum 2:1 (52.) traf.

Hunt zieht aus 25 Metern ab und trifft

Die enttäuschenden Schalker (zuvor sechs Siege in Serie) besannen sich noch einmal, dass sie als Tabellenzweiter ja nicht beim Schlusslicht verlieren wollten. Der eingewechselte Guido Burgstaller stand nach einem doppelten Abpraller parat, das 2:2 (63.) brachte den HSV aber nur kurz aus dem Tritt. 20 Minuten holte Hamburg Luft, dann trabte Aaron Hunt Richtung Strafraum, und weil Schalke mangelhaft verteidigte, setzte Hunt den Ball herrschaftlich aus 25 Metern in den Winkel (84.). "Wir waren einfach dran", resümierte Hunt, "weil wir klar besser waren."

Und jetzt? Zwei Siege aus den verbleibenden fünf Saisonspielen werden dem HSV kaum reichen, eher drei oder gar vier müssen her. "Wir glauben daran", erklärte Hunt. "Wir dürfen nicht abheben", warnte dagegen Trainer Titz. Er kennt ja Hamburg und das aufgeregte Umfeld. Er versprach immerhin: "Wir geben nicht auf."

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