In der erlösenden Schlussszene eines siebentägigen Triumphzugs spitzelte der deutsche Torwart Joshua Onyekwue Nnaji dem österreichischen Penaltyschützen Sebastian Eitenberger den Ball vom Schläger. Im nächsten Moment sah sich Onyekwue Nnaji von überschwänglich jubelnden Mannschaftskollegen umzingelt. Sie trugen ungewöhnliche Nationaltrikots in einer Farbe, die den vierten deutschen Hallenhockey-Weltmeistertitel aber umso angemessener widerspiegelte: Rosarot.
Mit einem 8:7-Sieg nach Penalty-Shootout (2:1) sind die deutschen Hallenhockeymänner am Sonntagabend in der kroatischen Küstenstadt Poreč erstmals seit 2011 wieder Weltmeister geworden. Der 2024er-Europameister Deutschland besiegte den 2023er-Weltmeister Österreich in einem Herzschlagfinale. Im Shootout parierte Onyekwue Nnaji vom Crefelder HTC sogar zwei Penaltys. Bei der Siegerehrung wurde er als bester Torwart des Turniers geehrt. Die Penaltys zum Sieg verwandelten Nicolas Proske vom TSV Mannheim und Ben Hasbach vom Mannheimer HC. Letzterer, 19 Jahre alt und mit 16 WM-Treffern Deutschlands erfolgreichster Schütze, wurde zum besten jungen Spieler des Turniers gekürt. Den WM-Pokal nahm Kapitän Anton Boeckel vom Club an der Alster Hamburg entgegen.

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„Das ist einfach unglaublich“, jubelte nach dem Finale der „Man of the Match“, Paul Dösch vom Berliner HC: „Wir sind erst vor zehn Tagen zusammengekommen.“ Sollte heißen: Man hatte eigentlich kaum richtig Gelegenheit gehabt, sich gemeinsam einzuspielen. Sechs Partien binnen sieben Tagen bestritt das Team der Trainer Jan Philipp Rabente und Matthias Witthaus und gewann sie sämtlich – allerdings hatte es auch schon im Viertelfinale gegen Polen eines Penaltyschießens bedurft. Ein bisschen Glück gehört halt dazu. „Wir haben höllisch gut verteidigt“, machte Dösch am Ende des Turniers als Ausschlag für den Titelgewinn verantwortlich.
„Der Wert dieses Titels ist enorm, Hallenhockey hat in Deutschland eine große Bedeutung“, sagt Trainer Rabente
„Wir sind überglücklich, nach so vielen Jahren den Titel wieder geholt zu haben“, schwelgte der Sportvorstand Martin Schultze vom Deutschen Hockey-Bund. „Der Wert dieses Titels ist enorm, Hallenhockey hat in Deutschland eine große Bedeutung“, ordnete der Trainer Rabente den Triumph ein. Auch er lobte die schnelle, effiziente Fokussierung der Spieler auf das Turnier. „Es ist unglaublich, was die Jungs in den vergangenen zehn Tagen auf die Beine gestellt haben.“
Beim Hallenhockey ist das Spielfeld deutlich kleiner als beim Feldhockey, entsprechend auch das Tor. Eine Mannschaft besteht aus einem Torwart und fünf Feldspielern. Entlang den Seitenlinien liegen zehn Zentimeter hohe Holzbalken, die ein Passspiel mit Bande ermöglichen. Eine WM im Hallenhockey wurde erstmals 2003 in Leipzig ausgetragen: Premieren-Sieger war Deutschland. Das war damals der erste von nun also vier WM-Titeln (2003, 2007, 2011, 2025) für die Männer.
Die deutschen Frauen verloren in Poreč sowohl das Halbfinale gegen Österreich als auch das Spiel um Bronze gegen Tschechien jeweils unglücklich im Penalty-Shootout. Weltmeister wurde Polen. Deutsche Frauen waren 2003, 2011 und 2018 Hallenhockey-Weltmeisterinnen.