Dirk Nowitzki:Er weiß, worauf es wirklich ankommt

Dirk Nowitzki: Hat sich bei den Dallas Mavericks in die Herzen vieler Basketballfans gespielt: Dirk Nowitzki im Juni 2006.

Hat sich bei den Dallas Mavericks in die Herzen vieler Basketballfans gespielt: Dirk Nowitzki im Juni 2006.

(Foto: LM OTERO/AP)

Dirk Nowitzki wird zum frühestmöglichen Zeitpunkt in die Hall of Fame des amerikanischen Basketballs aufgenommen. Und wieder einmal reagiert der Würzburger auf seine typische Art.

Von Jonas Beckenkamp

Für Dirk Nowitzki hatte seine Karriere als Basketballer stets etwas Surreales. Er hat sich immer wieder gewundert, wie das alles gelaufen ist. Wohin es führen kann, wenn sich einer treu bleibt, ohne Gedöns, ohne Allüren, ohne Selbstdemontage. Ist ja auch eine Mordsstory: Ein dürrer Lulatsch, der im Mief einer Würzburger Schulturnhalle seine ersten Würfe versenkte, wird in seinem Sport in 21 Profijahren zu einem der Größten der Welt.

Zum Champion in der US-Profiliga NBA, zum sechstbesten Punktesammler der Geschichte - und nun mit bald 45 zum Mitglied in der Hall of Fame. Der Vorstand des Museums hat es an diesem Wochenende verkündet: Nowitzki bekommt einen Platz in der bekannten Ruhmeshalle der NBA, die nach dem Basketballerfinder James Naismith benannt ist - und das zum frühestmöglichen Zeitpunkt, im vierten Jahr nach Ende seiner Karriere. Wer also eine Pilgerreise nach Springfield, Massachusetts, unternimmt, findet unter der ballförmigen Kuppel neben all den Idolen, Pionieren und Ausnahmeathleten bald auch ein Trikot des Würzburgers.

Als einziger Deutscher zwischen all den Jordans, Magics und Birds, jenen Koryphäen mit ihrem Heldenmythos, den sie in den USA noch ein wenig mehr zelebrieren als bei uns. Natürlich weiß auch hierzulande fast jedes Kind, wer Dirk Nowitzki ist. Aber wie genau er seine Disziplin geprägt hat, was er neben seinen 31 560 Punkten für die Dallas Mavericks geleistet hat und was ihn als Person und Körbewerfer so einzigartig macht, das wird durch seine Aufnahme in die Hall of Fame ein bedeutender Teil des Kanons im amerikanischen Sport. Es nicht die erste Ehrung: In Dallas haben sie Nowitzki eine Statue vor die Halle gestellt, sie haben eine Straße nach ihm benannt, und jedem ist klar, dass es einen wie ihn wohl nie wieder geben wird. Er selbst reagierte auf seine aktuellste Auszeichnung so, wie er das immer tut: mit dem Verweis auf die illustre Gesellschaft, in der er sich befindet.

"Amazing" sei der Jahrgang, dem er da angehöre, twitterte er (und Nowitzki twittert tatsächlich noch selbst). Er fühle sich "geehrt und voller Demut", neben dem Spanier Pau Gasol, dem Franzosen Tony Parker und Dwyane Wade sowie den beiden Coaches Gregg Popovich (einer Art Christian Streich des Basketball) und Becky Hammon am 11. August sein Hall-of-Fame-Jackett zu bekommen. Ein quietschoranges Kleidungsstück, maßgeschneidert für einen Oversize-Typen wie Nowitzki.

"Ich finde es schon Wahnsinn: Ich kann relativ gut einen Ball in ein Körbchen reinschmeißen, weil ich 2,80 Meter groß bin", scherzte er 2014 in der Doku "Der perfekte Wurf", die seine erstaunlich gute Kinderstube, seine endlosen Volltreffer auf dem Parkett und seine Erdverbundenheit gekonnt erfasste. "Aber es gibt wahrscheinlich Tausende andere Leute, die in ihrem Job genauso gut sind wie ich, die keine Sau kennt." Vermutlich ist es das, was man wahre Größe nennt: Da weiß einer, in Wahrheit immerhin 2,13 Meter lang, ganz generell um die Relationen. Das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren, das ist die Lebensleistung des künftigen Hall-of-Famers Dirk Nowitzki.

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