Hall of Fame des deutschen SportsAufarbeitung von NS-Biografien soll „Grundwerte bewahren“

Einer der Sportler in der Hall of Fame, dessen NSDAP-Mitgliedschaft lange unbekannt war: Ruderer Gustav Schäfer, Olympiasieger 1936 im Einer.
Einer der Sportler in der Hall of Fame, dessen NSDAP-Mitgliedschaft lange unbekannt war: Ruderer Gustav Schäfer, Olympiasieger 1936 im Einer. (Foto: SZ Photo)

In der Ruhmeshalle des deutschen Sports wurden mehr NSDAP-Mitglieder aufgenommen als angegeben. Als Reaktion auf eine SZ-Recherche hilft der Jury künftig eine Expertengruppe.

Eine neue Expertengruppe soll künftig die Biografien von Mitgliedern der „Hall of Fame des deutschen Sports“ im historischen Kontext einordnen. Dies sei Teil „einer umfassenden Aufarbeitung von Biografien aus der NS-Zeit“, um „die Grundwerte der 2006 ins Leben gerufenen Ruhmeshalle zu bewahren“. Das gaben die drei Träger – Sporthilfe, Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) und Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) – am Dienstag bekannt.

Hintergrund war ein Gastbeitrag des Historikers Armin Jäger in der Süddeutschen Zeitung im März. Demnach waren deutlich mehr ehemalige NSDAP-Mitglieder in der Ruhmeshalle aufgenommen worden als ursprünglich angegeben, insgesamt 15 statt fünf. Die Träger der Hall of Fame beauftragten danach den Historiker und Sportjournalisten Erik Eggers mit einer Prüfung, und Eggers habe die Erkenntnisse „weitgehend“ bestätigt. Der sporthistorische Forschungsstand sei nun in die betroffenen Biografien auf der Webseite eingearbeitet worden.

Die Expertengruppe, die sich gerade in der Gründung befinde, soll aus renommierten Sporthistorikerinnen und -historikern bestehen und Empfehlungen über mögliche Ausschlussverfahren geben. „In solch kritischen Fragen sehen wir es als Träger als unabdingbar an, der Jury, die zum Großteil aus den lebenden Mitgliedern der ‚Hall of Fame‘ besteht, eine Einordnung und damit eine Handlungsempfehlung an die Hand zu geben“, sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert.

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