Natürlich wird dieses Siebeneins in Generationen nicht vergessen sein. Natürlich werden sich alle auch in Jahren noch die Frage gefallen lassen müssen: Wo waren Sie während der Müller-Klose-Kroos-Kroos-Khedira-Halbzeit? So wie es für viele Frühgeborene heute noch ein Thema ist, wo sie die erste Mondlandung erlebten. Etwas Ähnliches wie die Ankunft auf einem fremden Planeten ist es ja gewesen, was da in der Dienstagnacht zwischen 22 Uhr und 22.45 Uhr MESZ augenreibend zu bestaunen war: Ist das wirklich wahr?
Kanariengelbe Wesen sind zu Hause auf dem Planeten Belo Horizonte, und von denen hieß es immer, sie seien die Dominatoren des Fußballspiels. In jedem Fall haben die Brasilianer schon fünf Sterne, für jeden Gewinn einer Weltmeisterschaft einen. Die Deutschen haben bislang drei Sterne gewonnen und über ihrem Wappen ins Trikot eingenäht: je einen für 1954, 1974, 1990. Sonntag, in Rio, ist der vierte reserviert.
DFB-Team im WM-Finale:Im Rausch nach Rio
Die deutsche Mannschaft spielt im WM-Halbfinale entfesselt auf und gewinnt mit 7:1 gegen Brasilien, den Rekordweltmeister. Kroos, Schürrle, Müller, Khedira und Klose erzielen die Treffer. Erstmals seit 2002 steht die DFB-Elf wieder in einem WM-Endspiel. Die Seleção weint.
Erst zur Halbzeit eingeschaltet? Pech gehabt
Es sollte dann nur niemand mehr den Fehler machen, erst zur Halbzeit den Fernseher einzuschalten, wie es viele beim Fußball tun, weil vor der Pause meist eh nix entschieden wird. Wer zu spät kam, wer die Müller-Klose-Kroos-Kroos-Khedira-Halbzeit nicht gesehen hat, wird nicht geglaubt haben, was links oben im Bild wie eine Fehlschaltung zu decodieren war: BRA 0-5 GER.
Jeder Versuch einer Erklärung des Siebeneins zielt zunächst ins Leere. Das Resultat ist die Summe unzähliger Faktoren: Natürlich standen die Brasilianer unter dem Neymar-Schock, dem Verlust ihres Besten durch einen Wirbelbruch. Natürlich kam es den Deutschen entgegen, dass nicht wie so oft bei dieser WM in der Mittagshitze gespielt werden musste. Sicher standen alle Brasilianer bei der Ecke zum 0:1 falsch, wonach alle Dämme brachen. Und sicher war es richtig, dass der in der Vergangenheit oft wechselwillige Bundestrainer exakt dieselbe Aufstellung wählte, die in Rios Hitze gegen Frankreich nicht geschmolzen war. Es war Löws Meisterstück. Er kann sich am Sonntag nur noch selbst übertreffen.