Halbfinal-Auftakt:Basketballer des FC Bayern üben Bambergs Entthronung

Basketball:  Brose Baskets - FC Bayern München

Der Münchner Jan Jagla Maik (rechts) macht mit einen Korbleger zwei Punkte, Bambergs Maik Zirbes kommt zu spät zum Verteidigen.

(Foto: dpa)

Deutlich unter Druck: Die Basketballer des FC Bayern gewinnen das erste Playoff-Halbfinale bei Titelverteidiger Bamberg 98:85. Die Baskets können gegen eine beeindruckend homogene und kühle Münchner Mannschaft den Ausfall ihres Spielmachers Anton Gavel nicht kompensieren.

Von Andreas Burkert

Nach Spielende eilte Svetislav Pesic hinüber zur ersten Reihe der Haupttribüne. Er ließ sich in der Bamberger Arena feiern vom Münchner Klubpräsidenten Uli Hoeneß, der angereist war, um seine Basketballer zu unterstützen. Die beiden umarmten sich heftig, denn der FC Bayern gewann das erste Halbfinale der Best-of-Five-Serie beim Titelverteidiger Brose Bamberg überzeugend 98:85 (38:38). Die Bayern können nach Lage der Dinge also tatsächlich dafür sorgen, dass die oberfränkische Hegemonie im deutschen Basketball mit dem Gewinn von drei Doubles seit 2010 beendet wird. Denn die Baskets sind ihren Heimvorteil los und wirken müde nach einer langen Saison mit einem freudlosen Marathon durch die Euroleague und Personalproblemen. Und ihre Qualität und ihr Teamwork reichen offenkundig nicht heran an die Bayern, deren Entwicklung seit der Amtsübernahme von Pesic im November imponierend ist.

Den nächsten Schritt ins erste Playoff-Finale des Vereins können die Bayern in Spiel zwei am Sonntag (19.05 Uhr) machen, der Trend spricht für sie: Seit Pesic coacht, sind sie daheim unbesiegt.Der Trainer gab sich hinterher dennoch reserviert, er sagte: "Ein 1:0 ist natürlich gut, besser als ein 0:1. Es ist schwer, dreimal gegen Bamberg zu gewinnen - aber jetzt ist es möglich."

Der Abend begann für die Bamberger unter den 6800 Zuschauern mit einer schockierenden Nachricht: Anton Gavel, das Herz des Baskets-Spiels, lief sich nicht warm - er lag mit 40 Grad Fieber im Bett. Seit Wochenbeginn plage den Spielmacher eine Virusinfektion, berichtete Manager Wolfgang Heyder, "das ist natürlich bitter". Gavel ist zuletzt wieder als bester Verteidiger der Liga ausgezeichnet worden, mit seinen 15 Punkten im Schnitt und vor allem mit seiner unübertroffenen Kampfeshaltung ist der Guard nicht zu ersetzen.

FC-Bayern-Sportdirektor Marko Pesic hatte wie alle erst kurz vor dem Sprungball von Gavels fiebriger Erkrankung gehört, er reagierte erstaunlich: "Das ist nicht gut für uns", sagte er.

Intensive Arbeit in der Deckung ermüdete die Baskets

Im ersten Viertel war zu erahnen, was Pesic junior zu seinem Urteil bewogen haben könnte. Auch im Fußball tun sich Teams ja manchmal schwer, wenn ein nun noch mehr motivierter Gegner in Unterzahl zu agieren hat. Die zumindest qualitativ dezimierten Baskets begannen furios und führten rasch 12:2: Sie trafen ihre ersten Dreier, Center Maik Zirbes punktete und fischte in den ersten zehn Minuten gleich sechs Rebounds. Die Bayern ließen sich davon allerdings nicht aus der Ruhe bringen, trotz einiger Ballverluste. Jan Jagla, diesmal in der Startformation, nahm freie Würfe, ebenso Brandon Thomas; das Passspiel lief, Optionen zum Fast Break wurden genutzt.

Ihre intensive Arbeit in der Deckung ermüdete zudem die Baskets. Aus der Nahdistanz vergaben sie viele Chancen, aus der Distanz agierte Bostjan Nachbar trotz am Ende 22 Punkten zu eigensinnig. Die Bayern wiederum nutzten ihre Vorteile dort, wo Bamberg verwundbar ist, am Brett. Sie punkteten in der Zone und sammelten Rebounds ein (Lawrence Roberts: 9), gegen ihre Teamdefense blieb Bamberg vier Minuten ohne Korberfolg. Als der starke Israeli Yotam Halperin (15 Punkte) zwei Freiwürfe verwandelte - führten die Münchner erstmals, 34:33 (17.). Nach einem 12:0 lagen sie sogar 38:33 in Front (19.), ehe Nachbar mit fünf Punkten zur Pause auf remis stellte.

Nach der Pause besaßen die Bayern leichte Vorteile, doch Bamberg schien jetzt einige Schlüsselerlebnisse zu sammeln: Der in den Playoffs blendend aufgelegte Flügel Sharrod Ford (13) konterte postwendend Halperins Dreier, Alex Renfroe besorgte aus der Ferne mal wieder die Führung (52:50/26.), und Philipp Neumann, der zweite junge Baskets-Center, wühlte sich gegen Jared Homan zum Dreipunkte-Spiel samt Freiwurf durch (55:50). Auf Seiten der Münchner, bei denen Spielmacher Steffen Hamann mit vier Fouls belastet war, sorgte Chevon Troutman für den Anschluss. Und der lange diskrete, jetzt aber unwiderstehliche Topscorer Tyrese Rice (25) ließ die Halle vor dem letzten Abschnitt mit einem Buzzer Beater verstummen: 60:61, Bayern wieder vorn.

Ob es dieser Dreier war, der die Baskets zermürbte, Rice' nächster Dreier zum 68:60 zu Beginn des letzten Abschnitt oder doch einfach die viel homogenere Vorstellung des breiten Bayern-Kaders - die Partie war früher entschieden als gedacht. Die Baskets verloren nun sogar Bälle beim Einwurf, und ihre Offensive mit der Ball-Rotation an der Dreier-Linie wirkte entschlüsselt. Der lange Spielmacher John Goldsberry, Renfroe oder auch der glücklose Karsten Tadda vermochten Gavel nie zu ersetzen. Über 70:60 und 79:63 (35.) zogen die mit 50-prozentiger Wurfquote glänzenden Bayern davon, das letzte Bamberger Aufbäumen beendete Jagla (16 Punkte) mit einem kühlen Sprungwurf zum 85:73 (38.).

Bambergs Entthronung steht bevor, das ahnt auch Manager Heyder: "Wenn Anton am Sonntag wieder fehlt, wird es schwer."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: