Süddeutsche Zeitung

Bayern-Präsident Hainer:"Mit Nachdruck gegen Anfeindungen in Richtung Salihamidzic"

Nach den Unstimmigkeiten mit Trainer Flick ist der Bayern-Sportvorstand in die Kritik geraten - jetzt reagiert der Rekordmeister.

Herbert Hainer hat genug von all den Beleidigungen bis hin zu offenem Hass gegen Hasan Salihamidzic. Der FC Bayern, betonte der Klubpräsident, stelle sich "geschlossen und mit Nachdruck gegen Anfeindungen" in Richtung seines Sportvorstandes, der für manche Fans des Rekordmeisters zur Zielscheibe geworden ist.

"Sachliche Kritik ist selbstverständlich immer zulässig", betonte Hainer auf der Internetseite der Bayern, und stärkte dem angeschlagenen Sportchef demonstrativ den Rücken: "Persönliche Angriffe und Hetze verurteilen wir allerdings auf das Schärfste - dafür gibt es beim FC Bayern nicht den geringsten Platz."

Die Basis sieht Salihamidzic im Dauerzwist mit Trainer Hansi Flick als Hauptschuldigen - und fordert dessen Ablösung. Dass mancher Fan dabei weit übers Ziel hinaus schießt und sich in der Wortwahl arg vergreift, missfällt selbst der Initiative "Pro Hansi Flick, Brazzo raus!". "Das dulden wir in keinster Weise", sagte Sprecher Michael Frohsz dem SID, "wir wollen das auf fairer und sachlicher Ebene regeln".

Die Gruppierung und ihr Kern, der "FC Bayern VIP Fanclub", vertritt rund 5000 Bayern-Fans und -Mitglieder weltweit und nennt sich "multikulturell". Sie hat über 66.000 Stimmen gegen Salihamidzic und für Flick gesammelt - und ist dabei selbst zum Ziel von Beleidigungen geworden. "Wir müssen ein dickes Fell haben", sagte Frohsz. Von Hainer sieht sich der 39-Jährige in eine Ecke gestellt, "in die wir nicht gehören".

Die Initiative strebt eine Mitgliederversammlung an, in der Salihamidzic abberufen wird, doch der Rekordmeister verweigert sich dem Wunsch nach einem Dialog. Mit Salihamidzic aber werde es auch künftig Konflikte geben, meinte Frohsz, "egal unter welchem Trainer". Für ihn steht fest: "Wir müssen einen neuen Sportvorstand bekommen!" Traumkandidat der Fans ist Bastian Schweinsteiger. Und auch die Bosse haben den einstigen "Fußballgott" im Blick.

Vorstand Oliver Kahn bezeichnete die Eingliederung ehemaliger Profis bei einem virtuellen Mitgliedertreffen am Dienstag als "Erfolgsfaktor" und nannte Schweinsteiger wie Philipp Lahm als Beispiele für Spieler, "die wir im Hinterkopf haben müssen". Doch er betonte allgemein: "Es wird nicht mehr reichen, nur eine Profikarriere gemacht zu haben und sofort in einem Profiklub Fuß zu fassen."

Die Fans werden wohl noch eine Weile mit Salihamidzic leben müssen. Sein Vertrag läuft bis 2023, Aufsichtsrat und Vorstand stehen fest zu ihm - auch im Konflikt mit Flick. Jede Medaille habe "zwei Seiten", führte Hainer aus. Die Klubbosse "verstehen, dass sich ein Trainer einen Kader mit am liebsten 30 Top-Stars wünscht - das geht uns ja allen so". Doch als Sportvorstand müsse Salihamidzic auch die Corona-"Schleifspuren" mit einem Umsatzverlust von rund 150 Millionen Euro berücksichtigen.

Außerdem versuchte Hainer erneut den Eindruck zu zerstreuen, Salihamidzic habe Flick bei wichtigen Personalien übergangen. Alle Entscheidungen würden "gemeinsam" getroffen, "auch bei der Zusammenstellung des Kaders". Wie es nach Flicks öffentlich bekundetem Wunsch nach Vertragsauflösung weitergeht, ist dennoch offen. Weitere Gespräche soll es nach dem Spiel beim FSV Mainz 05 am Samstag geben - womöglich bei der Meisterfeier.

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SZ/sid/bek
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