Hoeneß-Nachfolger Herbert Hainer:Der Mittelstürmer übernimmt

Der designierte Nachfolger von Uli Hoeneß beim FC Bayern hat als Geschäftsmann viel bewegt - er gehört schon länger zu den Mächtigen im Klub.

Von Uwe Ritzer

Aus dem Leben des jungen Herbert Hainer ist eine Szene überliefert, die hübsch illustriert, wie der designierte Präsident und Aufsichtsratsvorsitzende des FC Bayern tickt. Einer seiner Jugendfreunde hat die Geschichte einmal erzählt, die sich vor Jahrzehnten irgendwo auf einem niederbayerischen Fußballplatz abgespielt hat, als ein Schiedsrichter in der letzten Spielminute einen zweifelhaften Elfmeter pfiff, gegen den FC Dingolfing. Dessen Mittelstürmer regte sich darüber fürchterlich auf und legte sich lautstark mit dem Referee an. Dabei führte seine Mannschaft bereits mit acht zu null und er selbst hatte sieben Tore geschossen. Der Mittelstürmer hieß Herbert Hainer.

So sei er bis heute, ehrgeizig, ein Reißer, der nie aufgibt und nicht verlieren kann, ein Gerechtigkeitsfanatiker, direkt in seiner Ansage, und vor allem - ein Fußballverrückter. So oder ähnlich sagen es alle, die den Sohn eines Metzgers aus dem Dorf Dornwang länger und näher kennen, der es zwar nicht zum Fußballprofi, aber zum Vorstandschef des Sportartikelriesen Adidas brachte. "Ich bin enorm leidenschaftlich bei allem, was ich tue", sagte Hainer einmal selbst über sich. Und: "Ich verlange von anderen nichts, was ich nicht auch selber bringe."

Nach Studium und Anfangsjahren bei Procter & Gamble heuerte er 1987 als Vertriebsmann für Taschen, Schläger und Bälle bei Adidas an und machte schnell Karriere. Als Chef des Hauses lieferte der diplomierte Betriebswirt später eine Erfolgsgeschichte ab. Als der Manager am 30. September 2016 nach 19 Jahren im Adidas-Vorstand und 15 Jahren als dessen Vorsitzender abtritt, hat das Unternehmen unter seiner Führung sein Geschäftsvolumen verdreifacht, seinen Börsenwert verzehnfacht, den Gewinn verfünffacht und Tausende Arbeitsplätze geschaffen.

Kaum im Amt, hatte Hainer 2011 den Einstieg des Sportartikelkonzerns mit zehn Prozent bei der FC Bayern München AG eingefädelt. Ein geschickter Schachzug, denn der US-Rivale Nike, die Nummer eins der Branche, war gerade drauf und dran, anstelle von Adidas als Ausrüster beim FC Bayern einzusteigen.

So oft wie möglich sitzt Hainer im Stadion

Uli Hoeneß, der im Lauf der Jahre ein enger persönlicher Freund Hainers wurde, lobt stets dessen Zuverlässigkeit und Handschlagqualität. "Er ist grundehrlich und auf ihn ist immer hundertprozentig Verlass", sagte Hoeneß einmal in einem SZ-Interview. Wenn man so will, bündelt der Niederbayer Hainer in seiner Person und Vita, was der FC Bayern nach Hoeneß'schem Selbstverständnis sein soll: bodenständig im Wesenskern und trotzdem in der großen Sportwelt erfolgreich unterwegs.

Seit 2003 stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Bayern AG und während Hoeneß' Gefängnisaufenthalt kurzzeitig dessen Statthalter als Chef des Aufsichtsgremiums, gehört der 65-jährige Hainer schon lange zu den Mächtigen beim FC Bayern. Doch anders als es etwa der frühere Focus-Chef Helmut Markwort tat, trug Hainer seine Bedeutung im Verein nie demonstrativ vor sich her, und er plauderte auch nie öffentlich über Interna. Neben geschäftlichem Sachverstand bringt er viel Wissen über Fußball und große Fanleidenschaft mit ein. Wann immer möglich verfolgt er Bayern-Spiele live im Stadion.

Dass Herbert Hainer auch einstecken und mit Krisen umgehen kann, zeigte das Jahr 2014. Adidas schwächelte, musste seine wirtschaftlichen Erwartungen nach unten korrigieren und war am Jahresende mit einem Wertverlust von 40 Prozent der größte Verlierer aller 30 im deutschen Börsenelite-Index Dax notierten Konzerne. Seine Zeit sei vorbei, schrieben manche Wirtschaftsblätter Hainer ab, er habe keine Ideen mehr und keinen Schwung, verfolge eine falsche Strategie und einen autoritären Führungsstil. Die Heftigkeit der von ihm als unfair und übertriebenen empfundenen Kritik irritierte und ärgerte ihn. Ein Jahr später hatte er Adidas zurück in die Erfolgsspur gesteuert. Nach eigener Aussage so, wie er früher auf dem Fußballplatz agierte: "Ich habe mir gedacht: So ihr Deppen, jetzt zeige ich es euch noch mal."

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