Die Empörung über Efkan Bekiroglu könnte kaum größer sein. Der Mittelfeldspieler von 1860 München hatte am Samstag nach dem Schlusspfiff seinem Gegenspieler ans Trikot gespuckt, er kann nun im Grunde nur hoffen, dass ihm nicht eine ähnlich ruhmlose Karriere gelingt wie Frank Rijkaard. Der Niederländer war zwar ein herausragender Fußballer, aber immer auch der Spieler, dessen Speichel im WM-Achtelfinale 1990 in Rudi Völlers prächtigen Locken gelandet war. Spucke klebt ewig. Bekiroglu jedenfalls ist abgemahnt worden. Die Aktion sei "aufs Schärfste zu verurteilen", fand zum Beispiel Geschäftsführer Günther Gorenzel. Er musste das sagen.
Doch wie alle Empörungswilligen bewies Gorenzel mit seinem Urteil auch einen bemerkenswerten Mangel an Weltgewandtheit. Spucken muss nämlich nicht immer der Ausdruck mangelnden Respekts sein, wie stets unterstellt wird. Wären Bekiroglu und Rijkaard etwa Mitglieder im ostafrikanischen Volk der Massai - kein Mensch hätte sich aufgeregt. Die Massai-Verantwortlichen hätten vermutlich beide Spieler für ihre guten Manieren gelobt. Dort heißt es, wer sein Gegenüber anspuckt, zeigt seine Wertschätzung, weil er demjenigen einen Teil von sich mit auf den Weg gibt. Speichel ist wertvoller und nachhaltiger als der flüchtige Händedruck. Der Geschäftsführer Gorenzel sollte Bekiroglu beim nächsten Training also ebenfalls anspucken. Es wäre eine angemessene Entschuldigung.