Hängende Spitze:Es kann nur einen geben

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Als vor Jahren die Deutsche Fußball Liga (DFL) gegründet wurde, äußerte der DFB-Funktionär Wolfgang Niersbach die Erwartung, nun werde sein Verein endlich nicht mehr der Sündenbock in jeder Lebenslage sein müssen. Ein historischer Irrtum.

Von Phillip Selldorf

Ein Schiedsrichterpfiff schreckte das Müngersdorfer Stadion auf, als es gar keinen Schiedsrichterpfiff geben durfte. Felix Brych unterbrach das laufende Programm wegen eines akuten Notfalls - er selbst war das Opfer. Auf einem Bein humpelte der Spielleiter zum Ausgang, für die Diagnose Muskelfaserriss bedurfte es keines Medizinstudiums. Brych, der Cowboy-Typ unter den Spitzenschiedsrichtern, gab jedoch keinen Schmerz zu erkennen. Bloß Ärger über die Schwäche seines Körpers, und sein Ärger wurde nicht kleiner, als ihm der betagte Kölner Kapitän Matthias Lehmann die Schulter anbot - und er diese Anlehnung auch noch nötig hatte. Man sah es in seinem Gesicht: Brych verfluchte diesen Abend, diese Stadt und diese Welt, weshalb es von den Kölner Zuschauern sehr mitfühlend war, dass sie ihn mit Sprechchören in die Kabine begleiteten. Ob es aber das Leid des Patienten gelindert hat, dass die Leute "Fußball-Mafia DFB" und "Scheiß De-eff-behe" riefen?

Als vor Jahren die Deutsche Fußball Liga (DFL) gegründet wurde, äußerte der DFB-Funktionär Wolfgang Niersbach die Erwartung, nun werde sein Verein endlich nicht mehr der Sündenbock in jeder Lebenslage sein müssen. Ein historischer Irrtum. Unverändert gilt im deutschen Fußball: Der DFB ist schuld. Immer. Nachdem es am Freitagabend in Köln mehr als zehn Minuten dauerte, bis Brychs Ersatzmann Sören Storks den Dienst aufnehmen konnte, beschwerte sich FC-Kapitän Lehmann, früher sei so was viel schneller gegangen. Und wen verdammten die Hamburger Fans, als Storks mit seiner ersten Amtshandlung den HSVer Mergim Mavraj vom Platz stellte? Genau: die Herren von der Fußball-Mafia.

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