Bundesliga-Transfers:Haaland ordnet alles für ein angemessenes Auf Wiedersehen

Bundesliga-Transfers: Abschied mit Applaus: Dortmunds Torjäger Erling Haaland.

Abschied mit Applaus: Dortmunds Torjäger Erling Haaland.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Erling Haalands Wechsel zu Manchester City soll offenbar noch in dieser Woche fixiert werden, der BVB hat den Torjäger vorerst "freigestellt" - auch anderen prominenten Bundesligaspielern wird schon nachgestellt.

Von Philipp Selldorf

Mehrmals sah es am Samstagnachmittag beim Bundesligaspiel in Fürth aus, als ob Erling Haaland drauf und dran wäre, in Tränen auszubrechen. War das etwa schon der Abschiedsschmerz, der ihn überwältigte? Die Elegie im Bewusstsein der bevorstehenden Trennung von Borussia Dortmund?

Nein, war es nicht. In Haalands Miene drückte sich lediglich das Leiden des Torjägers aus, der aus zehn Meter Entfernung zehn Meter über das Tor schießt. Beim 3:1-Sieg des BVB am Samstag ging er leer aus - ein vertaner Tag für den torsüchtigen Mittelstürmer.

Mit dem Abschied von der Borussia hingegen hat er sich laut den jüngsten Berichten vom Fußballmarkt bereits vor mehreren Wochen arrangiert. Das englische Portal The Athletic meldete am Montag, Haaland habe den Klub schon im April über sein Fortgehen im Sommer unterrichtet. Auch Manchester City, Haalands künftiger Arbeitgeber, soll in der vergangenen Woche die Borussia ordnungsgemäß kontaktiert und darüber unterrichtet haben, die in einer Vertragsklausel definierte Ausstiegsablöse von 75 Millionen Euro für den Angreifer zu bezahlen.

Die Dortmunder bestätigten den Bericht vorerst nicht, doch sie hatten durch den neuen Sportchef Sebastian Kehl bereits am Sonntag wissen lassen, dass im Laufe der Woche Nachrichten zur Sache Haaland zu erwarten seien. Am Nachmittag erklärte der Klub dem Sender Sport 1, der 21 Jahre alte Norweger sei "zur Klärung persönlicher Angelegenheiten" freigestellt worden. Angeblich will er seinen Wechsel noch in dieser Woche fixieren, damit er am Samstag beim finalen Saisonspiel gegen Hertha BSC angemessen "Auf Wiedersehen" sagen kann.

Haaland darf mit freundlichem und dankbarem Beifall rechnen. Aus Sicht des Dortmunder Publikums geht aus der Personalie keine besondere Spannung hervor. Weder wechselt Haaland zum FC Bayern noch zu Schalke 04, und falsche Versprechungen hat er auch keine gemacht. Die Hoffnung, noch ein Jahr von seinen Toren versorgt zu werden, ist während der vergangenen Wochen erloschen, in denen der 21-Jährige vielsagend geschwiegen und nie ein Signal gesendet hat, bleiben zu wollen. Der BVB plant den personellen Neuanfang längst ohne ihn, die Einnahmen für seinen Verkauf dürfte der Klub bei der Verpflichtung der Nationalspieler Niklas Süle (FC Bayern) und Nico Schlotterbeck (Freiburg) bzw. der Anwerbung von Karim Adeyemi (Salzburg) einkalkuliert haben.

Nkunku, Schick, Diaby - auch sie sind für zahlungskräftige ausländische Vereine interessant

Die Chance auf ein weiteres Haaland-Jahr in Deutschland hätte allenfalls dann bestanden, wenn Real Madrid das Geschäft gemacht hätte. Interesse war vorhanden, noch größer ist allerdings das Interesse der Spanier an Kylian Mbappé, 23, der nach Angaben verschiedener örtlicher Medien am Montag auf dem Madrider Flughafen gelandet sein soll. Mbappé und Haaland in einem Transfersommer zu verpflichten - das wäre allerdings selbst für den Champions-League-Finalisten Real ein bisschen zu teuer geworden. Angeblich hatte man deshalb an einen Stufenplan gedacht, um die Ausgaben zu strecken: 2022 Mbappé, 2023 Haaland.

Die Bundesliga bekommt aber nicht nur im Fall Haaland zu spüren, dass die Jagdsaison begonnen hat und sie als Revier ausersehen ist. Die Sorgen hiesiger Klubvertreter, die zahlungskräftigere ausländische Konkurrenz könnte den interessantesten Topspielern nachstellen, die außerhalb des FC-Bayern-Reservats auf deutschen Fußballfeldern umherlaufen, sind offenbar berechtigt. Christopher Nkunku hat in den letzten Wochen Mediengespräche gemieden - wohl auch, um nicht über seine Zukunft reden zu müssen. Dabei gilt der Vertrag des 24 Jahre alten französischen Angreifers mit RB Leipzig noch zwei weitere Jahre.

Bayer Leverkusens Patrick Schick, 26, äußerte sich am Wochenende hingegen zweideutig - trotz einer Vertragsbindung bis 2025 und strikten Erklärungen der Vereinsspitze, einem Wechsel nicht zustimmen zu wollen. Bei Moussa Diaby, 22, Vertrag bis 2025, ist der Verbleib im Rheinland ebenfalls fraglich. Womöglich wird es im Sommer nicht nur bei den betroffenen Fans, sondern auch bei einigen um die Liga besorgten Funktionären Abschiedswehmut geben.

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