FootballNetzwerker der Cowboys

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Günter Zapf American Football Kommentator Munich Cowboys
Günter Zapf American Football Kommentator Munich Cowboys (Foto: DAZN / oh)

Günter Zapf, Kommentator, Nachtarbeiter und Football-Verrückter ist im Alter von 66 Jahren gestorben

Von Christoph Leischwitz

Als Spieler stand Günter Zapf meist in der Defensive, und schon damals hat er „viele Lebensläufe beeinflusst“, wie Werner Maier das formuliert. Als es ihn erwischte, war Maier gerade 18, ganz neu bei den Munich Cowboys und mit Abstand der Jüngste im Team. Endlich fing er im Training einen Pass, und freute sich darüber so sehr, dass er nicht bemerkte, wie sich Gegenspieler Zapf von hinten anschlich und ihm rabiat das Ei aus der Hand schlug. Im American Football ist der Fang nicht mit dem Fangen vorbei, sollte das heißen, du musst den Ball weiter schützen.

Vor allem bekannt ist Zapf als Kommentator, dem es gelang, dass Football zahllose Fernsehzuschauer nicht mehr losließ. Obendrein etablierte er auch noch die Show-Sportart Wrestling im jungen deutschen Privatfernsehen, mit seinem kongenialen Co-Kommentator Carsten Schaefer. Schreihälse gab und gibt es viele im deutschen Sportfernsehen, vor allem in Begleitung von US-Sportarten. Zapf wurde auch mal laut, aber mit einer markanten Stimme. Und wenn er sich bei der Kommentierung eines NFL-Spiels mal aufregte, schaffte er es trotzdem, nicht aufgeregt zu wirken. Weil Emotionalität und Expertise stets im Gleichgewicht waren. Weil er dadurch das Faszinosum einer damals auch geografisch so weit entfernten Sportart so erfolgreich vermittelte. In einem Interview mit Spox verbuchte er ein historisch langes Montagabendspiel der New York Jets gegen die Miami Dolphins aus dem Jahr 2000 unter seinen bleibenden Erinnerungen. Bis acht Uhr morgens deutscher Zeit hatte er am Mikro gesessen. Eine weitere: Der Super Bowl am 27. Januar 1991 in Tampa, bei dem er vor Ort war – elf Tage nach Beginn des Zweiten Golfkriegs.

Die Medienstadt München hat er für seine Zwecke genutzt

Er war einer der ersten Netzwerker des Kabelfernsehens. Die NFL wechselte im Laufe der Jahre mehrmals die Sendeplätze, aber egal welcher, Zapf war immer mit dabei. Und weil die NFL Anfang der Neunziger mit der World League einen ersten, eher erfolglosen Versuch gestartet hatte, den europäischen Markt zu erobern, knüpfte Zapf all die Kontakte, die ihn in gewisser Weise auch zu einem Funktionär machten, den auch in den USA viele kennen. Gut möglich, dass American Football in Deutschland ohne ihn heute nicht ganz so beliebt wäre.

Jedenfalls hat Zapf die Medienstadt München für seine Zwecke genutzt. Es soll Spieler bei den Cowboys gegeben haben, die nur deshalb zum „grand old team of the south“ wechselten, weil Zapf mit einem Job beim DSF lockte. Von 2000 bis 2004 wurde er noch mal Präsident der Cowboys, in einer schwierigen Phase, in der er auch dank guter Beziehungen zu Sponsoren und zu vielen der Gläubiger eine komplette Pleite des Vereins abwenden konnte.

Vergangenen Samstag, bei einem Bundesliga-Heimspiel der Cowboys, trafen sich noch mal rund 30 Spieler der Cowboys-Meistermannschaft von 1993. Obwohl Zapf als Trainer diese Mannschaft maßgeblich mitgeformt hatte, war er schon nicht mehr dabei. Nach schwerer Krankheit hat er 66-jährig vor einigen Tagen losgelassen. „Wir werden ihn als Vordenker, Macher und Vorbild in Erinnerung behalten“, schreibt Werner Maier, heute Präsident der Cowboys, in seinem Nachruf. Das Besondere an Günter Zapf: Das darf für Sportler wie für deren Funktionäre und Berichterstatter gleichermaßen gelten.

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