Günter Netzer wird 65:Rebell mit schönen Haaren

Spielmacher und Sunnyboy, Diskobesitzer und Geschäftsmann: Ein Typ, den es heutzutage im Fußball nicht mehr gibt, ist 65 Jahre alt. Eine Gratulation an Günter Netzer in Bildern.

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Mönchengladbach, 15 Grad, die Frisur sitzt - und Günter Netzer blickt in die Tiefe, aus dessen Raum heraus er einen Ball zu schlagen gedenkt. "Ich bin auf der Sonnenseite des Lebens, bin privilegiert und habe viel Glück gehabt", sagte Netzer einmal über sich. Seit 14. September 2009 ist der Fußballästhet 65 Jahre alt - ein Rückblick.

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Im Alter von neun Jahren begann Günter Netzer beim 1. FC Mönchengladbach mit dem Fußballspielen, zehn Jahre später erhielt er einen Vertrag bei der Borussia - und zeigte zu Beginn seiner Karriere, dass er sich fit zu halten gedenke.

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Schon bald wurde Netzer nicht nur Stammspieler in Gladbach, sondern auch zum "Rebell am Ball". Gerne posierte er vor seinem Porsche 911, hier mit den Kollegen Werner Waddey, Klaus Ackermann, Herbert Wimmer und Herbert Laumen. Fußball, das war für Netzer nicht nur Sport und Kunst, sondern vor allem Geschäft. "Am Samstag stehen elf Geschäftsleute auf dem Platz, von denen jeder seine eigenen Interessen vertritt. Sie suchen zusammen den Erfolg", sagte er schon zu Beginn seiner Karriere. Was heutzutage jeder weiß, war damals ein Skandal.

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Bald trug Netzer die Haare schön und fiel nicht nur mit seiner ästhetischen Spielweise auf (hier umspielt er Gerd Müller). Er war bekenndender Anhänger schneller Autos, schöner Frauen und teurer Klamotten - und kokettierte mit diesem Ruf. Gerne berichtete er von Ausflügen in die Münchner Partyszene oder von Flügen nach New York, wo er mit Frank Sinatra feierte, während die Kollegen in Gladbach trainierten.

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Netzer hatte das Glück, dass sein Gladbacher Trainer Hennes Weissweiler ihn mit den Freiheiten ausstattete, die er brauchte - und die es heutzutage nicht mehr gibt. Man stelle sich nur einmal vor, Franck Ribéry würde seinen Trainer Louis van Gaal um zwei freie Tage zu bitten, um in New York mit Brad Pitt und Angelina Jolie in eine Disko zu gehen.

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Natürlich trug Günter Netzer die legendäre Rückennummer "10" - wahrscheinlich ist in zahlreichen Lexika beim Begriff "Spielmacher" ein Bild von Netzer abgebildet. Er lief nicht besonders viel, die Grätsche gehörte nicht zu seinem Repertoire - dafür schlug er geniale Pässe. Deshalb bezeichnete ihn Rudi Völler bei seinem legendären Wutausbruch als "Standfußballer".

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Günter Netzer mit Meisterschale: Im Jahr 1971 verteidigte Borussia Mönchengladbach als erster Verein der noch jungen Bundesliga-Geschichte den Titel. Auch in Gladbach bewies Netzer Geschäftssinn: Er brachte die Stadionzeitung "Fohlenecho" heraus, die es heute noch gibt.

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Günter Netzer wusste auch seine Person stets gut zu vermarkten. Er gab gerne den lockeren Sunnyboy, dem die Erfolge nur so zufliegen. "Ich war damals das, was David Beckham heute ist", sagte er einmal - wobei die Frisur des englischen Ballkünstlers eindeutig besser ist.

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Günter Netzer und sein Ferrari Dino 246 GT. Irgendwann wurden Netzer die ständigen Reisen zu Glamourpartys zu viel, er wird sich gedacht haben: Wenn es dem Propheten zu stressig wird, zum Berg zu gehen, dann muss der Prophet eben den Berg zu sich holen. Also...

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... eröffnete Netzer die Diskothek "Lovers Lane" in Mönchengladbach. Zu seinen Gästen gehörten nicht nur Mitspieler wie Berti Vogts, sondern auch Spieler gegnerischer Vereine wie der Kölner Wolfgang Overath. Einmal soll Netzer gar offiziell beim FC Bayern München angefragt haben, ob die Spieler nach der Partie in Gladbach bei ihm feiern dürfen.

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Günter Netzer hat nur 37 Länderspiele bestritten (sechs Tore). Wolfgang Overath erhielt meist den Vorzug. Der spielte mannschaftsdienlicher, und da in der Nationalmannschaft jeder Spieler ein Star war, waren diese nicht bereit, sich Netzer so unterzuordnen wie seine Mitspieler im Verein.

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Sein bestes Länderspiel bestritt Netzer 1972 beim 3:1-Sieg in England. Es war das EM-Viertelfinale, es war der erste Sieg Deutschlands auf dem "heiligen Rasen", und Netzer verwandelte einen Elfmeter, bei dem der Ball an den Innenpfosten klatschte und von dort ins Tor rollte. Am Ende wurde die Mannschaft Europameister.

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Sein berühmtestes Spiel war jedoch das Pokalfinale 1973 gegen den 1. FC Köln. Trainer Weisweiler hatte ihn im Düsseldorfer Rheinstadion zunächst auf der Bank schmoren lassen. Vertreter Christian Kulik war nach 90 Minuten unter sengender Sonne kaputt, und Netzer ging zum Trainer und sagte: "Jetzt spiele ich." Nach nur wenigen Minuten gelang ihm mit einem verunglückten Schuss - der Ball rutschte über den Spann ab - der Siegtreffer zum 2:1.

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Netzer wechselte nach dem Pokalsieg zu Real Madrid, wo er zwei mal spanischer Meister wurde. Im Europapokal der Landesmeister spielte der gegen den FC Bayern und gegen Uli Hoeneß. Der Vollständigkeit halber: Netzer trug Schuhgröße 46 2/3 und war der erste Spieler, der beim Torwandschießen im "Aktuellen Sportstudio" fünf Treffer schaffte. Vom Weißbierglas indes traf er nie.

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1974 wurde Netzer Weltmeister mit der deutschen Nationalelf. Netzer bestritt nur ein Spiel, das auch seine einzige Partie bei einer Weltmeisterschaft bleiben sollte: Bei der 0:1-Niederlage gegen die DDR wurde er nach 70 Minuten für seinen Kölner Konkurrenten eingewechselt. "Ich fühle mich nicht als Weltmeister", sagt er heute noch über das Turnier.

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Ästheten unter sich: Franz Beckenbauer und Günter Netzer. Wie Beckenbauer wusste auch Netzer, sich nach der aktiven Karriere grandios zu vermarkten - und Geld zu verdienen.

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1978 bot Netzer dem Hamburger SV an, das Stadionheft herauszugeben. Damit hatte er schon in Mönchengladbach Erfolg gehabt, wo ihm das "Fohlenecho" zur Gehaltsaufbesserung übergeben worden war. Der HSV akzeptierte Netzer Offerte unter der Bedingung, dass er auch Manager des Vereins wurde. Die Jahre bis 1986 wurden unter den Trainern Branko Zebec und Ernst Happel die erfolgreichsten in der Geschichte des HSV: drei Meistertitel (1979, 1982, 1983) und 1983 der 1:0-Finalsieg gegen Juventus Turin im Europapokal der Landesmeister als Höhepunkt.

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Günter Netzer und die hübschen Frauen: Im Januar 1987 heiratete er im schweizerischen Gottlieben sein langjährige Freundin, das Fotomodell Elvira Lang.

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Auch nach der aktiven Karriere blieb Netzer eine schillernde Person: So trat er im Jahr 1999 in der Sendung "Stars in der Manege" als Elefantendompteur auf. Nebenbei verdiente er Geld: Er widmete sich intensiv dem Rechtehandel und der Vermarktung von Sportereignissen - erst für die Lüthi-Firma CWL, dann für Leo Kirch, heute für Infront Sports, den Partner des DFB.

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Noch bekannter indes wurde Netzer als Partner von Gerhard Delling bei Länderspiel-Übertragungen der ARD. Seine treffsicheren und kritischen Kommentare haben schon manchen Spieler und Trainer auf die Palme gebracht, dem Paar Netzer/Delling aber 2000 den Grimme-Preis.

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Was gibt es mehr zu sagen als: Herzlichen Glückwunsch zum 65. Geburtstag an einem Typen, den es heutzutage im Fußball nicht mehr gibt. Leider.

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