FC Bayern holt Gruppensieg:Nur die Robben-Debatte stört

Eigentlich könnte der FC Bayern nach dem 3:1 gegen den FC Villarreal rundum glücklich sein: Er beendet eine schwierige Gruppe in der Champions League vorzeitig als Erster. Doch den Münchner Bossen geht die Kritik an Arjen Robben "auf den Sack".

Thomas Hummel, Fröttmaning

Als Arjen Robben nach 70 Spielminuten wieder an seinem Gegenspieler Joan Oriol hängengeblieben war, murrte das Münchner Publikum so laut wie es vielleicht noch nie gemurrt hatte nach einer Aktion des Niederländers. Kurz darauf nahm ihn Bayern-Trainer Jupp Heynckes vom Platz, nur verhalten regten sich die Hände zum Applaus. Spätestens in diesem Moment haben oben auf der Tribüne wohl ein paar Herren die Köpfe zusammengesteckt und vereinbarten: Wir verteidigen unseren Arjen mit allen Mitteln!

FC Bayern Muenchen - CF Villarreal

Kam kaum ins Spiel: Arjen Robben (rechts), hier gegen Villarreals Joan Oriol.

(Foto: dapd)

So zumindest der Eindruck, als Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge nach dem 3:1-Sieg in der Champions League am Dienstagabend gegen den FC Villarreal vor die Mikrofone traten. "Wir sind mit ihm hochzufrieden", sagte Rummenigge oben auf der Tribüne, "wenn man acht Wochen lang verletzt ist, braucht man eben zwei Wochen, um wieder in Form zu kommen."

Es folgten noch ein paar giftige Worte in Richtung der Medien ("das interessiert mich schon lange nicht mehr"), die den FC Bayern und Arjen Robben nach dem 0:1 gegen Dortmund kritisiert hatten.

In etwa das Gleiche, nur mit dem Schuss Uli-Emotionalität, erklärte kurz darauf Hoeneß unten in den Katakomben der Münchner Arena: "Es geht mir auf den Sack, dass ein Weltklassespieler in Frage gestellt wird, nur weil er zwei schlechtere Spiele macht. Das lassen wir als Klub nicht zu!"

Die beiden müssen ihre Pro-Robben-Strategie auch Sportdirektor Christian Nerlinger zugeflüstert haben, denn der sagte: "Er macht eine sehr gute Entwicklung, und hat eine sehr gute Leistung gebracht."

Gerade in dieser Saison pflegt die bayerische Chefetage ihren Ruf, bei Angriffen von außen die Zähne zu fletschen und sich mit bayerischem Grimm zu wehren. Zuerst der Fall Breno, als die Bayern die Staatsanwälte öffentlich angriffen, weil diese den stark unter Brandstifter-Verdacht stehenden Spieler in U-Haft schickten. Nach der roten Karte für Jérôme Boateng in Hannover keilten Rummenigge und Hoeneß sogar zeitgleich, nur wenige Meter voneinander entfernt, gegen den angeblichen Schauspieler Sergio Pinto.

Im Fall Robben sind die Medien dran und alle anderen Kritiker gleich mit. Seit sich Präsident und Vorstandsvorsitzender nicht mehr mit inneren Querelen vor allem rund um ihre Trainer (Klinsmann/van Gaal) herumschlagen müssen, verteidigen sie ihre Bayern-Familie selbst bei kleinster Kritik.

Dabei könnte es so ruhig sein rund um diesen stets aufgeregten Gewinner-Klub. In der Bundesliga trotz der Heimniederlage gegen den Meister Dortmund Erster, im Pokal im Achtelfinale (Gastspiel beim Zweitligisten Bochum), in der Champions League einen Spieltag vor Schluss schon Gruppensieger. Und das nach einer sehr kniffligen Auslosung, mit Gegnern aus England, Italien und Spanien. "Man muss der Mannschaft ein Riesenkompliment machen, das ist eine Riesenleistung", stellte Nerlinger fest.

Müller oder Robben?

Dabei war eine Riesenleistung gegen den ersatzgeschwächten und praktisch schon ausgeschiedenen FC Villarreal nicht mehr nötig gewesen. Das schnelle 1:0 durch Franck Ribéry nach einem irren Fehlpass der Spanier entschied das Spiel bereits nach zwei Minuten. Es folgten ein Tor von Mario Gomez (23.) und das zweite von Ribéry (69.) nach dem nächsten irren Fehlpass. Das zwischenzeitliche 1:2 durch Jonathan de Guzmán (50.) trübte nichts, denn die Münchner dominierten die Partie klar und hätten noch viel mehr Tore schießen können.

Weil Manchester City in Neapel verlor, steht der FC Bayern vor der letzten Partie in England als Erster der Gruppe A fest. "Wir sind stolz und froh darüber", erklärte Stürmer Gomez. Im Achtelfinale treffen die Münchner auf einen Gruppenzweiten und gehen ein paar Favoriten wie Real Madrid oder Inter Mailand aus dem Weg.

Doch ein durch und durch glücklicher Abend ist beim FC Bayern selten, irgendeine störende Debatte tut sich meistens auf. Diesmal störte die Debatte um Arjen Robben das reine Glück, was vor allem am Auftreten des Niederländers auf dem Platz lag. Denn dort spielte zwar ein Profi Rechtsaußen bei den Münchnern, der sich bewegte wie Robben, auf den Zehenspitzen dribbelte wie Robben, nach einem Foul theatralisch zu Boden ging wie Robben.

Doch das alles spielte sich so gar nicht im gewohnten Robben-Tempo ab. Er tänzelte mit Ball auf seine Gegenspieler zu, doch statt wie gewohnt an ihnen vorbeizufliegen, nahmen sie ihm den Ball ab. Er wollte mit seinen Robben-Haken nach innen ziehen, wie er das immer tut - doch er blieb hängen. Er passte zu seinen Mitspielern, doch der Ball rollte ins Aus. Dem Niederländer gelang sehr, sehr wenig. Nur etwas mehr als am Samstag gegen Borussia Dortmund.

Acht Wochen Verletzungspause wegen einer Schambeinentzündung und einer Leistenoperation waren nicht zu übersehen. Dennoch sah er später glücklich aus, als er sagte: "Physisch ist es noch nicht top. Aber es kommt, es wird. Und da müssen wir dran arbeiten und alles wird besser." Robben forderte weiterhin Einsätze, um sich die Wettkampfpraxis zu holen: "Ich brauche den Rhythmus, und den kannst du nur durch Spiele bekommen."

Selbst wenn Hoeneß und Rummenigge davon nichts hören wollen: Es deutet sich hier ein kleiner Konflikt an. Gegen Villarreal bekam Thomas Müller "eine schöpferische Pause", wie Trainer Heynckes erklärte, "doch Thomas Müller ist ein absoluter Stammspieler". Kehrt der Nationalspieler am Sonntag beim FSV Mainz zurück in die Stammformation, muss einer in der offensiven Mittelfeldreihe weichen: Unwahrscheinlich ist, dass Franck Ribéry bei dieser wichtigen Partie eine Pause bekommt. Toni Kroos machte zentral offensiv eine herausragende Partie, viel besser als eine Planstelle defensiver gegen Dortmund.

Bleibt also nur Robben als Streichkandidat? Der bei den Offensiv-Festspielen zu Saisonbeginn ohnehin verletzt fehlte? Trainer Heynckes muss in den kommenden Tagen sein ganzes Moderatorengeschick aufbringen. Weil es ab sofort eine Position zu wenig gibt für all seine Offensiv-Granden.

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