Dass Georgios Samaras körperlich unversehrt aus diesem Menschenknäuel entkam, ist ein Wunder des Fußballs. Alle Mitspieler, Physiotherapeuten, Trainer, ganz Griechenland rannte hinüber zur Eckfahne und begrub den 29-jährigen Offensivspieler von Celtic Glasgow unter sich.
Doch nach glaubhaften Versicherungen der TV-Anstalten mit ihren Bildern wurde Samaras nach dem Schlusspfiff beim Jubeln gesehen. Die Landsleute hätten eigentlich pfleglicher mit ihm umgehen sollen, denn sein Name geht in die Geschichte des griechischen Fußballs ein.
Mit dem verwandelten Elfmeter in der Nachspielzeit zum 2:1 gegen die Elfenbeinküste qualifiziert sich die griechische Nationalmannschaft zum ersten Mal für ein Achtelfinale einer Fußball-Weltmeisterschaft. Gegner dort ist Costa Rica.
Die sogenannte goldene Generation der Elfenbeinküste verabschiedet sich hingegen zum dritten Mal in Serie nach der Vorrunde. Didier Drogba und Kollegen hätten es nach dieser Leistung auch nicht verdient gehabt, so schwach spielten sie im Estádio Castelão in Fortaleza.
2006 und 2010 hatten sie sogar zum erweiterten Kreis der Favoriten gehört, doch jedes Mal war nach drei Spielen Schluss. Diesmal spielte diese Gruppe aus teilweise großen europäischen Klubs über weite Strecken eher auf dem Niveau einer Zweitliga-Truppe. Das 1:2 gegen Griechenland war verdient, auch wenn es erst durch einen Elfmeter zum Schluss zustande kam. Giovanni Sio hatte Samaras klar gefoult.
Besonders emotional verlief der Abend für die Brüder Yaya und Kolo Touré. Sie hatten vor diesem Spiel die schwierigste Wahl gehabt, die man sich vorstellen kann: Nach England fliegen, wo ihr 28 Jahre alter Bruder Ibrahim vor fünf Tagen an einem Krebsleiden gestorben war. Oder in Brasilien bleiben, und sich so gut es ging auf das entscheidende Spiel in der Gruppe C vorbereiten. Sie entschieden sich zu bleiben. Ein Sprecher der ivorischen Mannschaft hatte erklärt, die beiden wollten im Sinne Ibrahims, der früher ebenfalls Fußballprofi war, die WM zu Ende spielen.
Yaya und Kolo Touré spielten, aber sie spielten weit unter ihrem normalen Niveau. Wobei sie damit in ihrer Mannschaft keineswegs auffielen.
Die Griechen hatten das Spiel unbedingt gewinnen müssen, um rechnerisch eine Chance zu haben auf das Achtelfinale. Was eine schier unlösbare Aufgabe zu sein schien. Griechenland hatte es geschafft, in sieben von acht bisherigen WM-Auftritten kein Tor zu erzielen, Trainer Fernando Santos war deshalb vor der Begegnung in Ironie abgedriftet: "Ist mir egal, wer die Tore schießt. Wir brauchen jemand, der trifft. Und wenn Karnezis trifft", hatte er gesagt. Orestis Karnezis ist Torhüter.