Greuther Fürth:Mit leerem Blick

SC Paderborn 07 - SpVgg Greuther Fürth

Nicht genug reingekniet: Auch Fabian Reese (r.) hatte Mühe, die Paderborner vom Ball zu trennen. Fürths Bilanz lautet nun 0:18 Tore aus sechs Spielen.

(Foto: Guido Kirchner/dpa)

Nach dem 0:6 in Paderborn steht Fürths Trainer Damir Buric im Fokus. Die ausbleibenden Erfolge machen dem Zweitligisten schwer zu schaffen.

Von Sebastian Leisgang

Um einen Eindruck davon zu gewinnen, was die vorangegangenen 90 Minuten mit Damir Buric gemacht hatten, genügte es, den Trainer der SpVgg Greuther Fürth zu beobachten, während sein Gegenüber Steffen Baumgart über seinen Spieler Sven Michel sprach. Buric, 54, saß im Presseraum des SC Paderborn, sein Blick war leer. Er blinzelte, bewegte den Kopf keinen Zentimeter und wirkte abwesend. Wenn eine Mannschaft gerade 0:6 verloren hat und ein Trainer ein solches Bild hinterlässt wie Buric in diesem Augenblick, dann heißt es, er habe teilnahmslos gewirkt. Vielleicht gar paralysiert. Manchmal aber sagt ein Gesichtsausdruck tatsächlich mehr. Buric wirkte nicht nur paralysiert - er war es.

Kurz zuvor hatte Fürths Trainer das zurückliegende Spiel selbst eingeordnet. Er hatte die Fehler seiner Defensive beklagt, er hatte die Offensive des Gegners gerühmt, und er hatte ob des erschreckenden Auftritts seiner Mannschaft zugegeben: "Da muss man sich schämen." Diesem Satz war im Grunde nichts mehr beizufügen, dennoch bot es sich im Nachgang des Spiels an, die Ankündigungen im Vorfeld des Spiels gegenzuschneiden, um sich des Ausmaßes der Niederlage bewusst zu werden. Vor der Aufgabe in Paderborn hatte Buric gefordert, die Mannschaft müsse sich "mit aller Kraft wehren" und "defensiv an die Leistung anknüpfen", die sie beim 0:1 zum Jahresauftakt gegen den FC Ingolstadt gezeigt hatte.

Nun ja. Das mit der Gegenwehr war dann so eine Sache. Und das mit der Defensive auch. So drängte sich die Frage auf, wo diese Fürther überhaupt waren, die der SC Paderborn vor der Partie pflichtbewusst in seinem Programmheft als Gegner angekündigt hatte.

Im Umfeld hat Buric längst an Kredit eingebüßt. Die Fans fragen sich nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand, ob dieser Trainer noch der richtige ist. 0:18 Tore in sechs Spielen ergeben null Siege: Die Entwicklung der vergangenen Wochen ist alarmierend, und Buric kann nicht mal mehr für sich reklamieren, seiner Mannschaft einen stimmigen Plan für die Defensive vermitteln zu können. Bevor die Krise einsetzte, hatte er es zumindest verstanden, das Spiel des Gegners mit taktischen Finessen außer Kraft zu setzen. Das gelingt inzwischen längst nicht mehr, und offensiv beruhte schon in den erfolgreichen ersten Saisonwochen einiges auf dem individuellen Können eines Daniel Keita-Ruel oder eines Tobias Mohr. So sprang ab und zu versehentlich mal ein Spektakel heraus wie bei jenem 4:1 in der Vorrunde gegen Holstein Kiel. In den vergangenen sechs Spielen aber haben die Fürther präzise null Tore zustande gebracht - auch, weil sich Keita-Ruel derzeit selbst ein Rätsel ist und Mohr verletzt fehlt.

Dass die ausbleibenden Erfolge dem Klub durchaus zu schaffen machen, ließ sich schon vor dem Jahreswechsel beim 0:0 in Sandhausen erkennen, als Buric, dieser sonst so besonnene, um Haltung bemühte Mann, dem vierten Offiziellen mit der Hand gegen die Brust stieß. Inzwischen ist die Krise noch weiter vorangeschritten, sie hat Buric der Emotionen beraubt. So zumindest wirkte es, als er am Samstagmittag nach dem Spiel in Paderborn im Medienraum saß. Wenigstens sagte Buric noch: "Wir müssen uns bei unseren Fans einfach entschuldigen - weil diese Art und Weise geht nicht." Die Fans, die Fürths Trainer da ansprach, hatten der Mannschaft kurz zuvor im Stadion den Rücken zugekehrt.

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