Zweite Liga:Ein Remis zu viel

Zweite Liga: Letzter Abtritt: Nach dem 2:2 gegen Hansa Rostock wurde Trainer Marc Schneider von der SpVgg Greuther Fürth freigestellt.

Letzter Abtritt: Nach dem 2:2 gegen Hansa Rostock wurde Trainer Marc Schneider von der SpVgg Greuther Fürth freigestellt.

(Foto: Wolfgang Zink/Imago)

Bundesligaabsteiger Greuther Fürth trennt sich nach dem 2:2 gegen Rostock von Trainer Marc Schneider, dem in 13 Pflichtspielen nur ein Sieg gelang. Vorerst leiten die Co-Trainer die Übungseinheiten.

Von Stefan Galler

Branimir Hrgota nahm den Kopf hoch, legte die Kugel quer zu Afimico Pululu, der völlig frei vor dem Rostocker Kasten stand. Dieser hätte den Ball annehmen und Hansa-Torwart Markus Kolke vor dem Abschluss sogar noch fragen können, in welche Ecke er ihn denn gerne bekommen würde. Doch der Stürmer aus Angola, vor der Saison vom FC Basel zum Fußball-Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth gekommen und bislang ausschließlich als Joker tätig, drosch das Spielgerät direkt in den mittelfränkischen Nachthimmel. Nichts war es mit der Entscheidung zum 3:1, zwei Minuten vor dem Beginn der Nachspielzeit. Stattdessen gelang Rostock noch der 2:2-Ausgleich per Elfmeter - womit das Kleeblatt zwar zum vierten Mal in Serie nicht verloren hatte, aber weiterhin bei nur einem kläglichen Saisonsieg aus 13 Pflichtspielen stand. Und das als Bundesligaabsteiger.

Für den Verein war dieses Remis am Freitag eines zu viel - tags darauf wurde Trainer Marc Schneider von seinen Aufgaben entbunden, nachdem er in der Pressekonferenz nach dem Spiel schon eine leise Ahnung davon hatte, was ihm bevorstand: "Am Schluss waren wir nicht in der Lage, das Spiel zu entscheiden. Das hätten wir tun müssen, in der zweiten Halbzeit, mit dem dritten Tor. Dann würden wir über nichts diskutieren."

Bei den Fans herrscht nackte Angst, in die Drittklassigkeit durchgereicht zu werden

Doch es wurde weiter diskutiert, weil seine Spieler verpasst hatten, ihren Trainer zu schützen - obwohl sie über weite Strecken der Partie klar überlegen und dazu noch eine halbe Stunde lang in Überzahl gewesen waren nach einem Platzverweis gegen Rostocks John Verhoek (62.). Kapitän Hrgota stellte sich nach dem Schlusspfiff am Zaun den Fans, bei denen nicht nur Ärger herrscht, sondern auch die nackte Angst davor, in die Drittklassigkeit durchgereicht zu werden. Die Fans hatten schon vor einer Woche beim 2:2 in Regensburg die Ablösung Schneiders gefordert. Fürths Geschäftsführer Sport, Rachid Azzouzi, hatte dort noch klargestellt, zu Schneider zu stehen: "Ich bin überzeugt, dass wir das drehen können. Die Mannschaft macht einen sehr guten Eindruck und wächst als Team zusammen."

Dass sich diese Überzeugung nun doch schnell verflüchtigt hat, kommt insbesondere deshalb überraschend, weil Fürth nicht als heißes Pflaster für Trainer bekannt ist. Ganz im Gegenteil, Stefan Leitl blieb in der vergangenen Saison sogar im Amt, als er mit seiner im Oberhaus überforderten Mannschaft gleich mehrere Bundesliga-Negativrekorde von Tasmania Berlin aus den Sechzigerjahren ausradierte: den schlechtesten Saisonstart, den es je gab, die meisten Heimspiele ohne Sieg, zwölf Niederlagen hintereinander. Doch der Klub stand zu Leitl, der natürlich alleine schon deshalb einen Bonus hatte, weil er das Kleeblatt in der Saison davor in jene Bundesliga geführt hatte. Und er hätte auch nach dem Abstieg im Ronhof bleiben dürfen, wäre er nicht auf eine neue Herausforderung aus gewesen und deshalb zu Hannover 96 gewechselt.

Eine etwas naive Spielweise und fehlendes Glück - letztendlich wurden Schneider die fehlenden Ergebnisse zum Verhängnis

Fürth holte den hierzulande weitgehend unbekannten Schweizer Schneider, der beim belgischen Zweitligisten Waasland-Beveren im Februar 2022 entlassen worden war. "Die Philosophie und Herangehensweise, die Marc uns in den Gesprächen vorgestellt hat, deckt sich mit dem, was wir uns für die Spielvereinigung vorstellen", sagte Geschäftsführer Azzouzi, als er Mitte Mai die Verpflichtung des Schweizers bekanntgab. Schneider hatte "offensiven, attraktiven, intensiven Fußball" in Aussicht gestellt. Und auch menschlich habe man laut Azzouzi "sofort auf einer Wellenlänge" gelegen. Ein Faden, den der frühere Profi auch zum Ende der Zusammenarbeit wieder aufgreift: Der Geschäftsführer lobte "die menschlich außergewöhnliche und gute Zusammenarbeit" und wünschte Schneider "für seine weitere Karriere nur das Beste".

Offenbar war es weniger die bisweilen etwas naive Spielweise des allerdings auch oftmals glücklosen Bundesligaabsteigers, die zur Trennung führte. Am Ende kosteten den 41-jährigen Übungsleiter vor allem die fehlenden Ergebnisse den Job: "Wir haben in den letzten Wochen viel versucht, auch Marc hat alles versucht, aber am Ende müssen wir festhalten, dass wir uns zwar punktetechnisch leicht verbessert haben, aber nicht so, wie wir uns alle das vorstellen", teilte Azzouzi in einer Presseerklärung mit. Und in diese kam sogar der geschasste Fußball-Lehrer zu Wort: "Leider haben wir nicht die Punkte eingefahren, wie wir das hätten können", wird Schneider zitiert. Er sei sich sicher, "dass die Mannschaft sich aus der aktuellen Situation herausarbeiten wird".

Unter welcher sportlichen Führung, das ist bislang offen. "Bis auf Weiteres" leiten die Co-Trainer Rainer Widmayer und Stefan Kleineheismann das Training, teilte der Verein mit. Azzouzi wollte sich am Sonntag nicht weiter äußern.

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