Süddeutsche Zeitung

Greuther Fürth:Last von den Schultern

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Mike Büskens und die Spielvereinigung schöpfen mit dem 3:0 gegen Fortuna Düsseldorf neuen Mut im Abstiegskampf.

Von Fabian Swidrak

Als Mike Büskens schließlich das Wort ergriff, hatte er sich wieder im Griff. Was auf dem Rasen passiert war, lag hinter ihm. Soeben hatte der Trainer der SpVgg Greuther Fürth mit seiner Mannschaft den ersten Sieg seit zuvor acht erfolglosen Partien eingefahren. Ein klares 3:0 (1:0), ausgerechnet gegen Fortuna Düsseldorf, seinen vormaligen Klub und Arbeitgeber. Und jetzt? Kein Wort darüber, wie groß die Erleichterung war über den ersten Fürther Sieg seit Mitte Februar. "Wir haben lange auf so einen Moment warten müssen", sagte Büskens lediglich, er sei zufrieden. Ganz aber konnte er seine Freude nicht verbergen. Noch immer hing an seinen weiß-blauen Turnschuhen das Gras, als er den Presseraum des Fürther Stadions betrat. Nach dem dritten Treffer seiner Mannschaft war er ausgerutscht, so euphorisch hatte er das Tor am Spielfeldrand bejubelt.

Das 3:0 (1:0) war ein Lebenszeichen im Abstiegskampf, der die Fürther in den Wochen zuvor geradezu gelähmt hatte. Nur drei Punkte trennten die Franken nach der Pleite gegen den Karlsruher SC am Wochenende zuvor (1:2) noch von einem direkten Abstiegsplatz. Und weil auch Erzgebirge Aue und der FC St. Pauli am Sonntag ihre Spiele gewannen, hat sich an der Ausgangslage wenig geändert. Doch die Fürther glauben wieder an sich. "Jeder hat heute seinen Nebenmann mitgerissen. Alle haben sich gegenseitig gepusht", freute sich Robert Zulj, der nach überstandener Zahnentzündung in die Startelf zurückehrte und den Treffer zum 2:0 (49.) beisteuerte. Vor Anpfiff stand die Fürther Elf mit dem Rücken zur Wand. Klubpräsident Helmut Hack wirkte angeschlagen ob der Situation, in der sich der Klub befindet. In einem Offenen Brief wandte er sich zusammen mit Geschäftsführer Helmut Schwiewagner, Sportdirektor Michael Meichelbeck, dem Direktor Profifußball Michael Mutzel und Trainer Büskens an die Fans und bat um Unterstützung. "Diese Stadt und ihr Verein werden immer unsere Liebe sein", stand nun am Sonntag auf einem riesigen Banner, das die Fans über der Fürther Nordtribüne angebracht hatten. 90 Minuten peitschte das Publikum die Mannschaft nach vorne. "Ich denke, mittlerweile hat jeder begriffen, dass hier im Verein Existenzen auf dem Spiel stehen", sagte Torschütze Marco Stiepermann: "Dementsprechend ist heute eine riesige Last von unseren Schultern gefallen."

Auch über seinen Namen war in den letzten Tagen viel gesprochen worden. Nach Alemannia Aachen (2012) und Energie Cottbus (2014) wäre Fürth bereits der dritte Verein, mit dem Stiepermann binnen vier Jahren aus der zweiten Bundesliga absteigen würde. Gegen Düsseldorf wehrte sich der 24-Jährige mit Leibeskräften. Er war es, der seine Mannschaft nach 29 Minuten in Führung brachte und seine starke Leistung mit der Vorlage für Goran Sukalos Tor zum 3:0-Endstand (66.) krönte.

Allerdings präsentierte sich Düsseldorf weitgehend antriebslos in Fürth, sportlich geht es für den Tabellensiebten in dieser Saison um nichts mehr. In der Rückrundentabelle sind die Rheinländer auf den letzten Rang abgerutscht. Attraktiven Fußball wie beim 3:3 im Hinspiel wünschten sich die Zuschauer daher vergebens. "Wir haben gegen eine gute Mannschaft gespielt", verteidigte Büskens die Leistung seiner Spieler vor zu viel Tadel für den Gegner und versicherte: "Es kommen noch drei Spiele, wir müssen die Spannung hochhalten." Ab Mittwoch, fügte er an, "geben wir wieder Vollgas". Am Sonntag steht Büskens mit seiner Mannschaft beim 1. FC Heidenheim erneut unter Druck. Drei Spieltage sind noch zu spielen, und die Abstände bleiben knapp.

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Quelle:
SZ vom 04.05.2015
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