Greuther Fürth:Eine Frage der Bettwäsche

SpVgg Greuther Fürth - MSV Duisburg

Der neue Trainer und sein Premieren-Torschütze: Stefan Leitl nach dem 1:0 gegen den neuen Tabellenletzten Duisburg mit Daniel Keita-Ruel.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Fürths neuer Trainer Stefan Leitl gewinnt zum Einstand das Spiel gegen Duisburg und wird beschimpft.

Von Thomas Gröbner

Stefan Leitl hatte beim "Bananenflanker-Legendentag" vor zwei Wochen noch einmal geglänzt im Trikot des 1. FC Nürnberg. Nach 80 Sekunden schoss er das erste Tor beim Hallenturnier für einen guten Zweck, bei dem die Helden von damals zeigten, dass sie mehr oder weniger gut in Schuss sind, ganz kurz lappte da die Vergangenheit in die Gegenwart hinein. Als Stefan Leitl am Samstag in das Fürther Stadion kam, da wurde seine Club-Vergangenheit noch einmal in die Gegenwart geholt. Ein Spruchband wurde in der Fankurve entrollt, das Leitl wegen seinen zweieinhalb Jahren in der Nachbarstadt mit der schlimmsten in Fürth denkbaren Injurie versah ("Clubsau"), unterzeichnet von den einflussreichen Ultras "Horidos". Dabei hat Stefan Leitl an diesem Tag viel getan für eine Aussöhnung mit den Anhängern in der Kurve. Nach sechs sieglosen Partien hat er der Spielvereinigung wieder ein Erfolgserlebnis beschert - beim 1:0 gegen den neuen Tabellenletzten aus Duisburg brauchte es allerdings auch die Hilfe des Schiedsrichters in einer spektakulären Schlussphase.

Die Geschichte des Spiels verdichtete sich in den letzten zehn Minuten, vorher gab es viel Kampf und Krampf, gutes Videomaterial für eine Analyse, woran das Fürther Spiel gerade krankt.

Bis sich Julian Green an Leitls Worte aus der Halbzeitansprache erinnerte, "mehr Eins-gegen-Eins" hatte der gefordert. Und so stürmte Green in den Strafraum und stürzte im Zweikampf mit Enis Hajri zu Boden - ein zweifelhafter Elfmeterpfiff, der Duisburg völlig aus der Bahn warf. Der wütende Trainer Torsten Lieberknecht wurde von Schiedsrichter Harm Osmers auf die Tribüne geschickt, nachdem er aufgebracht über den Platz lief. Osmers soll sich nach dem Spiel bei dem MSV-Abwehrspieler Hajri für den Pfiff entschuldigt haben, nach Studium der Fernsehbilder sei Osmers zum Entschluss gekommen, dass der Kontakt nicht ausreichend gewesen sein soll, berichtete Hajri.

Keita-Ruel, von Leitl als Schütze auserkoren, trat an. Seinen schwachen Versuch konnte Felix Wiedwald parieren, im zweiten Versuch drückte Fürths Angreifer den Ball über die Linie - die Führung in der 86. Minute. In der 90 Minute trat Keita-Ruel erneut an den Punkt, Wolze hatte ein Handspiel im Strafraum fabriziert. Wieder ein schwacher Schuss, diesmal hielt Wiedwald den Ball fest. Erst als in der Nachspielzeit dann auch noch Hajri nach einem harten Einsteigen gegen Redondo mit Rot vom Platz flog, war die Gegenwehr der Gäste gebrochen.

Stefan Leitl wusste, dass es in Fürth kein einfacher Job werden würde. Leitl muss die zerfranste Abwehr wieder zu einem dichten Verbund verknoten. Das gelang mit dem jugendlich aufspielenden Marco Caligiuri im Abwehrzentrum recht passabel, er hatte die besten Zweikampfwerte auf dem Platz. Er muss aber irgendwie einen Plan entwickeln, wie Fürth wieder zu Toren kommt. Dass das Fürther Spiel weiter auf den breiten Schultern von Keita-Ruel ruhen wird, wurde auch am Samstag klar. Die verunsicherten Kollegen schoben den Ball am liebsten zu Keita-Ruel, in der Hoffnung, der werde schon etwas damit anfangen, acht Torschüsse verbuchte er. "Wenn wir Zeit haben, werden wir auch noch Elfmeter üben", lachte Leitl nach den beiden Zitter-Strafstößen.

Leitl muss aber auch den harten Kern der Fans davon überzeugen, dass im Herzen ihres neuen Trainers nicht noch Leidenschaft für den ungeliebten Nachbarn Nürnberg glimmt. Denn in Fürth sind viele Menschen überzeugt, dass man sich entscheiden muss: Nürnberg oder Fürth. Beides könne man nicht im Herzen tragen.

Und so sah sich Stefan Leitl nach dem Spiel genötigt, über sein Schlafzimmer zu sprechen. "Ich schlafe nicht in Club-Bettwäsche", versicherte er. "Als junger Bursche hatte ich in Nürnberg die Möglichkeit, Bundesliga zu spielen", sagte Leitl, es klang fast wie eine Entschuldigung. In Richtung der Fürther Anhänger schob er nach: "Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, sich auszusprechen." Im Fanshop gibt es übrigens die Kleeblatt-Bettwäsche für 44,95 Euro, feine Baumwolle, gutes Schlafgefühl. Die wäre vielleicht eine Investition wert.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: