Greuther Fürth:Auf der Suche nach einer Dauerlösung

Damir Buric

Nicht mehr auf der Bank bei der Spielvereinigung: Damir Buric.

(Foto: Guido Kirchner/dpa)

Nach nur einem Sieg aus den vergangenen zehn Spielen entlässt Greuther Fürth Trainer Damir Buric. "Wir haben keine Zeit zu verlieren", sagt Geschäftsführer Rachid Azzouzi.

Von Sebastian Leisgang

Am Montagnachmittag berichtete Rachid Azzouzi noch einmal von einem "sehr guten Gespräch", das er mit Damir Buric geführt habe. Es sei ein sachlicher und konstruktiver Austausch gewesen. Es ist also davon auszugehen, dass Buric sich gezügelt hat. Dass er den Geschäftsführer der SpVgg Greuther Fürth nicht mit der Hand vor die Brust gestoßen hat, obwohl das sehr gute Gespräch mit einer sehr schlechten Nachricht für ihn endete: Azzouzi unterrichtete Buric von seiner Entlassung.

Wer die Mannschaft beim jüngsten 0:6 in Paderborn erlebt hatte, der dürfte mit diesem Schritt gerechnet haben. Das Resultat allein hatte zwar eine historische Wucht, es war schließlich die höchste Fürther Niederlage in 1044 Spielen in der zweiten Bundesliga - doch es war die Machart dieser Niederlage, die Azzouzi nötigte, Buric in einem letzten sehr guten Gespräch eine sehr schlechte Nachricht zu überbringen. Fürth spielte in Paderborn wie ein Absteiger, obwohl der Klub nicht mal im Abstiegskampf steckt. Das Team war in der Defensive hilflos, in der Offensive grotesk limitiert und leistete nicht mal Gegenwehr, als der Gegner es überrannte. "Es war ein Stück weit erschreckend, wie wir uns da ergeben haben", sagte Azzouzi, verhehlte aber nicht, dass diese 90 Minuten nur die Spitze aller Probleme waren.

Noch vor der Winterpause befielen Azzouzi erste Zweifel an Buric. Fürth stolperte von einem Debakel ins nächste und ging nach dem 0:4 Mitte November bei Union Berlin auch in Köln (0:4) und gegen Aue (0:5) unter. "Da hatten wir schon einen schlechten Lauf", sagte Azzouzi und sprach von einer "Situation, bei der man ins Grübeln kommt. Wir haben gehofft, dass wir nach der Winterpause einen anderen Trend einleiten können." Das torlose Unentschieden vor dem Jahreswechsel in Sandhausen wertete Fürths Geschäftsführer zu diesem Zeitpunkt als Fortschritt, doch nach der Winterpause folgten ein 0:1 gegen Ingolstadt - und eben das 0:6 in Paderborn. Buric stand noch nie für mitreißenden Offensivfußball, doch nun, nach dem desaströsen Auftritt in Ostwestfalen, konnte er nicht mal für sich geltend machen, der Mannschaft ein schlüssiges Defensivkonzept mitgeben zu können.

"Wir haben zwar noch acht Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze", sagte Azzouzi, "aber wir dürfen uns davon nicht blenden lassen." Fürths Geschäftsführer ahnt, dass die Tabelle nicht ganz die Wahrheit sagt. Die Spielvereinigung steht zwar auf Platz zwölf - im gesicherten Mittelfeld, wie das in der Branche heißt - doch die Entwicklung ist bedenklich. Nach sechs Spielen ohne Sieg und 0:18 Toren dürfte es noch mal spannend werden für Fürth, obwohl die Mannschaft in den ersten Saisonwochen von Erfolg zu Erfolg eilte und Buric nach dem Last-Minute-Klassenverbleib in der vergangenen Spielzeit gar eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2020 einbrachte.

"Wir haben keine Zeit zu verlieren", sagte Azzouzi nun, schließlich steht schon am Samstag gegen den MSV Duisburg ein Spiel an, das Azzouzi entweder in seiner Ahnung bestärkt - oder eben jene Wende herbeiführt, die er Buric nicht mehr zugetraut hat. In den 90 Minuten gegen Duisburg dürfte nicht weniger als die Frage verhandelt werden, ob Fürth sein Saisonziel erreicht. Vor dieser Spielzeit hatte Azzouzi ja davon gesprochen, gerne ein ruhiges Jahr erleben zu wollen. Ohne Last-Minute-Entscheidungen. Nun aber kommt der Partie gegen Duisburg eine gesteigerte Bedeutung zu, schließlich folgen dann Spiele gegen Holstein Kiel, Heidenheim und den Hamburger SV - gegen Mannschaften aus dem ersten Tabellendrittel also.

All diese Aufgaben will Azzouzi noch vor dem Wochenende einem neuen Trainer anvertrauen. Derzeit arbeite er an einer Dauer-, nicht an einer Übergangslösung, sagte Fürths Geschäftsführer am Montag und sprach auch in diesem Zuge von "sehr guten Gesprächen", die er gerade führe. Ob diese dann aber auch mit einer sehr guten Nachricht enden, hängt von dem Namen ab, den Rachid Azzouzi danach verkünden wird.

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