Leon Goretzka:Eröffnungsspiel in Gefahr

Leon Goretzka: Leon Goretzka wurde gegen Gladbach nach zehn Minuten wieder ausgewechselt.

Leon Goretzka wurde gegen Gladbach nach zehn Minuten wieder ausgewechselt.

(Foto: Matthias Schrader/AP)

Leon Goretzka fällt mit einem Muskelfaserriss für den Rest der Saison aus. Der 26-Jährige könnte auch dem DFB-Team fehlen - und selbst bei einer pünktlichen Rückkehr muss er dort im stark besetzten Mittelfeld um seinen Platz bangen.

Von Sebastian Fischer

Bei Leon Goretzka zu Hause steht ein Schreibtisch. Das weiß man, seit der Mittelfeldspieler des FC Bayern sich von dort aus in der vergangenen Woche in der ZDF-Sendung "Studio Schmitt" für ein Interview zuschaltete. "Man braucht auch einen Schreibtisch, habe ich gehört. Benutzt habe ich ihn jetzt zum ersten Mal", sagte er, was man wohl als Witz verstehen durfte - es passt ja eher zu seinem Image als schlauer Sportler mit gesellschaftspolitischem Bewusstsein, dass er hin und wieder etwas Schreibarbeit erledigt. Dass er dafür aber in diesen Tagen unverhofft mehr Gelegenheit haben könnte als sonst, das dürfte ihn kaum glücklich machen.

Goretzka, 26, hat sich beim 6:0-Sieg der Bayern gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zugezogen, das gab der Klub am Montag bekannt. In der 60. Minute war er gegen Gladbach erst ein- und zehn Minuten später angeschlagen schon wieder ausgewechselt worden.

Dass seine Saison für die Bayern beendet ist, die als deutscher Meister feststehen, ist bei zwei ausstehenden, bedeutungsarmen Partien in Freiburg und gegen Augsburg verschmerzbar. Vielmehr könnte Goretzka aber auch die Vorbereitung auf die Europameisterschaft im Sommer verpassen, die für die deutsche Nationalmannschaft am 15. Juni mit dem Spiel gegen Frankreich beginnt. Ob er rechtzeitig zum EM-Auftakt fit wird, ist offenbar fraglich. Darüber, dass es sich laut Diagnose um "keine einfache" Verletzung handele, hatte am Sonntag bereits der kicker berichtet. Seine Rückkehr könne ein Wettlauf mit der Zeit werden, heißt es.

Im deutschen Mittelfeld hat Goretzka ein Alleinstellungsmerkmal

In den vergangenen Wochen war oft die Rede davon gewesen, dass Bundestrainer Joachim Löw die anspruchsvolle Aufgabe bevorsteht, bei einem im zentralen Mittelfeld luxuriös besetzten Kader die richtige Auswahl zu treffen. Ilkay Gündogan spielt bei Manchester City eine herausragende Saison, Toni Kroos von Real Madrid ist einer der verdientesten deutschen Fußballer. Eine gut denkbare Option ist dennoch die, einfach das eingespielte Mittelfeld des FC Bayern aufzustellen: Goretzka als physisch starker, torgefährlicher "Achter" neben dem Strategen Joshua Kimmich auf der Sechserposition. Würde Goretzka tatsächlich ausfallen, wäre der Luxus in Gefahr.

Dass er beim FC Bayern inzwischen einer der wichtigsten Spieler ist, das merkte man in dieser Saison ganz besonders, wenn er mal verletzungsbedingt nicht mitspielte und plötzlich jener Akteur fehlte, der so viel wie kein anderer ständig zwischen beiden Strafräumen unterwegs ist. In eigenem Ballbesitz ist er sowohl am Spielaufbau als auch in Abschlusssituationen entscheidend beteiligt, im Herbst vertrat er in defensiver Rolle auch den verletzten Kimmich. Im gegnerischen Ballbesitz ist Goretzka, 1,89 Meter groß und berühmtermaßen austrainiert, deutlich schwerer zu überwinden als so mancher feinfüßige Passkünstler im Mittelfeld, auch beim DFB. Seine Form nicht zu verlieren, das wird seine Aufgabe für die kommenden Wochen sein.

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