Gomez-Rückkehr in Florenz:"Ich heiße Mario und bin euer Stürmer"

ACF Fiorentina v FC Internazionale Milano - Serie A Mario Gomez

Mario Gomez: Comeback nach fünf Monaten Verletzungspause

(Foto: Giuseppe Bellini/Getty Images)

Mit viel Selbstironie zurück auf den Rasen: Mario Gomez feiert nach fünf Monaten Pause beim AC Florenz sein Comeback, er wirkt dabei aber noch etwas eingerostet. Ob er seine WM-Form findet, ist ähnlich ungewiss wie bei Miroslav Klose.

Von Birgit Schönau, Rom

Fünf Monate lang hatte Mario Gomez das nicht mehr gehört: den Applaus des Publikums für ihn. In der 68. Minute der Begegnung AC Florenz gegen Inter Mailand war es endlich so weit. Trainer Vincenzo Montella wechselte Gomez für den Spanier Joaquin ein, die Florentiner klatschten freudig - unter ihnen auch der designierte italienische Premier Matteo Renzi bei seinem mutmaßlich letzten Stadionbesuch als Bürgermeister.

Die Rückkehr des 28-Jährigen nach seiner Verletzungspause war inständig herbeigesehnt worden, schließlich ist Gomez einer der teuersten Spieler, die jemals in Florenz aufgelaufen sind. Mindestens 16 Millionen Euro hatte sein Transfer im Juli gekostet, doch statt des Torsegens kam schon im dritten Ligaspiel ein Innenbandteilriss im Knie.

Gomez musste pausieren, die auf acht Wochen geschätzte Rekonvaleszenz zog sich wegen einer Sehnenentzündung immer weiter in die Länge. Sein Angriffskollege Giuseppe Rossi war mit einer ähnlichen Verletzung auch noch ausgefallen - die Fiorentina aber ließ sich davon nicht aufhalten. Unbeirrt verteidigt sie Platz vier hinter den Großklubs Juventus Turin, AS Rom und SSC Neapel, trotz des 1:2 an diesem Wochenende gegen Inter; und im Pokal erreichte das Team des ehemaligen Nationalstürmers Montella soeben das Finale.

Gomez' Engagement ist nicht zu übersehen

Montella, 39, setzt wie sein großer Fan Renzi auf die Dauerattacke; wenn die Stammkräfte ausfallen, müssen eben andere ran. Notfalls, so wie gegen Inter, auch aus dem Mittelfeld, Juan Cuadrado zum Beispiel. Der Kolumbianer war bereits im Cup-Halbfinale entscheidend gewesen, auch am Samstag erzielte er nach Rodrigo Palacios Führungstreffer den Ausgleich gegen Inter. Zu Beginn der zweiten Halbzeit war das, Mario Gomez saß noch auf der Bank.

Als Inter mit Mauro Icardi erneut in Führung ging, lief der Deutsche sich warm. Drei Minuten später stand Gomez auf dem Platz, beim Stand von 1:2 für Inter. Die Aufregung war ihm anzumerken, sein Engagement unübersehbar. Aber der Deutsche vermochte das Spiel nicht zu drehen, es blieb beim 1:2, Gomez erwischte bei seinem tastenden Comeback noch nicht mal aussichtsreich den Ball.

Aber bei der Fiorentina hatte man mehr wohl gar nicht erwartet. Gomez' Rückkehr sei "die positive Nachricht des Abends", sagte Manager Daniele Pradé, die Gazzetta dello Sport schwärmte sogar vom "süßen Trost", der darin liege, "Supermario" endlich wieder spielen zu sehen. Noch süßer für die Fiorentina: Auch nach der Niederlage beträgt der Abstand zur Fünftplatzierten Inter noch fünf Punkte.

Klose als Tourist verspottet

"Ich heiße Mario und bin euer Stürmer", hatte Gomez vor zwei Wochen gewitzelt, als er sich bei Montella zum Training vorstellte. Als ob der Coach ihn nach der langen Pause vergessen hätte. Solche Selbstironie kommt gut an in Florenz, wo gerne scharf gespottet wird.

Man wird sehen, ob Joachim Löw auch darüber lachen kann. Zumal sich ihm beim nächsten Trainingscamp der Nationalmannschaft noch ein zweiter Italien-Profi ganz ähnlich präsentieren könnte: "Ich heiße Miroslav und soll bei euch die Tore schießen." Einstweilen wäre das ja Miroslav Kloses Aufgabe bei Lazio Rom, aber erfüllt hat sie der 35-Jährige zuletzt am Dreikönigstag, damals reichte ein Klose-Treffer zum Sieg über Inter. Seither ging der Deutsche leer aus, zuletzt am Sonntag, bei Lazios 1:3-Niederlage gegen Catania.

Klose bleibt am Fuße des Ätna ein Flaneur

Da wirkte Klose tatsächlich wie jener "Tourist", als den ihn Italiens Gazetten wegen seiner Auswärts-Torflaute verspotten. Seit August hat Klose außerhalb Roms nicht mehr getroffen, auch am Fuße des schneebedeckten Ätna blieb er nur Flaneur, ein wenig hölzern, ein wenig zerstreut, ein wenig verwundert - wie es eben so seine Art ist.

Fünf Saisontreffer, davon vier im heimischen Olympiastadion, bieten keine überzeugende Verhandlungsgrundlage, wenn man mit einem Präsidenten wie Claudio Lotito feilschen muss, dem äußerst knauserigen, überhaupt nicht leutseligen Patron von Lazio. Tore und Punkte dürfen bei Lotito außer Schweiß und Tränen eigentlich nichts kosten. Und wer für sein Geld erst gar nicht liefert, der ist sowieso schnell draußen. Wie der Schweizer Trainer Vladimir Petkovic, den Lotito zum Jahreswechsel ohne Abfindung vor die Tür setzte. Petkovic' Nachfolger (und Vorgänger) Edoardo Reja gilt als Klose-Freund, beflügeln kann er ihn offenbar trotzdem nicht.

Zwei Jahre war Klose das Idol von halb Rom, im dritten Jahr hat die wankelmütige Römerin Fortuna den gefährlichen Sirenen das Feld überlassen. Wohin Klose segelt, weiß er im Moment wohl selber nicht. Nur so viel: Es wird eng. Die Zeit droht ihm davon zu laufen, denn im Juni kommt nicht nur die WM. Sondern auch das Vertragsende bei Lazio. Tore wären jetzt wirklich nicht schlecht.

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