Zehn Jahre ist es her, da fand sich Ryan Peake tief in einem Sumpf wieder, aus dem man eigentlich nicht herauskommt. In einem australischen Gefängnis war er gelandet, mit 21 Jahren, verurteilt für einen Zeitraum von fünf Jahren wegen eines gewalttätigen Überfalls. In den Jahren zuvor war das Peakes Alltag gewesen, als Mitglied der sogenannten Rebels, einer der größten australischen Motorrad-Gangs, bekannt für ihre Verstrickungen in organisiertes Verbrechen. Wer einmal Teil einer solchen Gang ist, kommt nicht mehr oder nur schwer von ihr weg. Ryan Peake jedoch erreichte im Gefängnis ein Anruf, der sein Leben verändern sollte. Nun, zehn Jahre später, kann er eine der bemerkenswertesten Comeback-Geschichten im Golfsport vorweisen.

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Während seines Aufenthalts hinter Gittern nahm sein ehemaliger Trainer Ritchie Smith Kontakt zu ihm auf und erinnerte ihn an sein altes Leben, vor der Motorrad-Kriminalität. Da war Peake einer der talentiertesten jungen Golfspieler Australiens gewesen, in Duelle verwickelt etwa mit Cameron Smith, der inzwischen Major-Sieger ist und auf der saudi-arabischen LIV-Tour Hunderte Millionen US-Dollar Preisgeld verdient hat. Peakes alter Trainer erinnerte ihn daran, dass er dazu immer noch imstande wäre. Auch wenn er damals jahrelang kein Golf mehr gespielt hatte.
Er sollte recht behalten. Peake arbeitete sich mit viel Training zurück in den Profizirkus, nahm an unzähligen kleinen Turnieren teil und machte sich in Australien schnell wieder einen Namen. Nur: Der Aufstieg im Golfsport ist schwierig, es ist ein Weg voller Hindernisse und mit schier endloser Konkurrenz – bis es auf einmal schnell geht, wenn man das richtige Turnier gewinnt.
„Ich habe mein Leben verändert“, sagt er nach dem Turnier
Am Sonntag war das für Peake der Fall. Bei der New Zealand Open im Millbrook Resort auf der neuseeländischen Südinsel gewann Peake im Playoff das bislang größte Turnier seines Lebens. Als Belohnung gab es nicht nur eine Trophäe, sondern auch knapp 200 000 US-Dollar – und mehrere Einladungen. Peake kann nun dauerhaft auf der lukrativen Asian Tour spielen und darf bei der British Open im Juli in Nordirland starten, einem der vier Major-Turniere. „Ich habe mein Leben verändert“, sagte er nach dem Turnier: „Meine Geschichte ist, was sie ist – aber ich wollte einfach nur Golf spielen.“ Doch nicht einmal das war einfach so möglich, in dieser Woche.
Peake kann als Ex-Häftling nur unter erschwerten Bedingungen reisen, in Neuseeland etwa brauchte er ein gesondertes Visum, das lange nicht ankam. Erst zwei Tage vor dem ersten Turniertag traf die Einreiseerlaubnis ein, Peake flog auf die Südinsel und spielte am Mittwoch in aller Eile noch 36 Trainingslöcher auf den zwei Plätzen, auf denen das Turnier ausgetragen wurde. Die hatte er zuvor noch nie gespielt, was ihn allerdings nicht an seinem Turniersieg hinderte – und an einem Aufstieg in ein neues Leben, das ihm weltweite Aufmerksamkeit einbringt.
Seine Geschichte hat Peake vor einigen Monaten mal ausführlich im australischen Golf-Podcast „Tee it up“ erzählt, nun wird er sie noch häufiger ausbreiten müssen. Für all das Gute, was den oftmals schnelllebigen Golfsport ausmacht, in dem man mit dem richtigen Timing den Fahrstuhl nehmen kann, steht er nun mit seinem Aufstieg. Und gerade in einem Land wie Australien, das Probleme mit Bandenkriminalität genauso zu den Landesphänomenen zählt wie eine große Liebe zum Sport, repräsentiert Peake die Botschaft, dass alles möglich ist. Auch wenn der Sumpf noch so tief erscheint.