Golf:Verrücktes Duell in Troon

Golf - British Open

Die Faust des Siegers: Henrik Stenson zelebriert eines seiner zahlreichen Birdies auf dem schwierigen Golfplatz im schottischen Troon.

(Foto: Paul Childs/Reuters)

Henrik Stenson setzt sich beim Schlagabtausch mit Phil Mickelson durch und gewinnt bei der Open Championship seinen ersten Major-Titel.

Es war ein Duell, das schon am Samstag seinesgleichen suchte, bereits nach der dritten Runde dieser 145. Open Championship im Golfclub von Royal Troon an der schottischen Küste drängten sich Erinnerungen an sehr spezielle Momente auf. Da war zum Beispiel jene Schlacht, die als "duel in the sun" in die Geschichte des Golfsports eingegangen war. Die Amerikaner Jack Nicklaus und Tom Watson hatten 1977 das Feld in Turnburry deklassiert, die letzten beiden Runden in einer Zweiergruppe gespielt und sich wie in einem Sergio-Leone-Western bekämpft, Mann gegen Mann, Kugel auf Kugel hauten sie sich um die Ohren, die Sonne brannte. Watson siegte. Nicklaus und Watson haben nun würdige Erben gefunden. Sie heißen Phil Mickelson und Henrik Stenson.

Ja, bei dieser 145. Open Championship, bei diesem dritten von vier Major-Events der Saison, boten der Amerikaner und der Schwede eine, man muss das so deutlich sagen, verrückte Show, bis zum Sonntag. Stenson setzte sich durch, mit dem irren Open-Ergebnis von 20 Schlägen unter Par (264 Schläge), und bejubelte seinen ersten Major-Titel. Mickelson, der immer wieder die Führung übernommen hatte und am Ende doch nicht seinen sechsten Major-Triumph feiern konnte, benötigte drei Schläge mehr. Die Vorentscheidung fiel an Loch 15, als Stenson mit einem Birdie seinen Vorsprung auf zwei Schläge ausbaute. Nach einem weiteren Birdie an der 18 war der erste Major-Triumph eines Schweden besiegelt. Die Siegerkanne, Claret Jug genannt, und ein Scheck über 1,4 Millionen Euro waren der Lohn für den 40-Jährigen. Dem Rest des Feldes war das Duo schon lange enteilt, der drittplatzierte J.B. Holmes lag 14 Schläge hinter Stenson. Im Golf sind das Welten.

Für Kaymer stehen nun zwei wichtige Turniere an

Deutschlands Topgolfer Martin Kaymer hatte beim historischen British-Open-Sieg von Stenson seinerseits eine mögliche Top-10-Platzierung verpasst. Der 31-Jährige aus Mettmann war am Sonntag mit zwei Schlägen Rückstand auf Platz neun auf die Schlussrunde gegangen, fiel aber mit einer 74 und insgesamt 287 Schlägen auf Rang 36 zurück. "Es ist sehr frustrierend, weil ich die letzten Wochen ziemlich gut gespielt habe", sagte Kaymer, "gerade nach der ersten Runde dachte ich, mich gut für Sonntagnachmittag platzieren zu können. Deshalb war es dann doch ein sehr frustrierendes Turnier für mich - also im Verhältnis zu dem, wie ich zur Zeit Golf spiele." Als Kaymer im Klubhaus war, ging das Turnier ohne ihn in seine entscheidende Phase. Und da erlebten die vielen Tausend Fans auf dem Küstenkurs eine Sternstunde.

Trotz seiner mäßigen Runde auf dem schwierig zu spielenden Par-71-Küstenkurs konnte Kaymer zumindest an den ersten drei Tagen mit seinem Spiel grundsätzlich zufrieden sein. Mit seiner 66 und Platz zwei am ersten Tag hatte der ehemalige Weltranglistenerste ein Achtungszeichen gesetzt. Jeweils ein Patzer am zweiten und dritten Tag warfen den einzigen deutschen Teilnehmer dann letztlich aus dem Rennen um den Sieg. "Die letzten drei Runden habe ich die Bälle zu selten nah an die Fahne geschlagen und mir zu wenig Birdie-Chancen gegeben. Wenn ich dann mal ein Par retten musste, habe ich das halt nicht gemacht", analysierte Kaymer. Für den zweimaligen Major-Gewinner stehen in den kommenden vier Wochen zwei wichtige Turniere auf dem Programm. Zunächst wird er vom 28. bis 31. Juli in Springfield/New Jersey bei der PGA Championship abschlagen. Dann steht für ihn die Olympia-Premiere an.

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