Jay Monahan wählte einmal mehr viele Worte, um wenig zu sagen. Einmal im Jahr lädt der Commissioner der PGA Tour zu einer Pressekonferenz, sie findet immer in der Woche vor der Players Championship statt – dem wichtigsten Turnier abseits der vier Majors. In der Regel folgt dann eine Art State of the Union, eine Information, wo der Golfsport aktuell steht und wohin er sich nach den Wünschen des einflussreichen Monahan entwickeln sollte. Die Frage drängt weiterhin, im Golfsport ist auch im Frühjahr 2025 noch so viel Unklarheit zu finden wie in den vergangenen Jahren, seitdem Saudi-Arabien sich eine ganze Sportart kaufen wollte und an einer amerikanischen Resistance scheiterte. Nur Antworten gab es auch am Dienstag kaum.
Eine Art kalter Krieg herrscht weiterhin, in dem inzwischen zwar miteinander verhandelt wird. Nur ist Einigkeit nicht in Sicht zwischen den Amerikanern und den Saudi-Arabern, die sich beide stur geben und auf einen Deal zu ihren jeweiligen Gunsten hoffen. Um genau den zu finden, ziehen sich die Verhandlungen aktuell bis ins Weiße Haus in Washington, wo ein Präsident regiert, der Golf und vermeintliche Deals liebt und daher ein Versprechen abgegeben hatte. Das allerdings konnte Donald Trump bislang nicht einhalten.

„15 Minuten“, sagte der US-Präsident vor seiner Wahl, so kurz würde er benötigen, um PGA Tour und LIV Tour, USA und Saudis, Monahan und seinen Gegenspieler Yasir Al-Rumayyan zu vereinen. Nun allerdings haben sich alle Beteiligten seit Trumps Amtseinführung schon zweimal in Washington getroffen, die Situation gestaltet sich weiterhin unverändert: Es gibt zwei weltweit operierende Golftouren, die weltweit besten Spieler treten nicht wöchentlich gegeneinander an, und zufrieden sind damit weder die Zuschauer noch sonst jemand im Golfsport. Nicht einmal die großen Chefs, die sich beide als Sieger darstellen wollen, bevor sie einem gemeinsamen Beschluss zustimmen.
Donald Trump verfolgt jedoch ebenfalls seine eigenen Interessen
Die PGA Tour hat nach allen messbaren Kriterien die Trümpfe in der Hand. Finanziell hat sie sich durch den Einstieg eines Investorenkonsortiums namens SSG in Milliardenhöhe erst einmal abgesichert, kann aus diesem Goldtopf unter anderem ihre erhöhten Preisgelder und damit die Spielerzufriedenheit finanzieren. Die Anhängerschaft ist treuer denn je: Die Zuschauerzahlen haben sich in dieser Saison verbessert; dazu beigetragen hat auch der Start der neuen Indoor-Golfliga TGL unter der Führung von Tiger Woods und Rory McIlroy. Letzterer brachte die Lage der Amerikaner vor einer Woche präzise auf den Punkt: „Ich denke, ein Deal wäre immer noch das ideale Szenario für den Golfsport insgesamt. Aber rein aus Perspektive der PGA Tour denke ich nicht, dass man ihn unbedingt braucht.“ Erst recht im Wissen um die Schwierigkeiten der Gegenseite.
Die LIV Tour strauchelt weiterhin, inzwischen durch ihre vierte Saison. Etwa fünf Milliarden US-Dollar hat der saudi-arabische Staatsfonds PIF bislang in sein Golfimperium investiert, den Großteil davon allerdings verloren. Und zuschauen möchte auch kaum jemand: Trotz eines TV-Deals mit dem Sender Fox sind die Einschaltquoten auf vergleichsweise verschwindend niedrigem Niveau geblieben, LIV Golf ist allerhöchstens für eine männlich dominierte Anti-Traditions-Filterblase interessant, der Rest schaut weiterhin die PGA Tour. Auch weil dort weiterhin die Mehrheit der besten Spieler spielt. Genau drei teure Saudi-Einkäufe – Jon Rahm, Bryson DeChambeau und Brooks Koepka – würde man auf der PGA Tour gerne umgehend wiedersehen, berichten Insider in amerikanischen Medien. Der Rest der abtrünnigen LIV-Spieler spielt kaum eine Rolle in den Debatten.

Al-Rumayyan findet sich zudem geo- und finanzpolitisch in einer neuen Lage wieder. Die LIV Tour sollte für Saudi-Arabien eine Eintrittskarte in die globale Elite über den Umweg Sport werden. Nun aber spielt Kronprinz Mohammed Bin Salman eine Rolle als Vermittler zwischen den USA, der Ukraine und Russland – da tritt Golf in den Hintergrund. Und der PIF revidierte zuletzt seine Investmentstrategie: Der Anteil ausländischer Investments, zu denen auch Golf zählt, soll deutlich reduziert werden. Eine Verlustbilanz in Milliardenhöhe ist erst recht kein Argument, weiterhin an die LIV Tour zu glauben.
Die Saudis wollen auf keinen Fall das Scheitern der LIV Tour eingestehen
So ergibt sich eigentlich ein klares Bild. Die Amerikaner (und ihre Investoren) wollen einen Deal und die finanziellen Ressourcen des PIF für die PGA Tour. Jedoch, wie Monahan sagte: „Wir werden nichts tun, was die Stärke unserer Plattform oder die Dynamik, die wir bei unseren Fans und Partnern haben, schmälert.“ Die Saudis wiederum benötigen einen Deal, um im Golfsport ihre Ziele zu erreichen, wollen aber auf keinen Fall das Scheitern der LIV Tour eingestehen. Dass diese in den Gesprächen im Weißen Haus von amerikanischer Seite offenbar mit einer Bewertung von gerade einmal 500 Millionen Dollar versehen wurde, soll ein entscheidender Rückschritt in den Verhandlungen gewesen sein.
Letztlich entscheidend ist allerdings das Votum des Mannes, der ebenfalls einen Golf-Deal braucht, um nicht mit einem weiteren leeren Versprechen dazustehen. Donald Trump verfolgt ebenfalls seine eigenen Interessen: Seine grundsätzlich enge Verbindung zum saudi-arabischen Königshaus ist aus seiner ersten Amtszeit dokumentiert, diese inmitten von Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland sowie Israel und Palästina wegen einer Golftour aufs Spiel zu setzen, würde höchst fragwürdig erscheinen. Die PGA Tour zu unterstützen würde hingegen seinem „America First“-Gedanken entsprechen. Der US-Präsident sei weiterhin ein Anhänger der US-Tour, auch wenn auf seinen Golfplätzen LIV-Turniere stattfinden, sagte McIlroy zuletzt, nachdem er eine Runde mit Trump gespielt hatte.
Übrig bleibt das Paradoxon, dass es derzeit nicht nach einer baldigen Lösung aussieht, obwohl alle Beteiligten daran ein natürliches Interesse hätten – weil sowohl die Amerikaner als auch die Saudis daran glauben, dass sie Trump für sich gewinnen können. Während in den Hinterzimmern und im Oval Office weiterhin verhandelt wird, ohne dass viele Details an die Öffentlichkeit dringen (Al-Rumayyan etwa hat sich seit Sommer 2023 nicht öffentlich zum Thema Golf geäußert), bleibt die Erkenntnis, dass die Bälle auch ohne einen Deal weiterfliegen. Monahans wenig aussagekräftige Pressekonferenz etwa war zum Glück nur das Vorgeplänkel zur Players Championship, wo ab Donnerstagmorgen wieder der Sport im Fokus stehen wird.