Golf:Tiefpunkt

Verkehrsdelikt: Golf-Profi Tiger Woods wird vorübergehend verhaftet. Er dementiert, dass er alkoholisiert gewesen sei. Vielmehr sei sein auffälliges Verhalten am Steuer auf "verschiedene Medikamente" zurückzuführen. Er ist neulich am Rücken operiert worden.

Von Barbara Klimke

Als Tiger Woods, 41, im Frühling dieses Jahres zum Masters-Turnier in Augusta reiste, erschien er ohne Golfschläger, er war nur Gast beim Champions Dinner. Dennoch wurde über den verletzen früheren Ausnahmekönner fast ebenso viel geredet und geschrieben wie über den späteren Sieger, den Spanier Sergio Garcia. Denn im April jährte sich zum 20. Mal der Tag, an dem Woods den ersten seiner 14 Major-Titel erobert hatte: Damals war er 21 Jahre alt und deklassierte mit zwölf Schlägen Vorsprung die gesamte Weltelite. Mit seinen unerhörten Drives und Putts hat Tiger Woods das Golfspiel für ein neues Publikum, neue Märkte und ganz neue Gesellschaftsschichten geöffnet. Auch vor diesem Hintergrund wird verständlich, weshalb das Verkehrsdelikt des US-Golfprofis, der unter mutmaßlichem Einfluss von Alkohol oder Medikamenten in Florida am Steuer saß, rund um den Globus für dicke Schlagzeilen und Spekulationen sorgte.

Woods erklärt den Vorfall mit Nebenwirkungen von Arzneien

Woods wurde am frühen Montagmorgen gegen drei Uhr Ortszeit von der Polizei bei einer Kontrolle aus dem Verkehr gezogen und festgenommen. Einige Stunden später war er zunächst wieder auf freiem Fuß. Unter Berufung auf Gerichtsunterlagen berichten US-Medien, Woods sei angeschnallt und schlafend am Steuer aufgefunden worden; sein Wagen habe mit laufendem Motor und rechts blinkend auf der rechten Spur gestanden; er habe nach dem Aufwecken orientierungslos gewirkt. Ein erkennungsdienstliches Foto der Behörden zeigt ihn mit müdem, leerem Blick und hat die Zeitung USA Today bewogen, den Vorfall "traurig, schrecklich, inakzeptabel, schockierend" zu nennen.

In einem Statement gab Woods später an, er sei nicht betrunken gewesen. Vielmehr sei sein auffälliges Verhalten am Steuer auf "eine unerwartete Reaktion auf verschiedene Medikamente" zurückzuführen. "Mir war nicht klar, dass der Arzneimittel-Mix mich so stark beeinflusst hat", heißt es in dem Schreiben, in dem sich Woods "von ganzem Herzen" bei seiner Familie, Freunden und Fans entschuldigte.

Erst vor wenigen Tagen hatte der einst so brillante Golfer den Eindruck erweckt, dass er sich nach einer weiteren Rückenoperation, der vierten insgesamt, auf dem Weg der Besserung befinde. "Ich habe mich seit Jahren nicht mehr so gut gefühlt", schrieb er in seinem Blog. Allerdings äußerte er sich nicht dazu, wann er wieder sich wieder in der Lage sehe, professionell Golf zu spielen. Er merkte nur an, das habe "keine Eile".

Woods, der weltweit zu den Höchstverdienern im Sport gehört, hatte 2009 abrupt an Renommee verloren, als im Zuge eines Autounfalls in Florida seine außerehelichen Affären bekannt wurden. Die persönliche Krise mündete in ein sportliches Tief. In den vergangenen Jahren litt er immer wieder unter körperlichen Beschwerden. Im vergangenen Dezember war er nach einer 15 Monate langen Pause auf die Tour zurückgekehrt. Sein letztes Turnier hat Tiger Woods 2013 gewonnen; sein letzter Sieg bei einem Major-Turnier liegt bereits neun Jahre zurück. Der jüngste Vorfall in Florida wird das Comeback wohl kaum beschleunigen.

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