Erstes Coming-out im Golf:"Also ... ich bin schwul"

Der Golf-Profi Tadd Fujikawa

"Ich erwarte nicht, dass mich jeder versteht oder akzeptiert", schreibt der US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln Tadd Fujikawa im sozialen Netzwerk Instagram zu seinem Outing.

(Foto: Sam Greenwood/AFP)
  • Tadd Fujikawa outet sich als erster Golfsportler als homosexuell.
  • Das Coming-out kostete den Amerikaner viel Überwindung: "Ich habe viel zu lang gelogen, mich versteckt und mich selbst dafür gehasst, was ich war."
  • Die Reaktionen in der Golfszene sind jedoch beachtlich zurückhaltend.

Von Felix Haselsteiner

"So ... I'm gay", schreibt Tadd Fujikawa, "also ... ich bin schwul". Es sind nur ein paar Worte, die eigentlich keine Rolle spielen sollten in einer modernen Welt, in der jeder sein Leben so leben sollte, wie er möchte. Doch für die Golfwelt stellt Fujikawas Statement ein Novum dar: Der 27-Jährige ist der erste Golfspieler in der langen Geschichte seiner Sportart, der öffentlich über seine Homosexualität spricht.

"Ich erwarte nicht, dass mich jeder versteht oder akzeptiert", schreibt der US-Amerikaner mit japanischen Wurzeln im sozialen Netzwerk Instagram weiter. Seine Hoffnung sei, dass seine Nachricht jeden einzelnen dazu inspiriert, empathischer und liebevoller zueinander zu sein. Dann berichtet er von den Erfahrungen, die er vor seinem Coming-out gemacht hat und die ihn letztendlich dazu angetrieben hätten, am Mittwoch diesen Post zu veröffentlichen. "Ich dachte, ich müsste das nicht veröffentlichen, weil es ohnehin keine Rolle spielt, ob irgendjemand davon weiß", schreibt er, doch fügt an: "ich habe viel zu lang gelogen, mich versteckt und mich selbst dafür gehasst, was ich war. Ich hatte immer Angst davor, was andere denken oder sagen würden."

Fujikawa berichtet von jahrelangen psychischen Problemen und davon, dass es ihm nicht gut ging damit, seine Gefühle zu verstecken. Dann wird er genereller: "Auch wenn es in unserer heutigen Gesellschaft viel akzeptierter ist, werden Kinder, Jugendliche und Erwachsene weiterhin dafür, wie sie sind ausgelacht und diskriminiert. Manche haben deswegen sogar ihr Leben beendet." Solange das so sei, wolle er seinen Teil dazu beitragen, mehr Aufmerksamkeit für das Thema zu erzeugen und für Gerechtigkeit zu kämpfen.

Damit spricht Fujikawa einen entscheidenden Punkt an, der in den vergangenen Tagen noch einmal an Bedeutung gewonnen hat: Die Aufmerksamkeit für das Thema Sexualität, die im Golfsport bislang fast nicht vorhanden war. Bis heute gibt es in der traditionsreichen Geschichte des Sports keinen Protagonisten, der dazu öffentliche Statements gemacht hat. Auch die Verbände haben das Thema nicht behandelt, was insofern beachtlich ist, als dass sich der Golfsport in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen gerne in einer Vorreiterrolle sieht.

Kaum ein Profi äußert sich zu Fujikawas Statement

Die Einnahmen aus ProAm-Events zum Beispiel, bei denen sich Amateure eine Runde mit Profis am Tag vor den Turnieren erkaufen können, kommen in der Regel Stiftungen zu Gute, die Kinderkrankenhäuser errichten oder in der Krebsvorsorge tätig sind, das alles wird wöchentlich medienwirksam verkauft und von den Verbänden und Spielern vor allem in den sozialen Medien geteilt. Häufig tragen Golfer an ihren Kappen während der Turniere sogenannte Ribbons, um auf Themen aufmerksam zu machen. Beim Players Championship in Florida im Mai trägt das gesamte Feld am Finaltag traditionell pinke Kleidung - zum Muttertag.

Das alles zeigt: Der Golfsport präsentiert sich gerne als eingeschworene Familie, gerade auf der PGA Tour in den USA. Von dieser familiären Stimmung hat jedoch Tadd Fujikawa in den letzten Tagen nicht allzu viel mitbekommen, zumindest nicht öffentlich. Kaum ein Profi äußerte sich zu seinem Statement auf Instagram, der Weltranglistenerste Justin Rose schenkte ihm immerhin ein Like. Die offiziellen Accounts der Verbände teilten den Text zwar, die PGA Tour versah den Link jedoch mit dem überaus trockenen Kommentar, man glaube, er sei der erste Golfer, der sich öffentlich dazu äußern würde. Aus dem Lager der ehemaligen Golfspieler wurde Mark O'Meara, zweimaliger Major-Sieger, in einer Sendung des Golf Channel nach der Vorbildwirkung des Statements befragt, er verlor sich in seiner knappen Antwort in Allgemeinplätzen. Er sagte, wenn Fujikawa damit glücklicher wäre, wäre das gut für ihn. Er sagte nichts zum Golfsport allgemein.

Ein Erklärungsansatz für die dezenten Reaktionen seiner aktiven und ehemaligen Mitspieler wäre, dass Fujikawa, einst der jüngste Spieler, der auf der PGA Tour einen Cut schaffte, heute auf der kanadischen Sub-Tour spielt und dementsprechend nicht zu den großen Namen zählt, nicht im Fokus steht. Doch wäre Fujikawa nicht der erste unterklassige Spieler, dem Aktionen gewidmet werden, auf der Tour dachte man zuletzt sogar mit einer medienwirksamen Aktion an die Erkrankung der Schwägerin des Spielers Hunter Mahan. Fujikawas Mut hätte also schon mehr Aufmerksamkeit verdient, auch wenn er selbst betont, dass es nicht um ihn selbst gehen soll. "Ich will nicht, dass sich diese Diskussion auf mich fokussiert", schreibt er: "Ich kann den Tag kaum erwarten, an dem wir kein Coming-out mehr brauchen, an dem wir so lieben können, wie wir wollen."

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