Zehn Tage hat es gedauert, dann kam aus den USA eine Antwort. In den eineinhalb Wochen, die seit dem ersten Turnier der aus Saudi-Arabien finanzierten LIV Tour in der Nähe von London vergangen sind, hat die PGA Tour einige Tiefschläge einstecken müssen: Nacheinander verabschiedeten sich Spieler in Richtung der neuen Sportswashing-Tour der Saudis, zuletzt kündigte in Brooks Koepka eines der prominentesten Gesichter der Sportart seinen Wechsel an. Jay Monahan, der Commissioner der bislang dominanten amerikanischen Tour, dürfte in dieser Zeit unzählige Telefonate geführt haben, mit besorgten Spielern - vor allem aber mit den Finanziers im Hintergrund, die mit ihm an einem historischen Sprung an den Preisgeldern arbeiten.
160 Millionen US-Dollar mehr, verteilt über einige der größten Turniere des Jahres in den USA sowie eine neue, internationale Serie mit Sonderpreisgeldern - so liest sich die Antwort der PGA Tour, die damit offenbar an ihr finanzielles Limit geht. Die Nachricht an die Spieler ist klar: Wenn ihr sehr viel Geld verdienen wollt, müsst ihr nicht für Saudi-Arabien spielen. Das wäre nur nötig, wenn sehr viel Geld auch nicht ausreicht.
Saudi-Arabiens Turnierserie:Manipulation aus der Wüste
Die mit absurden Summen finanzierte neue LIV-Tour dient vor allem dem Zweck, den Staat Saudi-Arabien reinzuwaschen. Durch den Golfsport geht ein gewaltiger Riss zwischen denen, die nicht mitmachen - und denen, die das Geld nehmen.
Denn auch mit dem Sonder-Paket ist klar, dass die Amerikaner auf Dauer finanziell nicht mit den Saudis mithalten können. "Die PGA Tour kann nicht mit einer ausländischen Monarchie mithalten, die Milliarden Dollar ausgibt, um Golf zu kaufen", sagte Monahan. Insofern sind die neuen Geldtöpfe auch eher als zusätzliche Motivation zu verstehen und als Zeichen, dass man bereit ist, für das Wohlgefühl der Top-Spieler ans Limit zu gehen.
Die Entscheidung der PGA Tour widerspricht dem Gedanken der Breitenförderung für den Sport
Phil Mickelson, der inzwischen auf der LIV Tour spielt, hatte bereits im vergangenen Jahr verkündet, er wolle die Saudis ohnehin nur als Druckmittel nutzen, um mehr Geld in den USA zu bekommen - ironischerweise hat er das nun geschafft, ist aber von der PGA Tour für seinen Wechsel gesperrt worden. Profiteure des Manövers, das Mickelson sich ausgedacht hatte, sind nun die, die geblieben sind.
Die Entscheidung der PGA Tour, noch mehr Geld in ihre Spitzenevents zu pumpen, widerspricht dem Gedanken der Breitenförderung für den Sport: Mehr bekommen werden erst einmal die, die schon viel haben. Sie ähnelt damit in gewisser Weise der Entscheidung der Uefa, die 2021 auf die Bestrebungen europäischer Top-Fußballklubs, eine Super League zu gründen, mit mehr Geld für die Champions-League-Teilnehmer reagierte. Gleichzeitig aber haben beide Organisationen in einer Sache richtig entschieden: Es gibt keine Garantien. Der Zugang zu den großen Geldtöpfen basiert weiterhin auf einer sportlichen Qualifikation.
Die Integrität des Wettbewerbs bleibt so erhalten, nur die Besten haben Chancen (absurd viel) Geld zu verdienen - und jeder hat die Chance, auf sportlichem Weg zum Kreis der Besten zu gehören. Das ist der entscheidende Unterschied zum Konzept der Super League und der LIV Tour: Dort braucht es nur eine Einladung, für die es auch noch Antrittsgeld obendrauf gibt.
Dieser fehlende Wettbewerb ist nun auch der Faktor, auf den die ganze Golfwelt setzt: Was passiert, wenn satte Golfspieler einige Male im Jahr für Unsummen auf sportlich belanglosen Einladungsevents spielen, wird die LIV Tour zeigen. Die Hoffnung ist, dass der sportliche Reiz am Ende doch gewinnt.