Golf: Ryder Cup:Imposante Drohgebärde

Das Golf-Großereignis Ryder Cup soll nach Deutschland geholt werden. Aufgrund der ungelösten Finanzierungsfrage steht die Bewerbung vor dem Aus.

Gerald Kleffmann

Sportlich erlebt Bernhard Langer gerade eine der schönsten Phasen in seiner Karriere als Profigolfer. Binnen einer Woche hat der 52-Jährige zwei der größten Turniere auf der Seniorentour gewonnen, zuerst die British Open in Carnoustie, Schottland, dann die US Open in Seattle, auch bei den Über-50-Jährigen sind das Klassiker dieses Sports. Kaum ein Ziel bleibt dem strebsamen Familienmenschen verwehrt, das dachte man bis jetzt. Denn wie es aussieht, droht das größte je von Langer angegangene Projekt, dessen erfolgreicher Ausgang ihn in Deutschland, zumindest in der hiesigen Golfwelt zur Legende machen soll, zu scheitern.

Richard Hills

Richard Hills, Präsident der europäischen Ryder-Cup-Gesellschaft.

(Foto: Getty Images)

Die deutsche Bewerbung um die Ausrichtung des Ryder Cups 2018, die Langer als Präsident verantwortet und die neben der Münchner Bewerbung für die Winterspiele 2018 die zweite große Sport-Kandidatur des Landes ist, steht vor dem Aus.

Der Grund für einen möglichen Rückzieher ist eine ungelöste Finanzierungsfrage. Die Bewerbungsgesellschaft RCDeutschland (RCD) erfüllt noch immer nicht eine wichtige Auflage der Ryder Cup Europe LLP, der zuständigen Dachorganisation in London. Jedes der fünf kontinentaleuropäischen Bewerberländer (Deutschland, Spanien, Frankreich, Niederlande, Portugal), das das traditionsreiche Duell zwischen den USA und Europa 2018 ausrichten will, muss 18 Millionen Euro - die als Lizenzgebühr bei einem Zuschlag fällig werden - vorab garantieren. Genau das kann die RCD nicht, die mit einem noch zu bauenden Platz in Neuburg an der Donau ins Rennen geht. Da schon im April 2011 der Sieger gekürt wird, rennt Erwin Langer, Bruder von Bernhard und RCD-Geschäftsführer, die Zeit davon. Dabei hatte sich die Bewerbergesellschaft die Finanzierung so schön vorgestellt.

Langer Brief an Merkel

Bayern und der Bund sollten je rund die Hälfte der 18 Millionen Euro übernehmen, so wurde es kommuniziert. Der SZ liegt hierzu ein Brief der Bayerischen Staatskanzlei von 2009 vor, in dem "die Beteiligung des Bundes in derselben Höhe wie des Freistaates Bayern sowie ein noch zu verhandelnder Eigenanteil des Deutschen Golfverbands" vorausgesetzt wird. Bis heute aber steht eine Zusage aus Berlin aus, bis heute gab es kein Berliner Bekenntnis, dass man die rund neun Millionen abdecke. Nun erhöht Langer den Druck, er sagt: "Eine Nichtbeteiligung des Bundes, sei es nun finanziell oder auch nur ideell, wäre das Ende der Bewerbung." Und: "Bernhard hat mittlerweile in einem persönlichen Brief Bundeskanzlerin Merkel auf die Situation hingewiesen. Denn sollte es uns nicht gelingen, die Bundesregierung zu überzeugen, müssen wir unsere Bewerbung zurückziehen." Eine imposante Drohgebärde ist das.

Ob sich die Bundesregierung davon beeindrucken lässt, ist fraglich. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums verweist auf den gängigen Kurs der Regierung: "Bereits bei den ersten Gesprächen im Januar 2009 hat die Bundesregierung klargestellt, dass aus sportfachlichen und sportpolitischen Gründen eine finanzielle Beteiligung seitens des Bundes nicht - auch nicht im Wege der Ausfallfinanzierung - in Betracht kommt", erklärt der Ministeriumssprecher. Und: "Die finanziellen Risiken werden vielmehr in aller Regel von der ausrichtenden Kommune sowie dem Bundesland, in dem die Veranstaltung stattfindet, getragen."

Die eindeutige Botschaft: Bayern muss zunächst allein klarkommen. Dazu der Sprecher: "So hat etwa bei der Bewerbung um die Ausrichtung der Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2009 das Land Berlin - und nicht der Bund - entsprechende Finanzgarantien abgegeben."

Zwischen Bayern, Berlin und Bekennern

Der Freistaat und die RCD wollen das Nein aus Berlin nicht akzeptieren, sie hoffen auf weitere "Gespräche auf Bundesebene". Sie können es auch nicht hinnehmen, die Bewerbung ist aus einem strategischen Grund von Berlins Segen abhängig. Die Ryder Cup Europe LLP, bekannt für ihren Hang zu maximaler Wertschöpfung, würde sich nie auf ein Gastgeberland einlassen, in dem Nachteile drohen. Und ein Ryder-Cup-Gastgeber ohne Rückhalt der Regierung ist ein Nachteil. "Das ist keine Frage von Sponsoren", antwortet Erwin Langer auf die Frage, ob nicht die Wirtschaft, beispielsweise Automobilhersteller Audi, der bereits Sponsor der Bewerbung ist, einspringen könnte: "Es geht um eine eindeutige Aussage, dass die Bundesregierung den Ryder Cup 2018 in Deutschland haben möchte. Sie ist eine Voraussetzung seitens der Ryder Cup Europe."

2008 RYDER CUP - DAY 3

So sehen Sieger aus: 2008 gewannen die Golfer aus den USA den Ryder-Cup.

(Foto: AFP)

Wie sehr die RCD im Dilemma steckt, wird deutlich, wenn man nach Frankreich blickt. Dort steht Präsident Nicolas Sarkozy entschlossen hinter der Bewerbung mit dem Topplatz Le Golf National bei Paris. Es läuft dort ohnehin ein Investitionsprogramm, das Grand-Paris-Projekt, das Millionen verschlingt. Auf ein paar mehr kommt es Paris offenbar nicht an. Derweil kämpft die RCD mit dem Bund - vom Widerstand in Neuburg durch die Links-Partei und den Bund Naturschutz sowie von der noch mäßigen Begeisterung unter den Golfern im Land ganz zu schweigen. Von knapp 600000 Golfspielern unterstützen bisher 23000 die "Bekenner"-Kampagne auf der Internetplattform des RCD. 2018 ist für viele offenbar noch zu weit weg.

Füllen Sponsoren die Lücke?

Trotzdem gibt sich Erwin Langer kämpferisch, "allein bis zu 65 Millionen Euro Mehrwertsteuer-Einnahmen sind zu erwarten", sagt er über die Vorteile für das Gastgeberland. Bisher verhallten solche Argumente. Auch ein Besuch in Berlin von Neuburger Politikern und RCD-Gesandten brachte kürzlich außer Sympathie-Bekundungen wenig. Dabei geht es nicht einmal mehr darum, dass der Bund die Hälfte zahlen soll - Hauptsache er zahlt überhaupt etwas.

Bayerns Staatskanzlei formulierte den ersten Kurswechsel so: "Die Staatsregierung ist bereit, bis zu 50 Prozent der Lizenzgebühr zu übernehmen, wenn (...) der Bund ebenfalls einen Beitrag leistet." Von 50 Prozent ist nicht mehr die Rede. Die verbleibende Lücke müsste wohl die RCD über Sponsorengelder füllen, offenbar wird bereits über eine Umlage unter den Mitgliedern des Deutschen Golf-Verbandes nachgedacht. Die Sponsorensuche dürfte in jedem Fall schwierig sein, München fischt als Olympiabewerber im selben Teich.

Richard Hills, der Direktor der Ryder Cupe Europe LLP, erinnerte dieser Tage - befragt zu den Problemen der hiesigen Bewerbung - nochmals daran, worauf es ankommt: "Der erfolgreiche Bewerber für 2018 muss eine Kombination aus öffentlicher, privater und politischer Unterstützung gewonnen haben. Wir sind zuversichtlich, dass jeder der fünf Bewerber diese Anforderung komplett verstanden hat." Der letzte Satz ist durchaus als Warnung an Deutschland zu verstehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: