Golf: Ryder Cup:Bayerisches Theater

Der deutschen Ryder-Cup-Bewerbung fehlt das Geld. Schuld soll die Bundesregierung in Berlin sein. Die Chance, die Millionen in Wirtschaft und Golfszene einzutreiben, scheint verpasst.

Claudio Catuogno

Die deutsche Bewerbung um den Ryder Cup 2018 droht zu scheitern. Und ein Sündenbock ist in Diedorf bei Augsburg, wo die Bewerbungsgesellschaft ihren Sitz hat, offenbar schon gefunden: Berlin. So jedenfalls liest sich eine aktuelle Pressemitteilung der RCDeutschland GmbH. Zwar wird dort tapfer darauf verwiesen, dass die "inhaltlich starke und überzeugende Bewerbung aufrecht erhalten" werde und man weiterhin "gute Chancen für einen Zuschlag" sehe. Doch vor allem ist die Meldung aus dem Innern des deutschen Golfsports: ein Offenbarungseid.

Ryder Cup

Da war was los: Im Oktober gewannen Graeme McDowell und Team Europa den Ryder Cup in Wales.

(Foto: dpa)

18 Millionen Euro müsste die deutsche Initiative - im Fall eines Zuschlags im April 2011 - als Lizenzgebühr an die Ryder Cup Europe LLP in London entrichten, die Dachorganisation des geschichtsträchtigen Golf-Wettstreits zwischen Europa und den USA. Schon vorab muss dieser Betrag in Form von Bürgschaften garantiert werden. Ende Oktober sollte eigentlich die Frist ablaufen, um entsprechende Unterlagen einzureichen - neben dem deutschen Kandidaten Neuburg an der Donau bewerben sich Plätze in Frankreich, Spanien, Portugal und den Niederlanden.

Doch der Kassensturz der deutschen Bewerber ergab nun: Von den geforderten 18 Millionen hat man quasi nichts beieinander. Wäre die Frist nicht um einen Monat verlängert worden - die von den Langer-Brüdern Bernhard (Präsident) und Erwin (Geschäftsführer) getragene Initiative könnte bereits zu den Akten gelegt werden.

Dass in der deutschen Golfszene eine Menge Kapital kursiert, für diese Erkenntnis reicht ein flüchtiger Blick auf die Golfklub-Parkplätze am Wochenende. Oder auf die Werbeetats großer Unternehmen, die diesen Sport längst für sich entdeckt haben - wegen seines zahlungskräftigen Publikums. Wenn angesichts dieser Rahmenbedingungen die Bemühung, die renommierteste Golf-Veranstaltung der Welt ins Land zu holen, dennoch mit fast leeren Händen dasteht, stellt sich die Frage, was die Crew um Erwin Langer in den letzten Monaten eigentlich gemacht hat.

Auch darauf findet sich eine Antwort in der Pressemitteilung: Von "intensiven Gesprächen in Berlin" ist da die Rede und von der "Hoffnung, doch noch ein positives Zeichen von der Bundesregierung zu erhalten". Im Berliner Politikbetrieb sorgten die Ryder-Cup-Bewerber aus Bayern mit diesen Verlautbarungen allerdings - nicht zum ersten Mal - für Verwunderung.

Rückzug in München

Seit fast zwei Jahren versuchen die Golfer nun, Steuergeld für ihr Projekt in der Bundeshauptstadt loszueisen. Und ebenso lange verweist das zuständige Bundesinnenministerium (BMI) auf seine Richtlinien, wonach für die Finanzierung lokaler Sportgroßveranstaltungen Bundesländer und Kommunen zuständig seien. Einzige Ausnahme: Olympische Spiele. "So hat beispielsweise bei der Bewerbung um die Ausrichtung der Leichtathletik-WM 2009 das Land Berlin und nicht der Bund entsprechende Finanzgarantien gegeben", erläutert ein Sprecher des Ministeriums.

Vertreter der Bewerbungsgesellschaft erweckten dennoch bis zuletzt den Eindruck, am Ende werde der Bund schon zahlen. Als Erwin Langer Mitte dieses Jahres an die Spitze der RCD rückte, fiel er ebenfalls durch markige Worte in Richtung Hauptstadt auf: "Eine Nicht-Beteiligung des Bundes wäre das Ende der Bewerbung." Passend dazu erhöhte der bayerische Ministerrat den Druck mit dem Beschluss, Bayern werde neun Millionen Euro beisteuern, falls der Bund ebenfalls etwas gebe. Ministerpräsident Seehofer persönlich schrieb nach Berlin.

Die Bundesregierung habe "verweigert", "zurückgezogen", "abgesagt" - so rauscht es nun durch den Blätterwald. Dabei ist es bei genauem Hinsehen nicht das Bundes-, sondern das bayerische Kabinett, das den Ryder Cup fallengelassen hat. Weil der Bund nichts zahle, werde auch der Freistaat nichts beisteuern, wurde vergangene Woche in München verfügt: Die zugesagten neun Millionen wurden zurückgezogen - dass vor allem der bayerische Tourismus von dem Projekt in Neuburg profitieren würde, spielt keine Rolle mehr. Beobachter vermuten, der Freistaat wolle sich ganz auf Münchens Bewerbung um die Olympischen Winterspiele im gleichen Jahr konzentrieren.

Jede Form der ideellen Unterstützung werde gewährt, heißt es im BMI - wie das eben so üblich sei bei entsprechenden Großprojekten. Dass Erwin Langer den Schuldigen für das mutmaßlich bevorstehende Scheitern des Projekt dennoch in Berlin zu suchen scheint, sorgt dort für Verärgerung. Langer betreibe in dieser Hinsicht "Theater", sagte ein Regierungs-Offizieller der SZ. Die Chance, die 18 Millionen in Wirtschaft und Golf- szene einzutreiben, hat er wohl bereits verpasst.

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