Süddeutsche Zeitung

golf reisen:Verliebt in die Dünen

Oder: Warum ein Badezimmermagnat aus Wisconsin das berühmteste Golfhotel der Welt auf Vordermann bringt

Petra Himmel

Kohler Country ist ein Landstrich irgendwo in den Tiefen Wisconsins, eine Stunde von Milwaukee entfernt. Kein Ort, wo ein Tourist so einfach vorbei kommt. Herbert V. Kohler Jr., kurz Herb genannt, ist in dieser gottverlassenen Gegend aufgewachsen, weil sein Vater hier eine Art Badezimmerimperium aufgebaut hat. Als der Vater 1968 starb, übernahm Herb die Kohler Company, die so ziemlich jedes Badezimmer in den USA mit ihren Waschschüsseln und Wasserhähnen bestückt, und machte aus der ohnehin schon profitablen Firma eines der größten Privatunternehmen der USA. Rein zufällig pflegt Herb Kohler zudem eine ziemlich verbissene Leidenschaft für das Golfspiel, die er auch in der Gnarly Bulls Gang, seiner heimischen Zockertruppe, auslebt. Und weil ihm seine Kumpanen ständig sagten, es wäre doch besser, wenn sie mal nicht immer auf anderen Plätzen Greenfee zahlen müssten, ließ Kohler von dem weltbekannten Golfplatzdesigner Pete Dye ein paar Golfplätze in Kohler bauen, die inzwischen zu den besten der Welt zählen.

Seit einem Golftripp nach Nordirland pflegt Kohler eine Leidenschaft für Dünenplätze, weshalb auf seinen Plätzen in Wisconsin jetzt auch ein paar Schafe weiden und alles ein wenig an seinen nordirischen Lieblingsplatz Royal County Down erinnert. Insofern war es auch nur schlüssig, dass Kohler 2004 der japanischen Kosaido-Gruppe das weltbekannte "Old Course Hotel" neben dem Old Course von St. Andrews in Schottland abkaufte. Wenn es irgendein Hotel gibt, das man in direkten Zusammenhang mit dem Golfsport bringt, dann eben dieses, weil man vom Abschlag des 17. Loches auf dem Old Course direkt über einen Ausläufer des Hoteldaches zielt. Kohler hat bei diesem Immobilienzukauf seiner Leidenschaft für Badezimmerausstattungen freien Lauf gelassen und als erstes persönlich den Wasserdruck sämtlicher Hotelleitungen überprüft. Damit stand es nicht zum Besten, weshalb alle Wasserleitungen und Badezimmer herausgerissen und inzwischen auf Kohler- Spitzenstandard gebracht wurden. Das Water Spa mit elf Behandlungsräumen und einem Whirlpool auf dem Hoteldach (Blick aufs 17. Fairway) ist in einem Zuge mitgebaut worden. Kurzum: Kohler hat zwölf Millionen Dollar investiert und seine Umbaupläne sind noch längst nicht am Ende.

Erfreulicherweise hat er auch dem Dukes Course als hoteleigenem 18-Loch-Champion - ship-Kurs ein Redesign verpassen lassen. Seitdem glänzt der Kurs, der von den eigentlichen Linksplätzen im Zentrum St. Andrews' ein Stück entfernt liegt, durch verwilderte, bizarre Bunkerlandschaften, die ihn deutlich aufwerten und endlich auch neben den altehrwürdigen Plätzen bestehen lassen. Peter Thomson, dreimaliger British-Open-Sieger und ursprünglich der Designer des Dukes Courses, fand Kohlers Bunkerideen nicht so toll und wollte bei den alten Pottbunkern bleiben. Er musste dann feststellen, dass Kohler aller Liebe zur Golfhistorie und dem Schottischen zum Trotz vor allem eine bemerkenswerte Eigenschaft hat: Er ist ein Macher, der seine eigenen Ideen konsequent und ohne Rücksicht verfolgt. Ein Problem für Peter Thomson. Ein Glücksfall für den Dukes Course und das Old Course Hotel.

Old Course Hotel Tel.: 0044-1334-474371 www.oldcoursehotel.co.uk oder www.kohlerexperience.com

Kategorie: 5 Sterne, Leading Hotels of the World Preise: Golfarrangements ab 129 Euro pro Nacht inklusive Golf auf dem Dukes Course

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