golf reisen:Romantik im Fun Park

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South Carolina, ein Dorado für Golfer: Plätze für jeden Geschmack, verbunden mit dem alten Flair der Südstaaten

Die touristische Depression nach dem 11. September 2001 ist überwunden, der Dollar steht zum Euro so günstig wie nie. Der Süden der USA liegt als Saison verlängerndes Reiseziel für Golfer, die dem herbstlichen Schmuddelwetter hier zu Lande entfliehen oder gar mit dem Bag überwintern wollen, wieder voll im Trend.

Der Golftourismus sorgt für eine neue Blüte in South Carolina. 250 Publik Courses locken jährlich 18 Millionen Besucher an. Und die drehen 4,5 Millionen Runden. (Foto: Foto: Caledonia Golf & Fish Club)

Golf in den Südstaaten ist ja auch eine feine Sache. Gepflegte Plätze mit klangvollen Namen so weit das Auge reicht, so unterschiedlich wie die Charaktere der berühmten Architekten, die sie designt haben, perfekter Service mit freundlichen Boys, die für ein paar Dollars das Bag aus dem Auto holen und die Schläger putzen. Ein Preis-Leistungs- Verhältnis, wie man es sich in den südlichen Destinationen Europas wünschen würde. Und ideale klimatische Bedingungen ab Oktober, wenn die in diesem Jahr besonders wüste Hurricane Season vorbei ist. Gilt hier zu Lande nach wie vor Florida als Favorit für Ganzjahresgolf, so haben die Amerikaner selbst South Carolina, ein paar hundert Meilen weiter nördlich, als ihr Golfdorado erwählt. Der Staat an der Atlantikküste, etwa so groß wie Österreich, mit etwas über vier Millionen Einwohnern, drängt immer stärker auch auf den europäischen Markt. Seine Voraussetzungen könnten kaum besser sein. Wie kam es dazu?

In South Carolina spielte sich so ziemlich alles ab, was die kurze, aber heftige amerikanische Geschichte zu bieten hat. Ursprünglich eine englische Kolonie mit Charlestown, dem heutigen Charleston, als prosperierendem Zentrum, wurde South Carolina, basierend auf Sklavenarbeit, zu einem blühenden Agrarstaat. Riesige Baumwoll-, Indigo- und vor allem Reisplantagen verhalfen den Landlords und nach dem Unabhängigkeitskrieg den amerikanischen Großgrundbesitzern zu unerhörtem Reichtum. Nach dem Sezessionskrieg, der mit der Einnahme von Fort Sumter im Herzen von South Carolina seinen blutigen Anfang nahm und in seinen vier Jahren Dauer fast die gesamte männliche Bevölkerung das Leben kostete, war es aus mit der Sklaverei und damit auch aus mit der Herrlichkeit South Carolinas.

Der Staat versank für einen langen Zeitraum in Bedeutungslosigkeit. Erst in jüngster Zeit siedelten sich im Norden, bei Spartanburg, vor allem ausländische Industrieunternehmen wie BMW an. Einer der Gründe dafür, warum Lufthansa seit kurzem einen Direktflug von München nach Charlotte, der benachbarten Großstadt North Carolinas, anbietet. Der Flughafen wird besonders stark von Golfern genutzt, denn es ist der Golftourismus, der in Carolina für eine neue Blüte sorgte. Und was die Amis machen, machen sie ganz. Mehr als 250 Public Courses, öffentliche Plätze also nach dem Pay-and- Play-Status, locken jährlich 18 Millionen Besucher an, die 4,5 Millionen Golfrunden drehen. Die Vergangenheit wurde geschickt mit der Golf-Gegenwart verwoben. Die alten Herrenhäuser und die Plantagenanlagen sind in viele - und da naturgemäß in die schönsten - Golfanlagen integriert worden. Hilton Head, Kiawah Island, The Isle of Palm und vor allem The Grand Strand und Myrtle Beach genießen heute, jedes auf seine sehr unterschiedliche Weise, absoluten Weltruf unter den herausragenden Golfdestinationen. Allein auf den knapp 70 Meilen des Grand Strand, von Pawleys Island bis hinauf nach North Myrtle Beach, buhlen an die 140 Golfplätze um Greenfee-Spieler. Ein Paradies für Golfer, ein Schlaraffenland. Um das gesamte Angebot auch nur annähernd zu nutzen, müsste man spätestens mit 40 in Golfrente gehen.

Litchfeld Plantation - Avenue of Oaks (Foto: Foto: Litchfeld Plantation)

Wie das im Schlaraffenland so ist, man verdirbt sich leicht den Magen. Also empfiehlt sich weise Beschränkung auf die ganz besonderen Schmankerl. Da ist erst einmal die Fahrt von Charlotte durch das Landesinnere nach Süden mit geringerer Golfplatzdichte, aber dafür mit zahlreichen Zeugen der turbulenten Historie, auf die die Amerikaner besonders stolz sind. Dazu zählt Camden, nach Charleston die älteste Ansiedlung South Carolinas, ein verschlafenes Städtchen mit feinen oldfashioned Bed and Breakfast-Häusern, wie das Greenleaf Inn, in dem der Fremde noch mit traditioneller Gastfreundschaft und Freundlichkeit umsorgt wird.

Der totale Kontrast zu der Beschaulichkeit des bescheidenen Landesinneren: Hilton Head im äußersten Süden. Die sieben Meilen breite und zwölf Meilen lange Insel ist im wesentlichen ein einziger Golfplatz, durchsetzt mit einigen wenig frequentierten Tennisanlagen und den dazugehörigen Herbergen der mittleren bis gehobenen Kategorie. 37 18-Loch-Plätze, davon 22 öffentliche, übertreffen sich gegenseitig in Qualität und Pflegezustand. Kurz, Hilton Head zählt selbst in den verwöhnten USA zu den absoluten Top-Destinationen. Bei der Bebauung hat man sich bis auf wenige alte Hotels glücklicherweise selbst beschränkt. Die neueren Gebäude müssen sich alle unter die ausladenden Baumwipfel ducken. Gedeckte Farben überwiegen. Die subtropische Natur bestimmt das Bild augenschonend. Lediglich der grell weiß-rot gestreifte Leuchtturm des Sea Pines Resorts sticht hervor und dominiert den Küstenabschnitt, mit allein drei zum Resort gehörenden Meisterschaftsplätzen. Darunter die Nummer eins der Insel,The Harbour Town Golf Links, ein Platz, auf dem sich seit Jahrzehnten die Pros zum PGA-Turnier MCI Heritage treffen. Vor allem daraus lässt sich der alles überragende Preis von 250 Dollar für die Runde ableiten, ansonsten ist der von Pete Dye designte und von Jack Nicklaus erst kürzlich überarbeitete und renovierte Platz eher eine Mogelpackung. Von Links kann höchstens auf den letzten beiden Löchern die Rede sein, die an der Lagune entlang auf den Leuchtturm zuführen. Regnet es, und das tut es bis auf die Monate November bis März häufig in der Region, werden die Fairways zwischen den hohen Bäumen morastig. Der Platz ist eng und muss präzise gespielt werden, was nach Management- Aussage die großen Longhitter wie Tiger Woods und John Daly in den letzten Jahren stets vom Besuch des Turniers abgehalten hat. Als Hideaway vor dem geleckten Ambiente gilt Daufuskie Island. Die dem Sea Pines Resort vorgelagerte Insel ist nur per Fähre zu erreichen. Die beiden Golfplätze, The Melrose und Bloody Point, bieten Natur pur ohne lästige Bebauung. Die Greenfees von Hilton Head und Daufuskie Island liegen über dem Durchschnitt (50 bis 120 Dollar) von South Carolina, der wiederum deutlich unter dem beispielsweise von Florida liegt. Ein sympathischer Nebeneffekt kommt hinzu: Während die Preise in Florida im Winter anziehen, reduziert man in South Carolina in den Monaten November bis März drastisch, zum Teil bis zu 50 Prozent. Dabei ist es im "Palmetto State", eine Palme ziert die blaue Flagge, nur unwesentlich kälter als weiter südlich und Frost auch im Januar eine absolute Rarität.

Postkartenstrände (Foto: N/A)

Auf dem Weg zum weltweit absoluten Ballungsraum des Golfs, an den Grand Strand, nach Myrtle Beach, sollte man sich einen Abstecher nach Charleston gönnen. Die 1680 gegründete Stadt ist nach zahlreichen Natur- und anderen Katastrophen immer wieder liebevoll aufgebaut worden und verströmt sozusagen komprimiert den Charme des Südens. Außerdem lässt einen ein Abendessen im mehrfach ausgezeichneten Grill Room des Charleston Place Hotels alle Hamburger und Hot Dogs auf der Strecke vergessen.

Richtig amerikanisch, mit allen dazugehörigen Klischees wie Fast-Food-Lokalen, schrillen Leuchtreklamen, Motels und Hotelkästen (70.000 Betten), Musicaltempeln, Shopping Malls, darunter ein Golfshop so groß wie eine Flugzeughalle, sowie einem Strandleben, das Ballermann 6 locker in die Tasche steckt, wird es in Myrtle Beach. Die Golfplätze, links und rechts des Highway 17, sind da wahre Refugien. Die Konkurrenz hebt die Qualität, der Wettbewerb drückt die Preise. Im "Las Vegas für Golfer" haben alle bekannten Golfplatzarchitekten ihre Visitenkarten mehrfach abgegeben und Kurse für jeden erdenklichen Geschmack gebaut. Mit viel Wasser und mit wenig, mit riesigen Bunkerlandschaften, weiten und extrem engen Fairways durch die Pinienwälder. Auf einem Kurs, dem International World Tour Golf Links, bemühte man sich mit mehr oder weniger Erfolg, 27 der bekanntesten Golflöcher aus allen Kontinenten nachzubauen. Amen Corner, das Schicksalseck von Augusta, erkennt man sogar wieder.

Turtle Point (Foto: N/A)

Ein schlechter Platz könnte hier nicht überleben. Nirgendwo kriegt man so viel Golf fürs Geld wie in diesem Fun Park der Fairways. Neben all der Umtriebigkeit und Angebotsfülle des Golf-Mekkas Myrtle Beach ist das "Gonewith- the-Wind-Flair" noch nicht ganz verweht, gibt es sie noch, die Südstaaten-Romantik des Lebens auf den ehemaligen Plantagen. Ein zauberhaftes Kleinod ist beispielsweise Litchfield Plantation mit dem historischen Herrenhaus aus dem Jahr 1750 am Ende einer der typischen Alleen alter, immergrüner, mit Moos behangener Eichen. Der österreichische Hotel-Direktor Karl W. Friedrich ist mit Recht stolz auf seine 37 Zimmer in überwiegend historischen Gebäuden, liebevoll ausgestattet wie von Scarlett O'Hara persönlich. Die Küche des mit Antiquitäten geschmackvoll eingerichteten Restaurants genießt einen ausgezeichneten Ruf.Von hier aus in wenigen Minuten zu erreichen sind drei der von Golf Digest mehrfach ausgezeichneten Plätze, der Caledonia Golf and Fish Club, True Blue und Pawleys Plantation Golf & Country Club. Letzterer, von Jack Nicklaus geschickt auf einer Halbinsel platziert, vermittelt einen Eindruck der früheren riesigen Reisplantagen. Hier bleibt der Trubel von Myrtle Beach außen vor. Alligatoren sonnen sich neben Wasserschildkröten, am Bunkerrand beobachten Reiher und Ibisse das Treiben der Golfer, ein Weißkopfadler kreist über der Marschlandschaft.

Dabei sind die Plätze durchwegs sportlich so anspruchsvoll und von den hinteren Abschlägen für Durchschnittsgolfer so schwer zu bewältigen, dass man jede Ablenkung tunlichst vermeiden sollte, will man sein Handicap auch nur annähernd spielen. Der Sundowner im Schaukelstuhl auf der Veranda des alten Clubhauses bringt die Golf- Welt in South Carolina wieder ins Lot.

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