Süddeutsche Zeitung

Golf:Das sind die neuen Golfregeln 2019

  • Golf ist berüchtigt für sein ausuferndes und kompliziertes Regelwerk. Ab dem 1. Januar 2019 sollen viele davon logischer und zeitgemäßer werden.
  • Das Ziel der umfangreichsten Reform seit 60 Jahren: Das Spiel soll schneller werden.
  • Die Regeländerungen betreffen Profis und Amateure gleichermaßen.

Von Gerald Kleffmann

Angenommen, ein Golfball landet in einem der Sandbunker, die den Weg bis zum Einlochen erschweren sollen. Und angenommen, in diesem Hindernis liegt just neben dem Ball ein schöner, aber störender Tannenzapfen, der dort nicht liegen sollte. In diesem Fall greift Regel 13-4, Absatz c). Diese besagt, dass im Hindernis lose hinderliche Naturstoffe nicht berührt oder bewegt werden dürfen. Für den unerfreulichen Fall, dass ein Spieler einen neuen Golfball droppen lassen muss, wie der Terminus heißt, weil der Ball etwa unauffindbar war, sollte er Regel 20-2, Absatz a) beherzigen: "Der Spieler muss aufrecht stehen, mit ausgestrecktem Arm den Ball in Schulterhöhe halten und ihn fallen lassen." Nur halb gehoben? Klarer Regelbruch - aber erst, wenn der falsch fallen gelassene Ball geschlagen wird. Alles klar?

Der Golfsport ist voller solcher Vorgaben, die einerseits zur Tradition gehören und gerne eine Grundlage für gängige Kalauer unter Golfern darstellen. Andererseits haben sich über all die Jahrhunderte - 1744 wurden die ersten schriftlichen Regeln von den Gentlemen Golfers of Leith festgehalten - doch einige Paragrafen zu viel angesammelt. Zu dieser Erkenntnis gelangten vor einiger Zeit die obersten Regelhüter, die United States Golf Association (USGA) und der Royal and Ancient Golf Club of St. Andrews, nur R&A genannt. Zwar passen die zwei Organisationen alle vier Jahre die Regeln an, doch die jetzige Reform ist die umfangreichste seit 60 Jahren. Im Sommer brachten sie das Kompendium heraus, das ab jetzt - übersetzt vom Deutschen Golf-Verband (DGV) - in zwei deutschen Versionen erhältlich ist: als lange Version (15,95 Euro) und als Spieler-Edition (8,95), die komprimiert alles Wichtige enthält. Es sind immer noch 192 Seiten, indes im für die Golftasche tauglichen Din-A6-Format.

Was dröge und nur für Regelfans anregend klingen mag, könnte einen gravierenderen Einfluss auf die Art nehmen, wie dieser Sport vom 1. Januar 2019 an auszuüben ist. Die Änderungen betreffen ja Profis wie Amateure gleichermaßen, also auch die 645 000 in Deutschland registrierten Hobbyspieler, egal ob in Edelklubs oder auf Stadtanlagen. "Vieles macht die Anwendung der Golfregeln logischer und zeitgemäßer", sagt Alexander Klose, der beim DGV den Titel Vorstand Recht & Services trägt. Aus 34 übergeordneten Regeln werden nur noch 24, und in der Spieler-Edition helfen anschauliche Grafiken bei der Problemlösung: Der Tannenzapfen darf zukünftig im Bunker entfernt werden, auch beim Droppen ist kein ausgestreckter Arm im 90-Grad-Winkel mehr nötig - auf Kniehöhe darf aus dem hängenden Arm der Ball fallengelassen werden.

Diese Justierung mag trivial anmuten. Doch aus hoher Höhe gedroppte Bälle haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, wegzurollen oder steckenzubleiben. Oft genug kommt es vor, dass dieser Vorgang selbst nach zweimaligem Durchführen nicht klappt. Beim dritten Mal darf der Ball an die Stelle gelegt werden, an der der zweite gedroppte Ball gelandet war. Für Golfer eine Stresssituation, mehr noch aber eine, die Zeit kostet.

Und genau dies, das zu langsame Spiel, ist gerade unter Amateuren ein Grundübel mancher Golfrunde, die viele vom Golfen abhält. Bis zu fünf, sechs Stunden schleichen Gruppen schon mal über den Platz. Pragmatischere Regeln sollen dieser Unsitte entgegenwirken. "Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Beschleunigung des Spiels", betont Klose: "Eine Golfrunde, egal ob über 18 oder neun Löcher, soll zügig gespielt werden können und damit insbesondere besser in den Tagesablauf der vielen hunderttausend Freizeitgolfer passen." Konkret heißt das etwa: Statt fünf Minuten haben Golfer nur noch drei Minuten, um einen Ball wiederzufinden. Trifft ein Ball, vom Grün gespielt, den Flaggenstock im Loch, bleibt dies straflos, der Flaggenstock darf nun im Loch bleiben. Wie auch keine Sanktion greift, wenn man ohne Absicht den eigenen Ball oder einen Ballmarker auf dem Grün bewegt. Bei aller Kulanz: Bei der Ausführung eines Schlags müssen sich Golfer disziplinieren. In 40 Sekunden sollte der Schwung erledigt sein.

Eines wird sich aber nicht ändern. Streiten Golfer, etwa, weil sie sich nicht über eine Regelauslegung einigen können, und verlässt einer die Gruppe, um sich der nachfolgenden anzuschließen, wird er disqualifiziert.

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Quelle:
SZ vom 12.10.2018/schm
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