Golf-Profi Rory McIlroy:Ein Titel, der wie eine Prophezeiung wirkt

Lesezeit: 3 Min.

Drei Wochen hat Rory McIlroy nun Zeit zur Vorbereitung auf das Masters in Augusta. (Foto: Jared C. Tilton/Getty Images via AFP)

Rory McIlroy ist der bestimmende Golfspieler der vergangenen 15 Jahre, das beweist er mit seinem Sieg bei der Players Championship erneut. Nur dem Masters-Titel jagt er bisher vergeblich nach.

Von Felix Haselsteiner

Letzte Zweifel daran, dass Rory McIlroy diesmal niemand mehr in die Parade fahren könnte, beseitigte am Montag J.J. Spaun höchstselbst. Der Amerikaner, 34, ist in seiner Karriere bislang ein eher unauffälliger Nebencharakter auf der PGA Tour gewesen, im Jahr 2022 gewann er zuletzt einmal ein Turnier, ansonsten aber war Spaun überall zu finden, nur nicht im Rampenlicht. Und gerade deshalb war er vielleicht ein geeigneter Kandidat, um einem Spieler den Weg zu blockieren, der seine gesamte Karriere über im Zentrum der Aufmerksamkeit steht.

Der definierende Spieler seiner Ära, der vergangenen 15 Jahre, ist McIlroy. Einerseits wegen der beeindruckenden Zahl von inzwischen 41 Turniersiegen, andererseits wegen seiner heroischen Leistungen für Europa im Ryder Cup. Aber nicht zuletzt auch wegen der ewig fortwährenden sportlichen Tragik: Seit 2014 hat McIlroy keines der vier Major-Turniere mehr gewonnen, zumeist weil in genau den entscheidenden Momenten immer Nebencharaktere wie Spaun in die Hauptrolle schlüpften und McIlroy dann die Nerven verlor. Deshalb war es bemerkenswert, dass sich am Montag die Ereignisse umkehrten: McIlroy schlug seinen Ball auf dem berühmten Loch 17 auf das Grün – Spaun seinen Ball ins Wasser.

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Ein weiterer bedeutender Erfolg für McIlroy war das Ergebnis, wenngleich mit Einschränkung. Die Players Championship in Ponte Vedra Beach gilt zwar als das inoffizielle fünfte Major-Turnier des Golfsports, mehr aber auch nicht: Dass McIlroy also an jenem Montag an Ort und Stelle seinen zweiten Titel nach 2019 gewann, setzt seiner sportlichen Tragik kein Ende. Aber womöglich liegt darin auch eine Prophezeiung für den Rest der Saison, nämlich dass 2025 das Jahr des Nordiren McIlroy werden könnte.

Man konnte das an der Leistung der vier Tage festmachen: Während das Feld hinter ihm sich mühte, überhaupt zurechtzukommen auf einem schwierigen und von gemeinen Windböen und Gewittern heimgesuchten Golfplatz, blieb McIlroy weitgehend fehlerlos und spielte dominant – wie so oft in den vergangenen 15 Jahren: Wenn McIlroy am oberen Ende seines Leistungsniveaus spielt, ist er fast unschlagbar.

Inklusive McIlroy haben vier Europäer 2025 bereits auf der PGA Tour gesiegt

Dieser Eindruck verstärkt sich aktuell dadurch, dass der Rest der Golfelite aktuell ein wenig den Faden verloren hat. Eine Gruppe von Spielern hat sich ohnehin schon auf die gutbezahlte, aber sportlich unbedeutende LIV Tour zurückgezogen, wo Jon Rahm, Brooks Koepka, Bryson DeChambeau und Cameron Smith ihre Preisgelder abseits der großen Plätze und Turniere einsammeln. Aber auch auf der PGA Tour hat die erste Saisonphase (die traditionell mit der Players Championship endet) einige Erkenntnisse gebracht, die im weiteren Sinne für McIlroy sprechen.

Scottie Scheffler etwa, der Players-Sieger der vergangenen zwei Jahre, hat nach einer Handverletzung im Januar weiterhin Schwierigkeiten: Die Sicherheit der vergangenen Jahre ist ihm abhandengekommen, auch wenn er nominell der Weltranglistenerste ist. Die junge Garde um Collin Morikawa und Xander Schauffele hat die Form verloren, die Asien-Fraktion um Hideki Matsuyama und Im Sung-jae ist weiterhin eher ein Versprechen, das auf seine Einlösung wartet. Übrig bleibt deshalb  ein Golfkontinent, der in den vergangenen Jahren schon abgeschrieben wurde.

Denn inklusive McIlroy haben vier Europäer in diesem Jahr bereits auf der PGA Tour gewonnen. Zu einem frühen Zeitpunkt ist das bereits eine beachtliche Häufung. Der Österreicher Sepp Straka, der Schwede Ludvig Aberg, der Belgier Thomas Detry, der Eichenrieder Stephan Jäger (trotz fehlenden Saisonsiegs guter 20. in Florida): sie alle stehen für eine Generation von Spielern, die in der Ära McIlroy groß geworden sind und nun denselben Weg gehen wie der Nordire. Die PGA Tour wurde einst für Amerikaner geschaffen, das ganze System richtet sich an ihnen aus. Doch erst McIlroy hat unter Beweis gestellt, dass man dieses Hindernis überwinden kann.

Die Generation der Spieler aus den 1980er- und 1990er-Jahren wie Seve Ballesteros, Bernhard Langer oder Nick Faldo hat in den USA immer ein gutes Maß an Respekt bekommen – aber nie die flächendeckende Anerkennung wie McIlroy heute. Für das Kernpublikum ist der Nordire ein interessanterer Spieler als die meisten Amerikaner (mit Ausnahme natürlich seines guten Freundes Tiger Woods), wegen seiner Siege wie nun bei der Players Championship. Und wegen der Aussicht auf ein Drama, das vorerst weitergeht.

Drei Wochen hat McIlroy nun Zeit zur Vorbereitung auf das Masters in Augusta: Ein Sieg dort fehlt ihm noch zum sogenannten Karriere-Grand-Slam, dem Sieg bei allen vier Major-Turnieren. Es wäre das Ende der Geschichte, das er sich am meisten herbeisehnt. Gute Argumente gibt es wieder eine Menge; die schwächelnde Konkurrenz wäre zu nennen oder der Fakt, dass der Sieger der Players Championship oft beim Masters erfolgreich war, aufgrund der Ähnlichkeit der Plätze. Diese Argumente kennt McIlroy natürlich alle, seit Jahren wird ihm gesagt, dass er in dieser Saison bereit sei, seit Jahren sagt er sich das auch selbst.

Was diesmal anders ist? McIlroy wirkt ruhiger, selbstsicherer aufgrund der Dominanz der vergangenen Monate und gelassener im Umgang mit der Tragik seiner sportlichen Laufbahn. Oder, in seinen eigenen Worten vom Montag: „Ich bin ein kompletterer Spieler als jemals zuvor in meiner Karriere.“

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