Golfer Collin Morikawa:Er erinnert an Tiger Woods

Workday Charity Open - Final Round

Tradition in Ohio: ein Milkshake für den Sieger - Collin Morikawa genießt.

(Foto: Gregory Shamus/AFP)

Collin Morikawa führt eine junge hoffnungsvolle Generation auf der US-Tour an. Der 23-jährige Amerikaner hat in jungen Jahren eine fast schon beängstigend perfekte Aura.

Von Felix Haselsteiner

Am Sonntag musste J.J. Jakovac wieder das Tempo rausnehmen. Immer dann, wenn es eng wird in der letzten Runde eines Golfturniers, hat Jakovac als Caddie von Collin Morikawa eine wichtige Aufgabe: langsam gehen. "Ich neige dazu, in Stresssituationen zu schnell zu gehen", hat Morikawa im Gespräch mit der SZ einmal erzählt, dann braucht er seinen Caddie, der ihn immer wieder daran erinnert, gemächlich zum Ball zu schreiten und nicht zu hektisch zu werden. Am vergangenen Sonntag war Morikawa, 23, wieder in einer Stresssituation, bei der Workday Charity Open in Dublin, Ohio, spielte er in einem Playoff gegen Justin Thomas. Und wohl auch, weil sein Caddie Jakovac ihn daran erinnerte, langsam zu gehen, gewann Morikawa das zweite PGA-Turnier seiner Karriere. "Es war bestimmt nicht unser letzter Kampf gegeneinander. Glückwunsch, Bruder", schrieb Thomas, derzeit bester US-Golfer, auf Instagram. Das ist keine allzu kühne Vorhersage, denn: Von Morikawa ist noch Großes zu erwarten.

Die junge und doch schon beeindruckende Laufbahn des Kaliforniers begann im vergangenen Jahr bei der US Open, wo sich die neue Generation des Golfsports vorstellte: Matthew Wolff, US-Amerikaner mit wildem Schwung, Viktor Hovland, Norweger und damit europäischer Beitrag zur Golf-Zukunft, und eben Morikawa traten bei dem Major-Turnier erstmals offiziell als Profis und nicht mehr als Amateure an. Wolff und Hovland sagte man damals schon große Karrieren voraus und, ja: Auch sie gewannen umgehend Turniere und sind "talk of the tour" - die, über die man viel spricht. Morikawa jedoch, damals etwas unscheinbarer im Hintergrund, hat die Rekorde noch eher gebrochen.

In den ersten 22 Starts seiner professionellen Karriere auf der PGA Tour schaffte Morikawa immer den Cut, eine Quote, die nur von Tiger Woods in den Neunzigerjahren übertroffen wurde (25). Parallelen zu Woods gibt es auch in der früheren Kindheit von Morikawa: "Ich konnte noch nicht einmal richtig laufen, da bin ich schon auf der Driving Range gewesen und habe meinen Eltern zugeschaut", erzählt Morikawa, der wie der erfolgreichste Golfer der Geschichte aus Südkalifornien kommt. Wohl auch deshalb erinnert seine Stimmlage stets ein wenig an die des jungen Woods. Morikawas Familie hat in Los Angeles einen Wäschereibetrieb, außerhalb der Nobelviertel, in einem der bürgerlichen Stadtteile - und erlaubte dem jungen Collin erst mit elf Jahren, nur noch einen Sport auszuüben: "Davor bin ich auch viel Ski gefahren und gesurft, das war meinen Eltern wichtig. Dann gab es nur noch Golf."

Morikawa wurde zu einem der besten Amateurspieler der Welt, gemeinsam mit Wolff und Hovland, die zur gleichen Zeit in den USA College-Golf spielten. "Collin ist sehr erwachsen für sein Alter", sagt Hovland über "einen meiner besten Freunde". Tatsächlich hat Morikawa eine fast schon beängstigend perfekte Aura (auch in dieser Hinsicht erinnert er an Woods): Er antwortet schnell, präzise und mit Witz auf Fragen und spielt ein kontrolliertes, abgezocktes Golf, während sich viele seiner Kollegen vor allem auf Kraft und Geschwindigkeit verlassen - manch ein Mitspieler beschreibt ihn als "perfekte Maschine".

Morikawa sah sich ein Video von sich an - und änderte den Gang

An seinem perfekten Auftreten hat Morikawa bereits mit 16 gearbeitet. Bei einem Jugendturnier habe er auf einem Video gesehen, wie er sich auf dem Platz bewegt - "das hat mir nicht gefallen", sagt Morikawa, also arbeitete er an einem besseren Gang. Dass das Thema ihm bis heute wichtig ist, sah man am Sonntag.

Es ist jedoch die Kombination dieser drei sehr individuellen Charaktere im Zukunfts-Trio des Golfsports, die ihren Erfolg ausmacht. Der manchmal vielleicht allzu perfektionistische Morikawa sieht im wilden Wolff und dem locker-witzelnden Hovland nicht nur gute Freunde, sondern auch Vorbilder - und Konkurrenten: "Es ist eine große Chance für uns drei, uns gegenseitig anzutreiben und die nächste große Generation zu werden", sagt Morikawa. Man darf es als Ansage verstehen.

Der Golfsport hat schon immer davon gelebt, dass das Alter nicht der determinierende Faktor für Erfolg ist, vielleicht aber noch nie so sehr wie aktuell: Tiger Woods gewinnt mit 44 Jahren Turniere, bei denen die ganz junge Generation genauso vorne mitspielt wie sein ewiger Rivale Phil Mickelson mit 50. Und dazwischen finden sich Spieler wie Playoff-Verlierer Thomas, 27, Major-Seriensieger Brooks Koepka, 30, und der Weltranglistenerste Rory McIlroy, 31 (der derzeitige Powerspieler Bryson DeChambeau pausierte in Dublin). Besonders an McIlroy will sich Morikawa orientieren: "Ich wollte immer da hin, wo Rory ist", sagt er. Man könnte eigentlich sagen, dass er dieses Ziel längst erreicht hat, immerhin spielt er Woche für Woche gegen ihn. Das jedoch reicht Morikawa nicht. Er betont: "Ich will jede Woche um den Sieg mitspielen."

Zur SZ-Startseite
Bryson DeChambeau

Golf
:Zu schnell für die Zeitlupe

Bryson DeChambeau, der neue aufgepumpte Muskelmann der US-Tour, verblüfft die Branche nun mit dem souveränen Turniersieg in Detroit - und bezeichnet seine Dominanz als "Testlauf" für die noch anstehenden Majors. Für die Konkurrenz heißt das nichts Gutes.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: