150 Dollar bezahlt man für eine Golfstunde im Arroyo Trabuco Golf Club in Mission Viejo, einem kleinen Golfplatz zwischen Los Angeles und San Diego, nur hat der Klub ein akutes Problem. Die Stunden bei ihrem Haupttrainer sind auf Wochen ausgebucht - und im Moment ist er nicht einmal auf der Anlage zu finden. Michael Block ist innerhalb einer Woche von einem unbekannten Südkalifornier zum bekanntesten Golftrainer der USA geworden, samt Inthronisierung: Das Magazin Golf rief ihn gar als "König des PGA Championship" aus.
Es war tatsächlich eine beachtliche Leistung, mit der er sich zu diesem Titel spielte. Geteilter 15. wurde Block am vergangenen Wochenende beim zweiten Major-Turnier des Jahres, was nicht allzu besonders klingt, aber in jeder Hinsicht sensationell ist: Ein 46-Jähriger, der beim 25. PGA-Tour-Start seiner Karriere vier Tage lang im Dunstkreis der besten Spieler der Welt spielt und einen nach dem anderen hinter sich lässt, das wäre im Fußball vergleichbar mit einem Regionalligisten, der auf einmal im Champions-League-Halbfinale aufläuft.
Profisport mit Tourette:Golfen mit dem Clown im Kopf
Jahrelang hat Robin Smiciklas seine Tourette-Erkrankung verheimlicht - die unkontrollierbaren Bewegungen auf dem Platz unterdrückt. Nun lässt er die Tics zu, strebt in die Weltspitze und fragt sich: Kann man von Tourette sogar profitieren?
"Mit diesen Jungs zu spielen, Rory McIlroy am Sonntag, Justin Rose am Samstag, und dieses Publikum neben sich zu haben (...), das war ein unglaublicher Traum, der in Erfüllung gegangen ist", sagte Block im Nachgang. McIlroy hatte er in seinem magischsten Moment für sich gewonnen, als Block auf dem 15. Loch auch noch ein Hole-in-One spielte. Die Chance für so einen Traumschlag liegt unter Profis bei etwa 1:2500, aber an diesem Wochenende schien für Block auf einmal alles möglich zu sein. Am Ende umarmte ihn auch noch der Sieger Brooks Koepka und sagte mit Blick auf das Ass, für das man im Golf traditionell eine Runde im Klubhaus ausgeben muss: "Ich habe gehört, du bezahlst heute die Rechnungen?"
Es sind Golflehrer wie er, die den Sport am Leben erhalten und die Talente ausbilden
Michael Blocks Geschichte erzählt auch von der Bedeutung, die die Golflehrer der Professional Golfers Association haben: Die Mehrheit von ihnen haben Karrieren wie Block, nie gut genug für den größten Ruhm, aber gut genug, um als Trainer sein Einkommen zu verdienen. Es sind Menschen wie er, die den Sport am Leben erhalten, die Talente ausbilden - und die nur selten auf der größten Bühne belohnt werden, weil die PGA nur einmal jährlich ein Turnier ausrichtet, für das sich auch 20 ihrer lehrenden Mitarbeiter qualifizieren können.
Die Größe dieser Chance ist schwer in Worte zu fassen. "Meine Frau hat mich nur einmal in meinem Leben weinen gesehen", sagte Block über die Emotionen, die er vor seiner Schlussrunde hatte: "Am Sonntag bin ich schon in der Früh schluchzend im Bett gesessen."
Die Traumwoche in Rochester hat für ihn zudem weitreichende Konsequenzen. Einerseits, weil sein Name einmal quer durch die Golfwelt genannt wurde, das Video seines Asses zählt schon jetzt zu den historischen Momenten der Sportart. Andererseits, weil Block auf einen Schlag 280.000 Dollar Preisgeld bekam, das sind umgerechnet 1867 Golfstunden. Und es gibt die Aussicht auf mehr: Für das kommende Wochenende erhielt er eine Sponsoren-Einladung bei der Charles Schwab Challenge in Texas, die ihn am Sonntagabend erreichte - diesmal war es seine Frau Val, die neben ihm saß und in Tränen ausbrach. Im Juni darf Block zudem in Kanada antreten. Und als Fünfzehnter automatisch auch wieder im nächsten Jahr bei der PGA Championship.
Es ist seit kurzem alles anders in der Welt von Michael Block - und auch in der Welt seiner Schüler, die sich im Verzicht üben müssen. Er habe leider schon wieder einige Stunden absagen müssen, wegen der Reise nach Texas, sagte Block: "Aber ich glaube, sie verstehen, warum."