Neue Golf-Turnierserie:Sportswashing in Reinform

Neue Golf-Turnierserie: Auch Martin Kaymer macht bei der neuen Golf-Turnierreihe mit.

Auch Martin Kaymer macht bei der neuen Golf-Turnierreihe mit.

(Foto: Michael Madrid/USA Today Sports)

Eine Zäsur für den Golfsport: In der kommenden Woche treten 42 Spieler bei einer neuen Saudi-Turnierserie an - und bestätigen wieder einmal, dass Geld moralische Bedenken übertrumpft.

Kommentar von Felix Haselsteiner

Dass die European Open in Hamburg einmal als Zäsur in die Geschichte des Golfsports eingehen würden, damit war nicht zwingend zu rechnen. Das Turnier der höchsten europäischen Golfserie, der World Tour, wird von Donnerstag bis Sonntag stattfinden, gleichzeitig spielt die US-amerikanische PGA Tour in Muirfield/Ohio das Memorial Tournament - und danach wird sich die Golfwelt wohl drastisch verändern.

Die kommende Woche markiert nämlich den Eintritt von LIV Golf, einer neuen Turnierserie, die mit Milliarden aus Saudi-Arabien finanziert wird und damit in Konkurrenz zu den historisch etablierten Touren in den USA und Europa tritt. Als externer Wettbewerber, der seiner Meinung nach veraltete Strukturen aufbrechen und Golf internationaler vermarkten möchte, so stilisiert sich die neue Serie - in Wahrheit geht es wohl um etwas anderes: Die Saudi-Tour ist die Reinform des Sportswashing - es geht darum, trübe politische durch saubere sportliche Schlagzeilen zu ersetzen.

Die brutale Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi, die immer wieder stattfindenden Massenhinrichtungen, die Unterdrückung der Rechte von Frauen und queeren Menschen, das alles ist Saudi-Arabien vorzuwerfen und soll nun unter den Teppich gekehrt werden mithilfe von absurd hohen Preisgeldern aus der gut gefüllten Staatskasse. 20 Millionen US-Dollar werden in der kommenden Woche verteilt, zum Vergleich: In Hamburg gibt es 1,75 Millionen Euro, in Muirfield zwölf Millionen US-Dollar. Man könnte sagen: Das reicht aus. Aber dass die finanziellen Grenzen in der Sportwelt nach oben offen stehen, hat gerade der gierige Golfsport immer wieder bewiesen.

Die Abtrünnigen werden von der europäischen und der US-Tour mit Sanktionen belegt - wie diese aussehen, ist offen

Ein paar bekannte Namen sind nun unter den Teilnehmern, wie der Weltranglisten-13. Dustin Johnson und die europäischen Ryder-Cup-Veteranen Sergio García und Ian Poulter, die im Übrigen ihren gesamten Ruhm und ihre Beliebtheit unter den Fans nur dem "veralteten" System zu verdanken haben - so schlimm kann es also nicht gewesen sein in den zurückliegenden Jahrzehnten. Martin Kaymer und der Österreicher Bernd Wiesberger haben sich ebenfalls vom Saudi-Geld locken lassen, auch wenn es nach außen hin selbstverständlich nur um die "ganz neue Erfahrung" für Spieler und Zuschauer geht, wie Wiesberger mitteilte.

Am Ende zählt ab sofort jeder dieser Spieler zu den Abtrünnigen, die einerseits damit leben werden müssen, von der amerikanischen und der europäischen Tour mit Sanktionen belegt zu werden - wie genau diese aussehen, wird sich noch zeigen. Viel schwerer wiegt die Tatsache, dass bei mindestens 42 nicht gerade mittellosen Profigolfern moralische Bedenken offenbar eine dem Geld untergeordnete Rolle spielen. Spätestens mit dem ersten Abschlag auf der LIV-Tour in der kommenden Woche ist das dann auch offiziell.

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