Golf-Elite beim Masters:Der Rat der alten Meister

Lesezeit: 3 min

Es ist das erste Major-Turnier des Jahres und gleichzeitig das einzigartigste: Das US Masters in Augusta ist für die Golfer eine große Herausforderung, auf die sich jeder auf seine Art vorbereitet. Martin Kaymer hat in diesem Jahr manches geändert, um mit den Favoriten um Tiger Woods und Rory McIlroy mithalten zu können.

Petra Himmel, Augusta

Rory McIlroy malt: da eine Welle, dort einen kleinen Bogen, ein paar Pfeile rechts und links. Am Ende entsteht auf dem kleinen Block eine Skizze, wie sie sonst sein Caddie macht, wenn er für seinen Arbeitgeber ein Grün mit seinen Hügeln und Senken vermisst. Im Augusta National Golf Club aber greift Rory McIlroy vor dem Beginn des US-Masters-Turniers am Donnerstag selbst zum Stift. "Ich zeichne mir den Platz auf, mache mir meine eigenen Diagramme, meine eigenen Zeichnungen von den Grüns und den Neigungen", sagt er.

Kaymer in Augusta: Endlich einmal den Cut überstehen (Foto: dpa)

Geht es um das US Masters, das erste Major-Turnier des Jahres, überlässt der Weltranglistenzweite nichts dem Zufall. Er hat seit Mitte März eine Turnierpause eingelegt, sich aufs Training konzentriert, am vorigen Mittwoch und Donnerstag zwei Proberunden in Augusta gespielt. Seinen Twitter-Fans teilte er mit, dass sie in dieser Woche auf Tweets verzichten müssen.

Der 22-Jährige steckt in den letzten Vorbereitungen auf das US Masters - von den gemütlichen Proberunden normaler Turnierwochen ist nicht nur er weit entfernt. Angesichts der Herausforderungen des Platzes verschwindet so mancher Spieler zu Beginn der Turnierwoche lieber in Klausur als sich stundenlang dem Rummel der Fans auszusetzen. Neun schnelle Löcher mit Mark O'Meara spulte Tiger Woods am Montagmorgen um acht herunter.

Auch Martin Kaymer ließ sich nur kurz auf der Anlage sehen und verschwand kommentarlos. Selbst Manager Johan Elliot suchte seinen Arbeitgeber vergeblich. Große Trainingseinheiten muss Kaymer allerdings ebenso wenig wie Woods kurz vor Turnierstart noch einlegen - beide haben in der vergangenen Woche auf Turniere verzichtet, stattdessen zu Hause in Arizona beziehungsweise Florida trainiert.

Eine Form der Vorbereitung, die für Lee Westwood und Phil Mickelson ein Unding ist. Beide haben ihr Spiel bei der Houston Open in Texas auf die Probe gestellt. "Houston ist für mich eine Hinführung auf das Masters", sagt Westwood: "Der Platz ist in einem ähnlichen Zustand wie Augusta, die Geschwindigkeit der Grüns und die abfallenden Flanken sind ähnlich." Von ausgedehnten Ausflügen nach Augusta vor Beginn des Turniers sieht der Brite ab: "Am Montag vor dem Masters ist der Platz völlig anders, ganz zu schweigen von einem Tag zwei Wochen vor dem Turnier."

Wer eine genaue Anleitung für eine erfolgreiche Woche in Augusta sucht, wird sie nicht finden. Wer mit zehn Spielern über ihre Vorbereitung für das US Masters spricht, wird zehn verschiedene Antworten erhalten. Der Italiener Francesco Molinari setzte im vergangenen Jahr auf die Begleitung vieler Familienmitglieder, in diesem Jahr hat er nur den Coach zugelassen. Martin Kaymer hat in der Vergangenheit mal in Houston gespielt, mal viel trainiert. 2011 versuchte er es mit einer späten Anreise, wenigen Trainingsrunden und möglichst viel Entspannung. Nichts hat funktioniert.

Der 27-Jährige hat bei vier Starts in Augusta viermal den Cut verpasst. "Ich habe in den vergangenen Jahren da einfach einen kleinen Fehler gemacht", stellte er in diesem Jahr fest: "Ich habe versucht, anderes Golf zu spielen, aber das war nicht mein Golf." 2012, so beschloss er zu Beginn des Jahres, wolle er sich auf Bewährtes verlassen. "Am Ende muss man bei seinen Stärken bleiben, genau das werde ich dieses Jahr tun." Sein Golf werde er spielen, sagte der Deutsche, "nicht jenes Golf, das der Platz verlangt".

Zum Abschluss suchte er in Augusta wie so viele seiner jungen Kollegen noch einmal den Rat der alten Champions. Am Sonntag spielte er eine Runde mit Bernhard Langer, am Montag gab ihm Tom Watson die letzten Tipps. Wer am Sonntag das grüne Jackett für den Sieger gewinnen will, philosophiert der sechsmalige Champion Jack Nicklaus vor sich hin, müsse seine ganz persönliche Strategie für diese Woche entwickeln: "Als ich noch ein Amateur war, bin ich schon eine Woche vorher nach Augusta gereist und habe mich vorbereitet."

Der 72-Jährige ist wie Langer und Watson in jedem Jahr ein begehrter Gesprächspartner vor dem Masters. "Keegan Bradley hat mich angerufen und viele Fragen gestellt. Rory hat das auch gemacht. Trevor Immelman ist vor seinem Masters-Sieg zu mir gekommen, Schwartzel auch."

Jedem hat Nicklaus Tipps gegeben. "Was ich all' diesen Kindern aber wirklich eindrücklich mitteile, ist, dass jeder ein Individuum ist, und jeder seine Sache anders angeht. Jeder muss herausfinden, wer er ist, warum er so ist und wie er an bestimmte Dinge herangeht."

© SZ vom 04.04.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: