Golf:Der verschmitzte Norweger

BMW International Open - Day One

Viktor Hovland

(Foto: Andrew Redington/Getty)

Viktor Hovland hat die Golfwelt innerhalb von zwei Jahren erobert - mit den Olympischen Spielen und dem Ryder Cup stehen nun die nächsten großen Ziele für den 23-Jährigen an.

Von Felix Haselsteiner, Eichenried

Das Schmunzeln ist ansteckend. Wer mit Viktor Hovland Golf spielt, sollte sich darauf einstellen, dass es eine unterhaltsame Runde wird. Hovland bringt gerne zum Ausdruck, dass ihm sein Beruf Spaß bereitet, vor allem an Tagen wie diesem Donnerstag. Erste Runde der BMW International Open, seine beiden Partner im sogenannten Flight sind Sergio Garcia, der Spanier, und Martin Kaymer, der Deutsche. Beide gestandene Größen im Golf. Und was macht Hovland? Lacht, grinst, genießt den Auftakt dieses Turniers der European Tour. Immer wieder kommen die wenigen Zuschauer, die im GC München Eichenried dank Sondereinladungen mitlaufen durften, in den Genuss, ihn verschmitzt strahlen zu sehen. Es hat wahrlich nicht nur spielerisch seine Gründe, warum dieser Hovland die Golfwelt in den vergangenen zwei Jahren in Aufruhr versetzt hat. Er ist ein guter Typ.

Das finden auch seine Kollegen. "Er spielt ein sehr losgelassenes Spiel", befand etwa Kaymer. Der Rheinländer aus Mettmann, der mit einer 70er Runde (zwei unter Par) startete, hatte viele lobende Worte für Hovlands Golfspiel übrig: "Er macht das sehr smart für jemanden, der erst vor zwei Jahren vom College gekommen ist."

Hovlands jugendliche Erscheinung täuscht nicht: Erst seit 2019 spielt der 23-Jährige als Profi. Eine große Karriere war ihm auch davor schon vorausgesagt worden: Hovland wurde die Nummer eins der Amateur-Weltrangliste, er spielte mit Sondereinladungen bei drei der vier Majors mit und wurde beim Masters in Augusta 2019 der beste junge Spieler - eine Auszeichnung, die meistens ein Indiz für eine erfolgreiche Zukunft ist. Hovland war der erste Golfspieler aus Norwegen, der zu diesen Erfolgen kam, ein Blick in seine Jugendzeit genügt, um zu verstehen, dass es ein langer Weg in die Golfelite ist, wenn man aus einem Land kommt, in dem der Wintersport im Fokus steht - und in dem vielerorts so gut wie immer Winter ist.

Das orangene O auf Hovlands Schlägern steht für seine enge Beziehung zu seinem College

Die Golfschläger, die Hovland als Elfjähriger von seinem Vater geschenkt bekam, als dieser von einem Arbeitseinsatz als Ingenieur in St. Louis zurückkehrte, kamen die meiste Zeit in einer Indoor-Driving-Range zum Einsatz. Mehr ließ das norwegische Wetter nicht zu. Hovlands Talent im Golf war sofort offensichtlich, auch wenn er von sich selbst sagt, dass er im Taekwondo ebenfalls erfolgreich war. Es war der Weg über das College, der jedoch den entscheidenden Schritt brachte: Oklahoma wurde zu einer zweiten Heimat, bis heute sind die Schlägerhauben, die Hovlands Schläger vor Regen schützen, mit dem großen, orangenen O der dort ansässigen Universität versehen. Sein Englisch hat eindeutig einen amerikanischen, keinen norwegischen Einschlag.

Hovland brauchte auch als Profi nicht lange, um sich nach vorne zu arbeiten: Zweimal gewann er bereits auf der PGA Tour, mittlerweile ist er auf Platz 14 der Weltrangliste angekommen. So schnell schaffte das zuletzt nur sein bester Freund auf der Tour, der US-Amerikaner Collin Morikawa, der 2020 bereits ein Major gewann, die PGA Championship. "Vor einem Jahr war ich in einer komplett anderen Position", sagte Hovland im Rückblick, damals hatten Morikawa und er noch weitaus weniger Aufmerksamkeit bekommen als heute. Die Zeit vergehe einfach schneller, wenn man als Profi jede Woche von Turnier zu Turnier reise, sagte Hovland, denn: "Egal, ob man richtig gut oder schlecht spielt: Es geht einfach immer weiter."

Für 2021 hat Hovland, der in München zum ersten Mal seit Ende 2019 wieder in Europa ein Turnier spielt, zwei große Ziele: Zum einen zählt er zu denjenigen, die voller Vorfreude auf das olympische Turnier blicken, am Mittwoch zeigte sich bei der Pressekonferenz, dass er weiterhin eine starke Bindung zu seinem Heimatland hat: "Angesichts der Tradition, die Norwegen in anderen Sportarten bei Olympia hat, bedeutet es für mich als Norweger viel mehr als für Spieler aus anderen Ländern", sagte Hovland.

Zwei Jahre nach seinem Profidebüt wird Hovland wohl im Herbst zudem an seinem ersten Ryder Cup teilnehmen, wenn in Whistling Straits, Wisconsin, eine US-Auswahl das europäische Team zum Duell empfängt. Die Eindrücke, die er in München fürs Erste hinterließ, waren bereits vielversprechend. Während Kaymer, der gerade erst zum Vizekapitän für den Ryder Cup ernannt wurde, solide spielte und Garcia sich noch schwertat (73), gelang Hovland mit vier Schlägen unter Par (68) die beste Runde dieser besonderen Dreiergruppe.

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