Golf:Die beste Golfrunde seines Lebens - mit 63

Golf: Fred Couples studiert am Sonntag das Grün auf der 17. Bahn im Prestonwood Country Club in North Carolina. Wenig später wird er die beste Runde seines Lebens abschließen.

Fred Couples studiert am Sonntag das Grün auf der 17. Bahn im Prestonwood Country Club in North Carolina. Wenig später wird er die beste Runde seines Lebens abschließen.

(Foto: Eakin Howard/AFP)

Fred Couples prägte in den Neunzigerjahren den Golfsport, wurde wegen seines Schwungs "Boom Boom" genannt. Und er macht im Seniorenalter einfach weiter.

Von Felix Haselsteiner

Einer der Vorzüge des Golfsports besteht darin, dass das Alter nicht der bestimmende Faktor für Erfolg ist. Was immer Lionel Messi oder Roger Federer mit 63 Jahren tun werden, sie werden sicher nicht davon sprechen, dass sie in diesem Alter ihre Bestleistung vollbringen - im Golf hingegen geht das, auch auf Spitzenniveau. "Ich glaube, das war die beste Runde meines Lebens", sagte Fred Couples, 63, am Sonntag im Prestonwood Country Club in Cary, North Carolina. Couples gewann das SAS Championship auf der amerikanischen Champions Tour mit einer Runde von 60 Schlägen (zwölf unter Par) am Finaltag und schaffte damit das seltene Kunststück, sein eigenes Alter zu unterspielen.

Auf der Senioren-Tour, wo Spieler ab dem Alter von 50 Jahren antreten dürfen, gelingt das den älteren Semestern zwar ab und an, aber selten in dieser Deutlichkeit. Bernhard Langer etwa, 65 Jahre alt und in North Carolina als geteilter 20. am Ende einige Schläge im Rückstand, schaffte es bereits des Öfteren. Alex Cejka, der andere Deutsche, der inzwischen bei den Senioren beheimatet ist, muss sich mit seinen 51 Jahren noch gedulden, weniger als 58 Schläge hat noch nie ein Profi-Golfer für eine Runde gebraucht.

Dass Couples nun im Senioren-Alter die beste Runde seines Lebens spielte, ist aber nicht nur wegen der Zahlenspiele bemerkenswert, sondern auch, weil er in seiner Karrierebilanz bereits einige wesentlich größere Triumphe stehen hat als das SAS Championship. 1992 gewann er das Masters in Augusta, zu einer Zeit, in der er den Golfsport mit seinem Spiel prägte: Boom Boom nannte man Couples in den Neunzigerjahren, weil er weiter schlagen konnte als die meisten anderen.

Jahrelang führte er seine Gegner mit einem Schwung vor, der in seiner Eleganz und in seinem Rhythmus an Federers Tennisbewegung erinnert. Heute noch orientieren sich junge Spieler an Couples' flüssigem, ruhigen Bewegungsablauf, der auf den ersten Blick so entspannt aussieht, als würde er den Ball einfach nur ein wenig weiter nach vorne spielen, wie bei einer Freizeitrunde. In Wahrheit brachte er die Entwicklung des modernen Golfsports in Gang: Spieler wie Tiger Woods erkannten, wie wichtig die Länge der Treibschläge ist, und begannen, Golf stärker als Sport und weniger als Spiel zu begreifen.

Couples gilt als Entertainer, den alle mögen. In Augusta kann er sich bis heute kaum einspielen, weil alle etwas von ihm wollen

Diesen Schritt ging Couples nicht. Möglicherweise liegt es an seiner italienischen Herkunft (seine Großeltern benannten sich nach der Ankunft in den USA von Coppola in Couples um). Aber er galt seine Karriere über auch als Entertainer, als leichtlebiger, unterhaltsamer Spieler. Andere, wie Langer, wurden dafür bekannt, harte Arbeiter zu sein, und bekommen dafür bis heute Respekt. Aber wenige Golfer können von sich behaupten, von jedem gemocht zu werden. Couples ist einer von ihnen. Aus Augusta etwa, wo er Jahr für Jahr beim Masters antritt, wird berichtet, dass kein Spieler sich vor seinen Runden weniger einspielen kann als Couples, weil er ständig von allen in Gespräche verwickelt wird.

Trotz zahlreicher Verletzungen und einem lädierten Rücken, der ihn davon abhält, jede Woche zu spielen, macht Couples einfach weiter. Fünf Jahre lang hatte er zuletzt nicht auf der Champions Tour gewonnen, weshalb ihn einige schon abgeschrieben hatten. Als Legende zwar, aber als eine aus der Vergangenheit. Nun spielte er noch einmal eine herausragende Runde - von der er sich erst einmal erholen möchte. Erst im November und Dezember wolle er wieder zum Schläger greifen, sagte Couples nach seinem Sieg. Da sei in seiner Wahlheimat Kalifornien immer herrliches Golfwetter.

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