Görges, Petkovic & Co:Kein Porsche für Deutschlands Tennis-Frauen?

Das einzige Top-Turnier in Deutschland und der berühmte Sportwagenhersteller als Sponsor: Der Porsche-Grand-Prix in Stuttgart stand zuletzt stellvertretend für den Erfolg von Julia Görges und ihren Kolleginnen. Doch nach dem Fed-Cup-Fiasko ist die Stimmung schlecht. Hinzukommt ein interner Streit vor dem Turnier-Start.

René Hofmann

In Stuttgart findet in dieser Woche das einzige Top-Tennisturnier statt, das Deutschland geblieben ist. An der Veranstaltung ließ sich zuletzt der Aufschwung gut ablesen, den vor allem die deutschen Frauen in dem Sport in den vergangenen Jahren hingelegt haben. Obwohl das Turnier zweimal umzog - erst aus dem Vorort Filderstadt an den Cannstatter Wasen, dann von seinem angestammten Termin im Herbst in den Frühling -, blieben die Fans nicht nur treu.

Zuletzt kamen sogar immer mehr - auch, weil die Schwaben vor den Einzel-Auftritten der Tennis-Könnerinnen den Mannschaftswettbewerb Fed Cup spielen ließen. 2011 gewann Julia Görges nach dem Spiel gegen die USA den Tennis Grand Prix. Im Finale besiegte sie die hochgehandelte Dänin Caroline Wozniacki in zwei Sätzen. Ein vergleichbarer Heimerfolg war zuvor Anke Huber 1994 geglückt.

Die Stuttgart-Siegerin bekommt traditionell ein Auto des Hauptsponsors Porsche offeriert. Nach Görges' Triumph und dem, was ihre Fed-Cup-Kameradinnen zeigten, gab sich der Sportwagenbauer aber noch spendabler. Vor einigen Monaten engagierte er sich als Sponsor des gesamten Frauen-Teams. Eine Marke mit einem ähnlich guten Klang war dem Deutschen Tennis-Bund (DTB) schon lange nicht mehr zugelaufen. Stuttgart - der Ort stand für ein neues deutsches Hochgefühl in der Sportart. Das aber könnte schon bald wieder zu Ende sein.

Ausgerechnet in Stuttgart stieg das Fed-Cup-Team am Wochenende aus der Weltgruppe ab. Bei der Niederlage gegen Australien spielte ausgerechnet Julia Görges eine Schlüsselrolle; sie verlor das zweite Einzel gegen die nicht sehr gefürchtete Jarmila Gajdosova 4:6, 4:6. Und ausgerechnet darum, wer den lukrativen Porsche-Deal eingefädelt hat, gibt es offenbar einen Streit zwischen dem neuen DTB-Präsidium und Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner, der die Parteien entzweien könnte - mit bösen Folgen für das Frauen-Team, das es ungeachtet von Siegen oder Niederlagen jüngst zumindest immer schaffte, als Einheit aufzutreten.

Bei den Männern ist eine solche Zersplitterung bereits zu beobachten. Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen wurde von Florian Mayer, dem laut Weltrangliste aktuell besten deutschen Tennisspieler, nicht als Teamchef für den World Team Cup in Düsseldorf nominiert. Ein Vertrauensbeweis sieht anders aus. Nach dem 1:4 in der ersten Runde der Weltgruppe gegen Argentinien in Bamberg geht es auch für die deutschen Männer im September in einem Heimspiel gegen Australien darum, die Klasse zu halten. Scheitern sie, ist jedes Hochgefühl dahin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: