Glosse "Koalaola" zur Fußball-WM:Raus mit euch, aber happy

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Alex Morgan (li.) und ihre US-Kolleginnen sind raus bei der WM - sie verpassen hochinteressante Musik in den Stadien. (Foto: AMANDA PEROBELLI/REUTERS)

Alles bei dieser WM ist vom Weltverband präzise durchgetaktet. Nur die Stadion-DJs machen, was sie wollen. Und das erfrischend taktlos.

Glosse von Felix Haselsteiner, Wellington

Anarchie sieht der Fußball-Weltverband ungern, aber offenbar hat man bei der Fifa rein gar nichts dagegen, sie zu hören. Optisch nämlich ist bei der WM alles akkurat wie eh und je, brav flattern vor jedem Spiel zahlreiche von Menschen getragene Fahnen ins Stadion, immer an der exakt gleichen Stelle wird angehalten, nach links gedreht, angewinkelt, damit schön alle sehen können, dass da weiß auf blau "FIFA" steht.

Alles präzise durchgetaktet. Bis man hinhört. Dann nämlich wird es zügellos. Der Soundtrack dieser Weltmeisterschaft, er liegt ganz offenbar in der Hand lokaler DJs, die einfach spielen, was sie wollen. Wenn Fußballspiele Partys sind, dann sind diese WM-Spiele Studenten-Hauspartys, bei denen einer der Anwesenden seinen Ipod an die Anlage anschließt und auf "Zufällig" klickt. Es ist ein beachtliches Sammelsurium aus Diana Ross, Beyoncé, Lynyrd Skynyrd, AC/DC, U2, Whitney Houston, Abba und alten Indie-Hits, das seit Wochen durch Stadien in Australien und Neuseeland hallt. Ein völliger Kontrast zum sonst präzise geordneten Plan, aber gleichzeitig herrlich in seiner Vielfalt.

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Wie bei jeder Studentenparty gibt es in der Playlist natürlich Tops und Flops. Da ist zum Beispiel das vor der Verlängerung zwischen den USA und Schweden im Achtelfinale eingespielte "Take me Out" der Band Franz Ferdinand zu nennen, bei dem der DJ das lange Intro so abspielte, dass rechtzeitig zum Anstoß der Vers begann und es fast schade war, dass er abgebrochen werden musste, weil wieder Fußball gespielt wurde.

Den Tiefpunkt erlebte die deutsche Mannschaft, die übrigens ihre Tore mit dem Titel "Zombie Nation" bejubelte und daher auch kaum geschockt gewesen sein durfte, als das Omen zum Nomen folgte, in Form des Vorrunden-Aus. Gerade als Deutschland und Südkorea sich gegenseitig weinend gegenüber standen angesichts der nahenden Heimreise nach Frankfurt und Seoul, klickte oben am Regler wieder jemand mitten rein ins Playlist-Allerlei, und auf einmal sang Pharrell Williams "Happy" durch das Stadion. Es handelt sich dabei - erfahrene Studentenparty-Besucher wissen das - um einen klassischen Rausschmeißer.

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