Süddeutsche Zeitung

Glosse "Linksaußen":Tierisch goldene Zeiten

Die Straubing Tigers passen sich an die Moderne an, die Münchner Löwen lüften das Geheimnis um ihr neues Trikot - und haben gerade noch so ihren Stern auf der Brust gerettet.

Von Andreas Liebmann

Man kann nur erahnen, was einem weltgewandten Niederbayern vor, sagen wir mal: 80 Jahren spontan in den Sinn gekommen wäre, hätte man ihn mit dem Begriff Re-Branding konfrontiert. Möglicherweise irgendetwas Hochprozentiges. Vielleicht wäre das auch vor 20 Jahren noch so gewesen, als das bisherige Logo der Straubing Tigers entstand, ein brauner Tiger. Anlässlich des Klubjubiläums ist es nun jedenfalls gere-brandet worden, wie der Eishockeyklub in einer Pressemitteilung polyglott erklärte, in der man überhaupt sehr viel Nützliches über Wording, Corporate Design und Identität erfuhr. Und dass der Tiger nun "sowohl aggressiv als auch stolz" wirkt. Vor allem ist er blau. Mit Streifen.

Damit rasch zurück nach München, wo der Löwe schon immer blau war. Auch hier haben sie zuletzt designt und gebrandet, was das Zeug hielt, weil ja auch ohne Jubiläen jedes Jahr neue Trikots verkauft werden wollen. Gelüftet haben die Sechziger im Trainingslager dann zwar nicht ihre Trikots, wohl aber das Geheimnis um dieselben. Dunkelblau sind sie also, die neuen Away-Leibchen (away heißt weg), und ein wahrer Kraftakt sei ihrer Vollendung vorausgegangen, weil die Designer erst so spät loslegen konnten. Ein Aufstieg in Liga zwei hätte es nämlich mit sich gebracht, dass man ohne Rückensponsor hätte planen müssen, und vor allem: ohne Stern. Denn in der dritten Liga darf ein solcher schon für den Gewinn nur einer Meisterschaft die Brust zieren, in Liga zwei hätte man ihn einkassiert. Puh! Im letzten Moment abgewendet...

Die Aufdrucke der Löwen glitzern nun golden, allein das ein meisterlicher Coup - wo sonst in der Stadt gäbe es zurzeit wohl goldbedruckte Shirts? Kernelement bleibt der Slogan unterm Kragen. Dort, wo beim großen Nachbarn einst "Mia san mia" stand und beim nicht mehr gar so großen kleinen Nachbarn Unterhaching der orthografische Hinweis: "UNS schreibt man WIR" (ein Rätsel, wie man mit einem solchen Slogan je absteigen konnte). "Einmal Löwe, immer Löwe", steht auf den Sechzig-Trikots. Die goldene Regel gilt vielleicht nicht für den früheren 1860-Nachwuchstrainer Julian Nagelsmann, der nun eine Straße weiter das Training leitet, wohl aber für den treuen Investor - da können Fans im Trainingslager Scheichlieder schmettern, wie sie wollen. Und für Marius Wolf, den Dortmunder, der eines Tages zurückkehren will, wie er sagt. Hoffentlich bleibt Zugang Marcel Bär so lange. Dann stünden unter "Einmal Löwe, immer Löwe" dereinst die Namen WOLF und BÄR.

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