Glosse "Linksaußen":Steine statt Beine

Glosse "Linksaußen": Groß, aber nicht groß genug: Das Modell der Münchner Allianz-Arena im Legoland Günzburg.

Groß, aber nicht groß genug: Das Modell der Münchner Allianz-Arena im Legoland Günzburg.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Allianz Arena verliert einen Rekord - und das Grünwalder Stadion gewinnt eine ganz neue Perspektive.

Von Markus Schäflein

Zum Super Bowl am 13. Februar droht der Münchner Allianz Arena ein schweres Schicksal. Das SoFi Stadium in Los Angeles wird aus Legosteinen nachgebaut, und der amerikanische Gigantismus schlägt mal wieder zu: Insgesamt soll das Modell 1,2 Meter hoch und 9,1 Meter lang werden, einen Weltrekord aufstellen - und die Allianz Arena ablösen, deren Variante im Legoland Günzburg einen Meter hoch und fünf Meter lang ist.

Noch viel kleiner (38 × 38 × 15 Zentimeter), allerdings für jedermann erhältlich, ist die Lego-Variante des Grünwalder Stadions, die die Merchandising GmbH des TSV 1860 München auf den Markt gebracht hat. Die Löwenfans sind ja froh, nicht mehr in der (auch im Original riesigen) Allianz Arena zu spielen, aber jeden Schmarrn lassen sie sich trotzdem nicht andrehen. Das Internetportal Fupa titelte jedenfalls: "TSV 1860 verkauft Grünwalder zum selber basteln: Fans erschrecken beim Preis." Der Fanshop wirbt zwar damit, dass "der löwenstarke Spielspaß für Groß und Klein" im "Einführungspreis nur 99,95 Euro" kostet, aber die Anhänger kritisieren Größe und Optik des Stadions aus "Klemmbausteinen". Der hölzerne Begriff Klemmbaustein weist zudem darauf hin, dass es sich nicht um Originalplastik von Lego handelt, was bei Legofans ebenfalls Beklommenheit auslöst.

Glosse "Linksaußen": Die Burg in Boulogne-la-Grasse auf einer Postkarte aus dem Jahr 1910.

Die Burg in Boulogne-la-Grasse auf einer Postkarte aus dem Jahr 1910.

(Foto: Kharbine-Tapabor/Imago)

Wer in Steine statt Beine investieren will, findet derzeit in Frankreich ein attraktiveres Angebot. Ab 59 Euro gibt es in Boulogne-la-Grasse, hundert Kilometer nördlich von Paris, einen Anteil an einer Burg zu kaufen. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom reichen Grafen Charles von Boulogne erbaut, mit hübschen Elementen aus Gotik und Romantik, monsterköpfigen Wasserspeiern und lateinischen Inschriften. Heute ist sie verfallen (bzw. "verwunschen", was sich besser vermarkten lässt) und geht zum Einführungspreis von nur 500 000 Euro weg. Fast 3000 zukünftige Burgherren und -frauen aus 48 verschiedenen Ländern haben schon zugeschlagen.

Das wäre doch auch was für die Löwenfans: echte Steine statt Klemmbausteine. Nachdem der zweitligataugliche Umbau des verwunschenen Grünwalder Stadions rund 50 Millionen Euro kosten könnte, müssten 50 000 Anhänger je nur 1000 Euro einzahlen, und schon könnten die Bagger anrollen. Die Immobilieninvestoren könnten nicht nur je 0,002 Prozent am Stadion erwerben, das von den Ultras mit Löwenfiguren und rätselhaften Inschriften (ELIL, #SadS) reich verziert wurde. Sondern auch das exklusive Vorrecht, bei einem Fassungsvermögen von 18 600 Zuschauern jedes dritte Heimspiel live zu sehen. Ganz ehrlich: Wer braucht schon eine Burg?

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: