Glosse "Linksaußen":Mobilitätswende mit Orcas

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(Foto: SZ-Grafik)

Herrschings Volleyballer haben sich Ärger eingehandelt, weil sie ihre Fans lieber im Auto zum Audi Dome fahren sehen wollten als mit dem Bus. Für das Playoff-Viertelfinale gegen Friedrichshafen deutet sich aber eine Lösung an.

Von Sebastian Winter

Der Tierpark Hellabrunn hatte es nicht einfach in diesem Winter. Zuerst starben die vier beliebten Erdmännchen Ruanda, Quodo, Quimbele und Rafiki beim tragischen Einsturz ihrer selbst gegrabenen Schlafhöhle. Im Februar musste dann Else eingeschläfert werden, die Schwarzspitzenriffhaidame hatte immerhin schon 20 Jahre auf der Rückenflosse. Und nun das: Wegen Gleisbauarbeiten im Bereich der Implerstraße kommt es für alle Münchner, die von Norden her in den Zoo wollen, ab nächster Woche bis zum 19. Juni, immerhin ist der 19. Juni 2022 gemeint, zu erheblichen Einschränkungen auf den U-Bahn-Linien 3 und 6. Schienenersatzverkehr also, kennt man ja in München schon von gefühlt jedem zweiten Wochenende, Stichwort Stammstreckensperrung.

Glücklicherweise haben die Arbeiten nichts mit der verirrten Katze zu tun, die Feuerwehrleute am vergangenen Sonntag aus dem Versorgungsschacht eines Schwabinger Wohnhauses nahe der Implerstraße befreit haben. Die Mieze war so unglücklich den Schacht hinabgerutscht, dass die Einsatzkräfte in der darunter liegenden Wohnung ein Loch in die Wand bohren und hämmern mussten, um das Tier zu befreien. Nicht auszudenken, wie viele verlorene Tiere in den Schächten der zweiten Stammstrecke... nun ja.

Nach Friedrichshafen trampen können sie nun nicht mehr. Es gibt ja keine Halle dort

Weil es so rumpelt mit den Öffis am Hauptsitz der Bayerischen Motoren Werke (in Wahrheit vor allem wegen Corona), haben die Herrschinger Volleyballer vor ihrem letzten Rückrundenspiel gegen KW-Bestensee (3:0) im Audi Dome dazu aufgerufen, "mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuß" anzureisen. Verbunden mit dem Hinweis, es stünden "jeweils ausreichend Parkmöglichkeiten zur Verfügung". Hatten sie Angst, dass sich Menschenmassen in den Stadtbussen drängen und sich so einer zu großen Corona-Gefahr aussetzen? Na ja, bei 700 Zuschauern war diese im Nachhinein eher unbegründet. Und Ärger vom für den Audi Dome zuständigen Bezirksausschuss Sendling-Westpark gab's obendrauf. Von Luftverschmutzung und Staubildung durch fehlgeleitete Besucherströme sprach dessen Vorsitzender - die Herrschinger (ihr Vereinsmaskottchen ist ein Orca) nahmen den Auto-Appell wieder von ihrer Homepage. Auch wenn's ihrem Mobilitätspartner, einem örtlichen Autohaus, mächtig gestunken haben dürfte.

Für das kommende Playoff-Viertelfinale gegen den frischen Pokalsieger VfB Friedrichshafen sollte der KFZ-geile Klub schon mal gut recherchieren. Früher sind die Herrschinger ja schon mal nach Friedrichshafen über die A 96 getrampt, das öffentlichkeitswirksame Carsharing funktionierte. Beim Auswärtsspiel gegen den VfB wird das an diesem Samstag aber nicht funktionieren. Die Partie ist nämlich in Neu-Ulm, weil Friedrichshafen daheim gar keine Halle mehr hat. Anfahrt mit dem Zug: zweieinhalb Stunden von Herrsching bis zum Bahnhof Neu-Ulm, 500 Meter laufen, ab in die Buslinie 5 - an der dritten Haltestelle ist das Ziel erreicht. Tierisch einfach, oder?

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