Glosse "Linksaußen":Fürth hat viel auf der Pfanne

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Als ob es nicht reichen würde, dass die SpVgg in der ersten Liga spielt und der Club in der zweiten, erleidet Nürnberg im Städteduell eine weitere bittere Heimniederlage - bei der Wahl zur "Miss Bayern".

Von Markus Schäflein

In den guten alten Zeiten war es undenkbar, dass eine Fürtherin sich überhaupt nach Nürnberg begab oder gar eine Nürnbergerin nach Fürth. So wurde der anerkannt bullige Linksaußen Hans Sutor im Jahre 1920 bei der damals noch greutherfreien SpVgg Fürth rausgeworfen - weil er eine Nürnbergerin geheiratet hatte. Der Verein "Treu-Fürth" hatte ja gerade den Nürnberg-freundlichen Stadtrat gestürzt, mehr als die Hälfte der Sitze ging an die neugegründete Partei "Fürther Selbständigkeit". Sutor blieb nichts anderes übrig, als zum Club zu wechseln und dort Nationalspieler zu werden.

Aber die Zeiten haben sich geändert. Die Stadtgrenzen in der so genannten Metropolregion verschwimmen, wegen günstigerer Mieten zieht mancher gar von Erlangen nach Fürth. Franken heißt mittlerweile Nordbayern, und nordbayern.de berichtete am Wochenende: "In Nürnberg wurde heute eine Fürtherin aufs Siegertreppchen gewählt. Leila Kraus ist die neue Miss Bayern. Insgesamt acht Kandidatinnen waren zu der Wahl in einem Nürnberger Autohaus angetreten. ,Ich fühle mich sehr überwältigt und habe null damit gerechnet', meinte die zierliche Fränkin mit den dunklen Haaren, die als Sekretärin arbeitet."

Nachdem Fürth in der ersten Bundesliga spielt und der Club in der zweiten, bedeutete diese Heimniederlage bei der Misswahl den nächsten Rückschlag für Nürnberg im Wettbewerb der Nachbarstädte. Auf den undankbaren Platz zwei kam nämlich die Nürnbergerin Supharada Anya Kisskalt, Mitglied der Taekwondo-Nationalmannschaft. Zum schwachen Trost wurde sie zusätzlich zur "Miss Auto Zitzmann" gekürt. Und neben den Schärpen bekamen die Missen etwas besonders Schönes überreicht: Franz Müllner, der fünf Mal den Titel "Stärkster Mann Österreichs" holte, "bog live auf seinem Oberschenkel jeweils eine Pfanne zusammen, in die er eine Rose steckte". Die Botschaft war klar: Frauen sind dazu da, gut auszusehen, und Männer sind dafür da, Pfannen zusammenzubiegen.

Dass die Fürtherinnen außergewöhnlich hübsch sind, ist kein Geheimnis mehr, seit die glaubwürdigen Kronzeuginnen Waltraud und Mariechen sangen: "Es sind die schönen Frauen von Fürth / wo's jedem Kerl ganz anders wird. / Richtige Feger, / Traum der Schürzenjäger." Die Nürnberger Pfannenzusammenbieger behaupten hingegen seit jeher, dass die Frauen in Fürth nur so schön wirken im Kontrast zum hässlichen Stadtbild. Das muss man nun, da eine Fürtherin in Nürnberg siegte, wohl als widerlegt ansehen. Und das ausgerechnet zum (Corona-bedingt verschobenen) 100. Jubiläum des Sutor-Wechsels.

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