MeinungOlympia-Kolumne „La Glosse“:Dong Dongs Erben: Eine Würdigung der schönsten Athletennamen in Paris

Glosse von Holger Gertz, Paris

Lesezeit: 1 Min.

Für Australien im Ring: Teremoana Teremoana. (Foto: Peter Cziborra/Reuters)

Von Olympia-Athleten, die klingen wie Stationen im Pariser Nahverkehr, und Gute-Laune-Klassikern aus Fernost. Aber leider: Bruce/Li kämpft nicht mehr.

Dong Dong ist leider nicht mehr dabei, der chinesische Großmeister und Olympiasieger im Trampolinturnen. Niemand war klanglich so sehr eins geworden mit dem kennzeichnenden, federnden Geräusch, das seine Sportart hervorruft. Ein Mensch, der den Trampolinsport dominiert und Dong Dong heißt: Das war – und ist – weit davon entfernt, ein Namenswitz zu sein. Das muss als Namenskunst gewürdigt werden.

Wenn sich bei Olympia Tausende Athleten und Athletinnen versammeln, sollte es jemanden geben, der Dong Dong das Wasser reichen kann. Bei den vergangenen Winterspielen war der Eisschnellläufer Bart Swings (Belgien) ihm nahegekommen. Bart swings: ein Name wie ein ganzer Satz. Wer dem Läufer zusah, wie elegant und rhythmisch er sich die Eisbahn entlangbewegte, musste eingestehen: Der Satz beschrieb das Tun des Mannes perfekt.

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Wer sind nun die Erbinnen und Erben von Dong Dong und Bart Swings bei den Olympischen Spielen in Paris? Es gibt einen Australier, der hinten heißt wie vorn: Teremoana Teremoana – als Schwergewichtsboxer tatsächlich eine doppelte Portion. Es gibt die klangvollen französischen Fechterinnen, im Säbelfinale traten gegeneinander an Sara Balzer und Manon Apithy-Brunet. Genau so könnten auch Haltestellen im Pariser Nahverkehrsnetz heißen, und überhaupt klingt jeder Name noch besser, wenn man sich vorstellt, einer der herrlichen Metro-Ansager würde ihn vortragen. Nächste Station: Apithy-Brunet.

Erwähnenswert auch der fernöstliche Gute-Laune-Klassiker im Badminton der Frauen, Supanida Katethong (Thailand) gegen Sin Yan Happy Lo (Hongkong). Denn erst die Kombination verschiedener Elemente lässt profanen Namenszauber zu wahrhaftiger Namensmagie heranwachsen. Schon am Sonntag bewiesen die Schwimmerinnen über 200 Meter Freistil, dass der olympische Mensch ein Kämpfer ist, gegen Hitze genauso wie gegen Regen und Sturm und überhaupt gegen Widrigkeiten aller Art. Entsprechend umtost war der Vorlauf, in dem gegeneinander antraten: Snæfríður Sól Jórunnardóttir (Island), Erika Fairweather (Neuseeland), Barbora Seemanová (Tschechien). Der kamerunische Schwimmer Giorgio Armani Nguichie Kamseu Kamogne flog zwar im Vorlauf raus, kombinierte aber Modebewusstsein und die Bereitschaft, alle Anzeigetafeln maximal auszufüllen.

Leider setzt auch das kanadische Badmintondoppel Bruce/Li dem Kampfsport kein verstecktes Denkmal mehr. In Paris, der Hauptstadt kulinarischer Hochkultur, gewannen dafür zwei Amerikanerinnen mit ihren Sprüngen vom Dreimeterbrett zwar nur Silber, im Wettbewerb der schönen Namen allerdings gebührt Gold dem Synchronspringerinnen-Duo Bacon und Cook.

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