Glosse:Freiheit über den Dächern

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Wenn die Wolken sich über St. Petersburg auswringen, dann verschwinden all die merkwürdigen Botschaften auf den Straßen der Stadt.

Von Claudio Catuogno

In St. Petersburg, der nördlichsten Millionenstadt der Welt, ziehen während dieser Weltmeisterschaft oft große Wolken über die großen Häuser, aus diesen Wolken fallen Millionen große Regentropfen, ungefähr so groß wie die Matroschkas, die es hier in den Souvenirläden zu kaufen gibt. Wenigstens kommen sie einem so groß vor, die Regentropfen, wenn man mal wieder durchnässt unter einem Hoftor Zuflucht sucht und um die Füße herum das Wasser zu steigen beginnt. Denn von den Hausdächern führen zwar alle paar Meter Regenrohre herab, die so lang und breit sind, wie man sich Putins Mittelstreckenraketen vorstellt, sie münden aber nicht in die Kanalisation, sondern auf die Gehwege. St. Petersburg bei Regen, das ist wie ein Spaziergang direkt unter dem Talnikowy-Wasserfall, und das ist nun auch deshalb ein bisschen schade, weil die Fluten die kleinen Botschaften wegspülen, die hier überall aufs Pflaster geschrieben sind.

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