Als Person hat sich Sommer in Gladbach schon seit längerem etabliert. Bei der Teampräsentation war es Sommer, der im Chor der Zugänge am lautesten die Fan-Hymne mitsang. Er hatte sich das Mikrofon vom Moderator geschnappt und seine zurückhaltenden Kollegen bei diesem Initiationsritus angeführt. Ihm sei wichtig, dass der Klub ihn engagieren wollte, nicht allein der Trainer, sagt Sommer: "Ich bin nicht der Typ der einfach irgendwohin wechselt. Mir ist es wichtig ein Umfeld anzutreffen, wo ich mich wohl fühle."
Sommer entspricht in seiner Außendarstellung nicht dem typischen Profifußballer. Spieler wie er werden oft in die intellektuelle Ecke gedrängt. Ob er sich in dieser Rolle gefällt? Sommer denkt nach: "Das sind einfach Dinge, die ich gerne tue. Der Stempel des Intellektuellen stört mich nicht, er ehrt mich."
Auf dem Platz fällt Sommer vor allem durch seine Spielweise auf. Der Schweizer bezeichnet sich selbst als "offensiven" Torwart, als Spieler, der nicht einfach als letzter Mann das Treiben der Teamkollegen begutachtet. Sommer will in die taktische Ausrichtung der Mannschaft eingebunden sein, als Impuls- und Taktgeber in der Spieleröffnung.
Als er in Basel noch dritter Torwart war, ließ ihn der Trainer auf dem Feld mittrainieren, davon profitiere er heute, sagt Sommer. Er fühlt sich wohl vor dem Strafraum, ist stets anspielbar in der Mitte, wenn die Außenverteidiger vorrücken und die Innenverteidiger seitlich verschieben. Wie das in Vollendung aussieht, hat Manuel Neuer erst kürzlich bei der WM zelebriert. "Es macht Spaß, ihm zuzuschauen", sagt Sommer über den deutschen Nationaltorhüter.
In Gladbach haben sie sich mit dieser Spielweise seit der Schaffenszeit von ter Stegen angefreundet. Auch ein Grund, weshalb die Wahl für ter Stegens Nachfolger auf Sommer fiel. Dass die Gladbacher mit ihm die künftige Schweizer Nummer eins verpflichtet haben, wussten sie damals noch nicht. Wolfsburgs Diego Benaglio trat vergangene Woche aus der Nationalmannschaft zurück, Auswahl-Trainer Vladimir Petkovic bestimmte Sommer am Freitag als Nachfolger. "In der Schweiz die Nummer eins zu sein wird ihm zusätzlichen Schub für die Bundesliga geben", sagt Stiel.
Sommer selbst ist vorsichtiger. "Sollte es wirklich so kommen, ist das für mich ein große Ehre." Im Moment konzentriere er sich auf Gladbach. Acht Millionen Euro sind viel für einen 25-jährigen Torwart aus der Schweiz. Er will die großen Erwartungen nicht enttäuschen.