Gladbachs 5:1-Sieg:Der Ketchup-Effekt

Die Offensive von Borussia Mönchengladbach erzielt im Heimspiel gegen Bremen endlich wieder die erhoffte Wirkung: Ein Schwall an Toren (fünf) ergießt sich über die überforderten Bremer.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Dänen haben auch ihren Stolz. Zum Beispiel Andreas Christensen. Der 19-Jährige aus Allerod gilt als ganz großes Abwehrtalent. Er ist zurzeit für zwei Jahre vom FC Chelsea an Borussia Mönchengladbach ausgeliehen, weil er sich in der Bundesliga für die Premier League empfehlen soll. Stattdessen sah er sich in den vergangenen Wochen allerdings dem Vorwurf ausgesetzt, mit Gladbach die Schießbude der Liga zu betreiben. Fünf Niederlagen aus sechs Pflichtspielen mit 19 Gegentreffern lautete die Bilanz der besorgten Borussen, ehe ausgerechnet der angenervte Innenverteidiger Christensen am Freitagabend beim Spiel gegen Werder Bremen gewissermaßen auf den Tisch haute - sogar zwei Mal.

Denn Christensen steuerte zum 5:1-Sieg der Gladbacher neben einer soliden Abwehrleistung gleich zwei Treffer bei - seine ersten in der Bundesliga. "Ein schönes Gefühl, ein neues Gefühl auch", sagte der Däne in dezidiertem British-English und ließ sich als Borussias vorrangiger Retter feiern aus jener Krise, die den Fußballern vom Niederrhein nach den vorherigen Misserfolgen bereits angehängt worden war. "Dieser Sieg beruhigt die Lage wieder ein bisschen", sagte der Trainer André Schubert erleichtert.

Mönchengladbach 05 02 2016 Borussia Park Torjubel Andreas Christensen BMG VfL Borussia Möncheng; Andreas Christensen

Zweifacher Torschütze für Gladbach: Verteidiger Andreas Christensen.

(Foto: Moritz Müller/imago)

Verteidiger Stranzl gibt nach fünf Monaten sein Comeback

Und noch ein skandinavischer Spieler im Gladbacher Trikot hatte gute Laune. Die metaphorische Prophezeiung des Norwegers Havard Nordtveit vom "Ketchup-Effekt", wonach sich die spielerische Blockade der Mannschaft gegen Bremen in einem Torschwall auflösen sollte, schlug exakt ein. Fünf Treffer sind ein echter Schwall, der die Alarmstufe bei den abstiegsgefährdeten Bremern noch tiefer ins Rote färbte. Lars Stindl (12.), Andreas Christensen (31., 50.), Raffael per Foulelfmeter (70.) und Havard Nordtveit (88.) bei einem Gegentreffer per Foulelfmeter durch Claudio Pizarro (56.) schossen die Borussia zunächst aus der Krise und zurück in die Nähe jener Champions-League-Qualifikationsplätze, von denen sie träumen. "Die Mannschaft hat eine überragende Leistung gezeigt", sagte der Österreicher Martin Stranzl, 35, der als spät Eingewechselter sein Comeback nach fünfmonatiger Verletzungspause feierte und den Sieg hoch einordnete: "Wir sind froh, dass wir hier ein Stück weit die Wende geschafft haben."

Lindernd wirkt dieser Sieg vor allem für den zuletzt medial angezählten Trainer André Schubert, dem der Bezahl-TV-Sender "Sky" eigens einen Beitrag gewidmet hatte, in dem es explizit um Schuberts "Dünnhäutigkeit" ging. "Diesem Vorwurf müssen wir Ergebnisse entgegensetzen", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl recht trocken ins "Sky"-Mikrofon und sah seine Hoffnung knapp zwei Stunden später erfüllt. Die Gladbacher rangieren tabellarisch weiterhin verheißungsvoll und würden nun gerne wieder an jene erfolgreiche Phase spektakulären Fußballs anknüpfen, in der sie in der Hinrunde binnen zehn Spielen vom letzten auf den dritten Platz gestürmt waren.

Schema & Statsitik

Alle Daten und Fakten zum Spiel stehen hier.

Im nächsten Spiel kehrt Kapitän Xhaka zurück. Muss Nordtveit raus?

"Solche Leistungen haben natürlich Begehrlichkeiten geweckt", sagte Schubert nun noch einmal und wiederholte auch, dass seine Mannschaft auf diesem Niveau halt nicht eine ganze Saison lang durchspielen könne. Zumindest für den Moment aber sieht er "die Frische und die Power von damals" zurückgekehrt. Er freut sich für das nächste Spiel beim Hamburger SV zudem auf die Rückkehr seines Kapitäns Granit Xhaka, der gegen Bremen zum dritten und letzten Male hatte zuschauen müssen nach seiner roten Karte im letzten Hinrundenspiel gegen Darmstadt.

Mit Xhaka und Mahmoud Dahoud hat Schubert dann auch jenes zentrale Mittelfeld wieder komplett, das in der Hinrunde meist ein Stabilisator gewesen war. Aus dieser guten Nachricht ergibt sich für den Trainer allerdings auch ein Problem, denn Schubert muss dann ein neues Betätigungsfeld für Nordtveit finden, der aus der Startelf kaum mehr wegzudenken ist. Und der zuletzt sogar als Kapitän aushalf und inmitten seiner Vertragsverlängerungsverhandlung mit dem Sportchef Eberl eine neuerliche Degradierung auf die Ersatzbank kaum als Motivationsspritze zum Verbleib in Mönchengladbach empfinden würde. Insofern hat Schubert durch den 5:1-Sieg ein neues Problem: Entweder verändert er das siegreiche Team - oder er setzt den Rückkehrer Xhaka auf die Bank. Erfolg macht die Entscheidungen manchmal nicht leichter.

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